Intralogistik: So machen Unternehmen wichtige Schnittstellen effizienter

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Eine gute Intralogistik bietet Unternehmen große Einsparmöglichkeiten – denn die Abläufe innerhalb des Betriebs sind die zentralen Dreh- und Angelpunkte. Moderne Technologien können viel dazu beitragen, Prozesse wie den Materialfluss oder die Kommissionierung zu optimieren. Allerdings ist es bei der Optimierung nicht zielführend, jedem Trend hinterher zu laufen. Stattdessen sollten sich Intralogistikmanager:innen genau überlegen und ein Gespür dafür entwickeln, welche Technik zu den eigenen Abläufen passt und was tatsächlich hilft, die Steuerung zentraler Schnittpunkte im eigenen Unternehmen effizienter zu gestalten.

Der Status Quo der Intralogistik in vielen Unternehmen: Strukturiertes Chaos

Kommt Ihnen das bekannt vor? Eine große Lieferung kommt an und muss im Betrieb untergebracht werden. Ein:e Mitarbeiter:in weiß, dass ganz hinten, in der Halle 2, noch Platz frei ist. Also wird das Material aufgeladen und dorthin gebracht.

Einige Tage später. Nun werden genau diese Schrauben oder diese Holzstücke benötigt. Doch wo genau waren die nochmal? Der:die Kolleg:in, der:die sie eingelagert hat, ist heute krank. Dann beginnt das große Suchen…

Oder: Aus Zeitmangel wird die Lieferung erstmal irgendwo abgestellt – an einer Stelle zwischen zwei Hallen, die eigentlich gar nicht zum Einlagern vorgesehen ist. Und da stehen die Paletten nun, und sie stehen im Weg. Jede:r Staplerfahrer:in muss um sie herum kurven, und wenn ihm:r ein:e Kolleg:in begegnet, muss er:sie ausweichen, damit beide aneinander vorbei kommen. Das kostet Zeit.

So oder so ähnlich läuft es tagtäglich immer noch in vielen Unternehmen ab. Und das Ganze funktioniert auch – irgendwie. Aber eine effiziente Steuerung und moderne Intralogistik sieht anders aus.

Prozesse für eine effizientere Intralogistik optimieren: Das bringt’s

Eine moderne Intralogistik bietet Unternehmen die Chance, Prozesse im eigenen Betrieb zu optimieren und damit Kosten in der internen Logistik zu sparen. Je kürzer die Lagerzeiten sind, desto günstiger wird die Lagerung. Wenn lange Suchläufe und ineffiziente Abläufe wegfallen, können Unternehmen auch beim Personal sparen. In Zeiten von Fachkräftemangel und hohen Personalkosten ist das ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Zudem werden durch eine effiziente Intralogistik menschliche Fehler reduziert. Insgesamt sinken die Produktionskosten, das Unternehmen kann günstigere Preise am Markt durchsetzen, schneller liefern, Produktionszeiten verkürzen – und sich dadurch einen Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz verschaffen.

Intralogistik 4.0: Schlaue Systeme für mehr Effizienz

Von vollautomatisierten Lagersystemen bis hin zu Flugdrohnen und Datenbrillen – die Ideen der Intralogistiker:innen für mehr Effizienz in der internen Logistik sind vielfältig. Ziel der Intralogistik 4.0 ist es, Prozesse nicht nur zu digitalisieren, sondern intelligente, miteinander kommunizierende Systeme zu erschaffen, die alle internen Abläufe – von der Planung über die Lagerung bis zum Transport – optimieren helfen.

Dabei wird nichts mehr dem Zufall überlassen. Ein Beispiel sind Container, die eigenständig erkennen, ob ihr Inhalt noch in ausreichender Menge vorhanden ist oder ob nachgeliefert werden muss – und dies entsprechend automatisch an den nächsten Produktionsschritt weiter kommunizieren.

Maximalen Durchsatz im Lager und höchste Effizienz ermöglichen auch fahrerlose Transportsysteme, sogenannte FTS. Mit Hilfe von Sensoren, Kameras oder Rfid-Chips navigieren diese Roboter oder selbstfahrenden Fahrzeuge frei durch die Lagerhallen und finden den kürzesten Weg zum Regal, zur Fertigung oder Kommissionierung und wieder zurück.

