Praxischeck: Herausforderung Digitalisierung

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Welche Kompetenzen benötigen Mitarbeiter:innen, wie bereiten Unternehmen sie wirksam vor?

Neue Arbeitswelten, digitaler Wandel, Industrie 4.0, Digitalisierung betrifft uns alle! Unternehmen setzen sich bereits mehr oder weniger aktiv mit den Herausforderungen der Digitalisierung auseinander. Aber welche Kompetenzen sind nötig, um in einer immer digitaler werdenden Arbeitswelt wirksam zu agieren? Und welche Sichtweise haben Unternehmen darauf?

Dieser Frage ging das Competence Center Human Ressource Management der Haufe Akademie erstmals nach und beauftragte eine wissenschaftliche Bachelor Arbeit an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg. Ziel der Autoren und Autorinnen war es, im Rahmen einer qualitativen Untersuchung, wichtige Funktionsträger aus der Personalentwicklung über ihre individuellen Erfahrungen im Umgang mit den Herausforderungen der Digitalisierung zu befragen. Hierbei wurden wertvolle Einblicke darüber gewonnen, über welche Kompetenzen Mitarbeiter:innen mit der zunehmenden Digitalisierung verfügen sollten und wie Unternehmen ihre Mitarbeitenden effektiv auf den Wandel vorbereiten können.

Von Veränderungs- bis Lernkompetenz: Maximale Flexibilität und Offenheit sind von Mitarbeiter:innen gefragt

Veränderungskompetenz als entscheidende Komponente
Sehr schnell wird deutlich: Auch wenn die Digitalisierung ihren Höhepunkt noch nicht erreicht hat, bringt sie für Unternehmen und Mitarbeiter:innen bereits tiefgreifende Veränderungen mit sich: Neue Technologien finden kontinuierlich ihren Weg in den Arbeitsalltag, Kommunikationswege werden zunehmend in den virtuellen Raum verlagert und repetitive Aufgaben durch automatisierte Prozesse abgelöst – alles wird auf Digitalisierung getrimmt. So beschreiben die befragten Experten den Einfluss der Digitalisierung und betonen dabei die Schnelllebigkeit von Veränderungen. Um mit diesen umgehen und die eigene Arbeitsweise den veränderten Anforderungen anpassen zu können, benötigen Mitarbeiter:innen daher eine ausgeprägte Veränderungskompetenz. Dabei sind neben der Umsetzung von Veränderungen in den Arbeitsalltag, vor allem die grundlegende Offenheit und Lust darauf, Veränderungen aktiv mitzugestalten, für einen erfolgreichen Umgang mit der Digitalisierung notwendig.

Digitale soziale Kompetenz
Da sich durch die internetbasierte Vernetzung und den Einsatz moderner Kommunikationstools zudem auch das Kommunikations-verhalten, im internen wie auch im externen Bereich verändert hat, benötigen Mitarbeiter:innen Kompetenzen, um auch im virtuellen Raum erfolgreich mit Kollegen und Kolleginnen zusammenzuarbeiten.

Die digitale soziale Kompetenz enthält dabei klassische Komponenten wie Kommunikations-, Konflikt- oder Teamfähigkeit, bezieht diese allerdings ebenfalls auf den virtuellen Kontext und beschreibt damit die Fähigkeit, verbale als auch nonverbale Botschaften im virtuellen Raum richtig zu interpretieren.

Medienkompetenz
Da im Zuge der Digitalisierung neue Entwicklungen der Informations- und Kommunikationstechnologie kontinuierlich Einzug in den betrieblichen Alltag finden, nimmt der kompetente Umgang mit Medien und großen Datenmengen stetig an Stellenwert zu. Im Rahmen einer ausgeprägten Medienkompetenz sollten Mitarbeiter:innen deshalb in der Lage sein, digitale Medien, unter Berücksichtigung rechtlicher Rahmenbedingungen, sinnvoll in ihren Arbeitsalltag einzusetzen und den Umgang dabei kritisch zu reflektieren.

Abstraktions- und analytische Kompetenzen
Auch die Informationsflut, mit der Mitarbeiter:innen täglich konfrontiert werden, hat sich durch die Digitalisierung verdichtet. Hierdurch wurde der Umgang mit Daten in den letzten Jahren zu einem wichtigen erfolgskritischen Faktor für Unternehmen. Abstraktions-und analytische Kompetenzen sind für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen hier besonders wichtig, um Wesentliches von Unwesentlichem trennen und große Datenmengen mit entsprechenden Methoden auswerten und analysieren zu können.

Selbstorganisationskompetenz
Durch den zunehmenden Einsatz webbasierter Tools, virtueller Kooperationen und mobiler Arbeitsformen entstehen für Mitarbeiter:innen neue Möglichkeiten, mobil und flexibel zu arbeiten. Um den neu entstandenen Gestaltungsspielraum jedoch effektiv nutzen und das vorgegebene Pensum erfüllen zu können, sind Selbstorganisationskompetenzen bei den Beteiligten unerlässlich. Mitarbeitende Personen sollten in der Lage sein, sich ihre Arbeit selbstständig zu strukturieren und einzuteilen. Dazu gehört ein vertrauter Umgang mit Planungstools ebenso wie ein effizientes Zeitmanagement.

