Wie ich die Digitalisierung lieben lernte

Wie ich die Digitalisierung lieben lernte

Die Beziehung zwischen der Industrie-, Arbeits- und Lebenswelt 4.0 und mir startete nicht als eine Liebe auf den ersten Klick. Was man inzwischen meist großflächig unter „Digitalisierung“ zusammenfasst, dieses ‚Internet der Dinge‘ und die nächste industrielle Revolution für die Arbeitswelt, solche Entwicklungen fand ich zwar weitgehend interessant und teilweise sogar sehr spannend.

Meistens konnte ich die allgemeine Begeisterung für eine neue App oder einen frischen Anbieter von Lösungen gut nachvollziehen, und natürlich habe ich nützliche Tools eingesetzt, die mir Zeit und Ressourcen sparten und mich darüber gefreut.

Aber wirklich erwischt hat mich die Leidenschaft für den digitalen Umbruch erst, als die mit dem Internet vernetzten Dinge plötzlich meine eigenen waren – oder zumindest so ähnlich: Eines Abends fuhr ich mit dem Auto meines Ehemanns zu einem Tapas-Date mit einer Freundin … um erst bei der Ankunft zu bemerken, dass der ‚smarte‘ Autoschlüssel leider nicht mitgefahren war. Sondern noch in der Jacke des Gatten steckte.

Nicht nur befand sich dieser Autoschlüssel damit ärgerliche 20 km entfernt von mir, sondern ich steckte auch noch in einer doppelten Zwickmühle: Ohne den Autoschlüssel konnte ich nicht nach Hause fahren, um den Autoschlüssel zu holen. Aber einfach trotzdem essen gehen konnte ich auch nicht, denn abschließen ließ der Wagen sich auch nicht ohne diesen Schlüssel.

Schlimmer noch: Nicht einmal eine klassische Übersprunghandlung, handelsüblich bekannt unter „am Telefon mal so richtig loswüten“, konnte ich als Ersatzübung durchziehen. Denn mein smarter Ehemann deeskalierte die Situation übergangslos, indem er einfach meinte: „Geh Du ruhig Tapas essen, ich schließe das Auto per App ab und bringe Dir später den Autoschlüssel im Restaurant vorbei.“

Da saß ich dann. Alles war gut. Alles war wieder wie immer oder ein bisschen besser. Und trotzdem waren sowohl der Gatte als auch die Digitalisierung plötzlich irgendwie neu, spannend und schimmerten in neuem Glanz: Wie bei einem Flirt war es der unerwartete Adrenalinkick durch die gefühlte Krisensituation, der mir das Internet der Dinge auf einen Schlag weit näher brachte, als es der Alltag bis dahin geschafft hatte.

Mit langsam wieder sinkendem Blutdruck stellten meine frisch aufgebrezelte Adrenalinkurve und ich fest: Das Internet der Dinge beschert dir Situationen, die du ohne nie gehabt hättest und bietet dir Lösungen, an die du noch nie gedacht hast.

Das muss wohl Liebe sein.

Weil ich mich aber nicht darauf verlassen kann, dass im richtigen Moment der Blitz hilfreich einschlägt, werde ich mich zukünftig nicht mehr einfach von der Erkenntnis überrollen lassen, wie wichtig Digitalisierung auch für mich sein wird. Ich will die wesentlichen Begriffe rund um die neuen Technologien verstehen, lernen Trends zu erkennen und wissen, wie man Wettbewerbsfähigkeit sichert – mich informieren, weiterbilden und aktiver Teil der Industrierevolution 4.0 werden.

Frisch erwachte Leidenschaft wird dabei nicht schaden. Im Gegenteil.

4 Kommentare zu “Wie ich die Digitalisierung lieben lernte

  1. Heike Abidi says:

    Was für eine absurde Situation! Die könnte man glatt in einem Roman verarbeiten 🙂 Ich finde es verblüffend, wie rasant die Entwicklung geht. Noch vor 10 Jahren hätte es so etwas wie Autofahren, obwohl man den Schlüssel vergessen hat, nicht vorstellen. Also: neue Möglichkeiten, neue Probleme, neue Geschichten …

  2. „Das Internet der Dinge beschert dir Situationen, die du ohne nie gehabt hättest und bietet dir Lösungen, an die du noch nie gedacht hast.“

    Ich musste beim Lesen sehr schmunzeln bei deiner Liebeserklärung an die Technik 4.0 (und es beruhigt mich dann doch, dass der Retter in der Not trotzdem der Mensch bleibt ;-)).

    Ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht mit der frisch erwachten Leidenschaft (bzw weitergegangen ist, den Post hier sehe ich leider jetzt erst).

  3. Liebe Frau Weiligmann,
    tja, wie ist es weitergegangen? Mitunter hektisch – in jedem Fall aber nie langweilig. Tatsächlich hat sich der „Tornado der digitalen Veränderungen“ (zumindest in meiner Welt hat es sich oft so angefühlt) ein wenig gelegt. Es gibt viele schöne neue Möglichkeiten und Features, die zumindest mir das Leben erleichtern und verschönern: Wenn man zum Beispiel früh am Morgen maulfaul bleiben kann und dem Gatten per App mitteilen kann, dass man jetzt wirklich gern den 2. Capuccino hätte. Oder man im Job coole Möglichkeiten für Telkos oder Chats hat, sehr angenehm Infos von verschiedenen Stellen zusammentragen kann … Ich kann für mich sagen, dass sich meine innere Haltung verändert hat. Am besten kann ich das vielleicht in einem Bild erklären. Lange hatte ich das – ehrlich unangenehme – Gefühl, die Digitalisierung treibt mich wie eine Lawine vor sich her. Und nun ist es so, dass ich auf der Lawine surfe, die Wucht der Veränderung einfach Bestandteil meines Lebens, meines Jobs, meiner Rolle geworden ist. Ja, das trifft es ziemlich gut – zumindest für den Moment, denn wer weiß, was dann als nächstes auf uns zukommt.
    Ich möchte gern noch einen anderen Aspekt aufgreifen, den Sie in Ihrem Kommentar (danke dafür, ich freu mich!) angesprochen haben: das nämlich der Mensch einfach zentral ist und wichtig. Je digitaler die Welt, desto zentraler der Mensch. Vielleicht klingt das für manche widersinnig, aber so sehe und erlebe ich es im Alltag.
    Ich würde mich freuen, Frau Weiligmann, wenn Sie weiterhin Lust ahben, durch die Beiträge zu kucken und zu schmunzeln J So long – viele Grüße, Kerstin Schreck

  4. Susi says:

    Was für eine schöne Geschichte zu diesem Internet der Dinge, das mich immer ein bisschen … nervös macht. Als würde das IoT den Dingen Leben einhauchen! Und wie schön zu lesen, dass es immer noch wir Menschen sind, die die Dinge steuern. Meistens zumindest. Hoffentlich bleibt das auch so!

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