Die Suche nach dem tieferen Sinn der Arbeit stellt Personaler:innen vor neue Herausforderungen

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Die Sinnrevolution: Wieso gehen wir arbeiten? Der ursprüngliche Sinn der Arbeit, die Befriedigung materieller Bedürfnisse, hat schon längst ausgedient.

Der arbeitende Mensch möchte nicht nur ein vernünftiges Gehalt sondern auch Selbstverwirklichung, Glück und Sinnstiftung am Arbeitsplatz erfahren. Dieser Wandel wird massiv, nicht nur durch die Generation Y, getrieben. Generationsübergreifend stellen sich Mitarbeiter:innen und Führungskräfte die Frage, welchen sinnvollen Beitrag das eigene berufliche Wirken für die Gesellschaft liefert. Personalabteilungen spüren diesen Trend bereits. Laut einer Studie der Deutschen Gesellschaft für Personalführung (DGFP) glauben 69 % der Personalverantwortlichen, dass der Wertewandel sich stark auf das Personalmanagement auswirken wird. Über ein Drittel der Deutschen lehnt es gar ab, in einem Job zu arbeiten, der nicht sinnstiftend ist (McKinsey & Ashoka, „Karrierewege für Weltveränderer“). Unternehmen, die eine glaubwürdige Antwort auf die Sinnfrage liefern, haben einen entscheidenden Vorteil auf dem hart umkämpften Talentemarkt.

Persönliche Entwicklung durch Engagement

Welche Möglichkeiten, die über klassische Spendenprogramme hinausgehen, bieten sich für Unternehmen? Aktuell wird kompetenzbasiertes Engagement, auch pro bono genannt, verstärkt als Instrument der Personalarbeit diskutiert. Pro bono bedeutet, die unentgeltliche Bereitstellung beruflicher Kompetenzen für soziale Zwecke. In den USA ist pro bono bereits weit verbreitet und bei namhaften Unternehmen wie Deloitte, Microsoft oder IBM fest in der Personalarbeit verankert. Pro-bono-Projekte sind so vielfältig wie spannend: Personaler:innen beraten eine Umweltschutzorganisation zu ihren Einstellungsprozessen, Controller:innen entwickeln ein Budgetinstrument für ein Jugendförderwerk und Führungskräfte begleiten ihre Kolleginnen und Kollegen in gemeinnützigen Organisationen zu Strategieentwicklung und Personalführung. Auch in Deutschland gewinnt dieser Trend an Fahrt. Die gemeinnützige Vermittlungsagentur Proboneo baut aktuell einen Marktplatz für Pro-bono Engagement auf.

„Der arbeitende Mensch möchte nicht nur ein vernünftiges Gehalt, sondern auch Selbstverwirklichung, Glück und Sinnstiftung am Arbeitsplatz erfahren.“

Pro bono, gut für die Karriere und die Gesellschaft

Für Unternehmen zahlt sich pro bono gleich doppelt aus. Gelungene Pro-bono-Arbeit verknüpft authentisches Engagement mit der persönlichen und beruflichen Entwicklung von Fach- und Führungskräften. Hier stehen insbesondere die Förderung von Sozialkompetenzen, die Bindung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und das Knüpfen neuer Netzwerke im Vordergrund. Gerade in einer zunehmend dynamischen und komplexen Arbeitswelt werden fachübergreifende Kompetenzen immer wichtiger. Fähigkeiten wie Selbstreflektion, Empathie, Teamfähigkeit, Ambiguitätstoleranz und unternehmerisches Handeln ermöglichen Führungskräften von Morgen adäquat auf zukünftige betriebliche Herausforderungen zu reagieren. Diese Kompetenzen können nur schwer durch klassische Entwicklungsmaßnahmen trainiert werden. Hier setzt pro bono an. Eine interne Untersuchung der Allianz zeigt, dass Mitarbeiter:innen durch Pro-bono-Engagement erlernte Fähigkeiten auch am Arbeitsplatz einsetzen konnten. Außerdem zeigen sich positive Effekte auf die Mitarbeitendenbindung- und Motivation.

Zugänge und Angebote schaffen

Pro bono ist ein wirkungsvolles und wertvolles Personalinstrument. Eine von Proboneo durchgeführte Umfrage macht deutlich, dass sich die Mehrheit der Fach- und Führungskräfte sozial engagieren möchte. Zeitlich stark eingespannten Fach- und Führungskräften fehlen Zugänge zu gemeinnützigen Organisationen und entsprechende Angebote des Arbeitgebers. Diese können mit pro bono auf verschiedene Bedürfnisse reagieren: von einem intensiven, eintägigen Teamprojekt bis zur längerfristigen Begleitung von gemeinnützigen Organisationen im Rahmen eines Entwicklungsprogramms ist alles möglich. Pro-bono-Programme bieten mehr als gutes Karma, sie binden motivierte Mitarbeiter:innen und sichern die Zukunft der Unternehmen. Mit diesem Ziel entdecken vorausschauende Personaler:innen die Potenziale von pro bono frühzeitig und binden sie in ihre Personalstrategie ein.

Weitere Informationen:

Competence Center Human Resource Management

 

Autoren:

Claudia Leißner
HAA Leissner
Chemikerin, Gründerin und Geschäftsführerin der Proboneo gGmbH, einer gemeinnützigen Vermittlungsagentur für Pro-bono-Projekte. Ehemals Beratung für gesellschaftliche Investitionen bei der gemeinnützigen Auridis GmbH und Strategieberaterin bei McKinsey & Co, Inc. in Hamburg.

 

Bastian Müller
HAA MuellerStudierter Betriebswirtschaftler, Vermittlungsmanager bei der Proboneo gGmbH und Berater in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit und im Customer Relationship Management eines multinationalen Unternehmens. Experte für die Themen CSR und Social Entrepreneurship im deutschen und internationalen Kontext.

Torsten Bittlingmaier

Bittlingmaier_Torsten_PE_102165_F_NUR_webGeschäftsführer der Haufe Akademie Inhouse Training und Consulting. Langjährige Führungserfahrung in leitenden HR Positionen in DAX und Mittelstand. Branchenerfahrung in Maschinenbau, Software, Telekommunikation und Versicherung.

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