Lernkompetenz
Fakt ist: Digitalisierung führte und führt zu raschen Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt. So müssen sich Mitarbeiter:innen immer wieder auf veränderte Arbeitsweisen und Anforderungen einstellen. Um diesen gerecht zu werden und in der digitalen Arbeitswelt nicht verloren zu gehen, ist es daher zukunftsrelevant, dass sich Mitarbeiter:innen  und Arbeitgeber kontinuierlich weiterbilden, neue Lernwelten entdecken und eine grundlegend offene Einstellung gegenüber dem lebenslangen Lernen haben.

Wie gehen Unternehmen vor, um ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auf die Digitalisierung vorzubereiten?
Es liegt jedoch nicht nur an den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, sich umfassend auf den digitalen Wandel vorzubereiten, auch Unternehmen müssen das Projekt digitale Kompetenzentwicklung entscheidend unterstützen. Die UniCredit Group, ein internationaler Finanzdienstleister, entwickelte beispielsweise eine Digitalisierungsstrategie und definierte hierin wichtige Eckpfeiler und Ziele im Hinblick auf die Digitalisierung. So plant das Unternehmen zukünftig einen verstärkten Einsatz von e-Learning und Simulationen von Bankprozessen, mit dem Ziel, ihre Mitarbeiter:innen aktiv mit dem digitalen Wandel zu konfrontieren.

Die regional ansässige Sparkasse Nürnberg setzt währenddessen auf digitale Tandems und die Nutzung interner Referenten, um so einen Austausch zwischen den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen zu generieren. Zudem bietet die Bank ihren Mitarbeitenden die Möglichkeit, ihre digitalen Kompetenzen weiterzuentwickeln. So werden gezielt Seminare wie Digital Leadership oder Digitalisierung beginnt im Kopf angeboten, um sich mit der Thematik auseinanderzusetzen.

Die Walt Disney Germany Company bietet ihren Mitarbeiter:innen eine digitale Grundausbildung an …

Digitalisierung beginnt gestern – eine Chance, die Sie nutzen sollten
Alle befragten Unternehmen sehen einen intensiven Bedarf darin, ihre Mitarbeiter:innen aktiv auf die Digitalisierung vorzubereiten und deren Kompetenzentwicklung in diesem Bereich zu fördern. Es wird aber auch sehr deutlich, dass die Vorgehensweisen dabei so unterschiedlich und individuell sind, wie die Unternehmen selbst. Gut so! Denn trotz der verschiedenen Vorgehensweisen sind sich alle Unternehmen in einer Sache einig – wir stehen erst am Anfang der Digitalisierung, obwohl der Wandel schon längst begonnen hat.

Genau deshalb ist es für Unternehmen so wichtig, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen und bei den Mitarbeitern und Mitarbeiterinne, als entscheidende Ressource im Unternehmen, anzusetzen. Denn nur gemeinsam können sie die neuen Anforderungen bewältigen und die Digitalisierung als Chance nutzen.

Auch die Walt Disney Germany Company hat den Ball bereits ins Laufen gebracht und bietet ihren Mitarbeitenden eine digitale Grundausbildung an, um ein einheitliches Sprachniveau und ein grundlegendes Verständnis für digitale Prozesse sicherzustellen. Dabei liegen dem Unternehmen besonders das Verständnis und der Umgang mit Big Data am Herzen, da die Produkte mithilfe kundenspezifischer Daten noch besser auf die Zielgruppe gemünzt werden können.

Der Technologiekonzern Fujitsu hingegen legt den Schwerpunkt darauf, die Mitarbeiter:innen auf ihren verschiedenen Flughöhen abzuholen und dabei insbesondere auch die älteren Mitarbeiter:innen mit ins Boot zu holen. Hierzu wird im Unternehmen im Bereich der Führungskräfteentwicklung besonders das Thema Change Management geschult.

Ein ganzer Themenblock mit dem Titel Digitale Kompetenz und Innovation wird den Mitarbeitenden von Hubert Burda Media, einem deutschen Medienunternehmen, geboten. Da das Unternehmen das körperliche Wohlbefinden als wichtige Grundlage für erfolgreiche Veränderungen versteht, wird das Projekt Digitalisierung gemeinsam mit einem Gesundheitsprogramm gestaltet.

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Über den:die Autor:in

Susanne Nickel

Rechtsanwältin und Wirtschaftsmediatorin, Expertin für Change Management, Leadership und Recruiting, langjährige Tätigkeit als Managerin und Beraterin in nationalen und internationalen Unternehmen.

Über den:die Autor:in

Ekatarine Hankammer

studierte an der Pädagogischen Hochschule in Ludwigsburg und arbeitet jetzt als Personalreferentin.

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