Und Flugdrohnen für die Inventur sind ebenfalls keine Zukunftsmusik mehr. Sie können die gelagerten Objekte erfassen und bis in die letzten Ecken von Hochregalen schauen. Und selbstverständlich liefern sie danach alle Daten automatisch an die zentrale Planungsstelle, die dadurch immer up to date ist. Materialengpässe gehören damit der Vergangenheit an.

Aber auch der Mensch selbst wird in der Intralogistik mit immer mehr Technik ausgestattet. Datenbrillen zeigen dem:r Lagermitarbeiter:in den Weg zum nächsten Regal, aus dem er:sie dann das richtige Produkt herausholt – auch dies minimiert menschliche Fehler, verkürzt Laufwege und verschafft Unternehmen einen Zeitvorteil.

Fallstricke moderner Intralogistik vermeiden: Nicht jeder Trend eignet sich fürs eigene Unternehmen

Moderne Technologien können immer komplexere Aufgaben übernehmen, und sie werden zunehmend selbstlernend – Stichwort: Künstliche Intelligenz. Zudem wird die Technik immer kostengünstiger und macht sie dadurch auch erschwinglich für KMU. Das bedeutet jedoch keinesfalls, dass jedes Unternehmen jeden Trend mitmachen sollte. Zumal sich die technische Entwicklung überschlägt und immer neue Methoden auf den Markt drängen.

Vielmehr gilt es, sich die eigenen Prozesse exakt anzuschauen – und auf dieser Basis zu entscheiden, welche Technologien für den eigenen Betrieb Sinn machen und welche nicht. Dafür ist Know-how erforderlich: Es geht im Bereich Intralogistik um hochkomplexe, mathematische Strukturen. Zudem werden für die neuen Prozesse moderne IT-Systeme benötigt, die in vielen Unternehmen noch gar nicht vorhanden sind. Diese müssen wiederum auch auf die sonstige IT-Infrastruktur abgestimmt sein, um keine Insellösungen zu schaffen. Hierfür wird ebenfalls Fachwissen benötigt. Und: All diese Schritte sind mit beträchtlichen Kosten verbunden. Auch das Umrüsten der Produktionsanlagen auf moderne, automatisierte Maschinen kostet sehr viel Geld – umso entscheidender ist eine gute Vorbereitung.

Schritt für Schritt zur leistungsfähigen Intralogistik: Die Umstellung benötigt Zeit

Eine moderne Intralogistik ist nicht von einem Tag auf den anderen zu realisieren. Das Entscheidende ist, überhaupt anzufangen – und durchaus Fehler mit einzukalkulieren.

Im ersten Schritt ist es vor allem wichtig, dass alle Daten im Unternehmen nur einmal erfasst werden und dann immer wieder verwendet werden können. Sehr ineffizient ist es, wenn Mitarbeiter:innen bei jedem neuen Produktionsvorgang alle Informationen erneut „anfassen” müssen.

Im zweiten Schritt geht es darum, verschiedene Einzellösungen besser aufeinander abzustimmen – das wird zum Beispiel vor allem auch dann nötig, wenn das Unternehmen an verschiedenen Standorten arbeitet.

Die eigentlichen „intelligenten“ Lösungen der Intralogistik 4.0 – zum Beispiel mit selbstlernenden Systemen – stehen erst ganz am Ende der Entwicklungskette hin zu einer modernen Intralogistik.

FAQ zur modernen Intralogistik

Was versteht man unter dem Begriff Intralogistik?

Intralogistik bezieht sich auf die Abläufe und Prozesse innerhalb eines Unternehmens, die mit der Lagerung, dem Transport und der Verwaltung von Gütern und Materialien verbunden sind. Darin sind alle Transportarten für den Material- und Warenfluss eingeschlossen, wie Hubwagen, Gabelstapler oder Förderbänder. Teil der Intralogistik sind auch spezielle Lager- und Fördersysteme wie Hoch- oder Wabenlager. Die Intralogistik unterscheidet sich somit von der Logistik, die sich mit dem Waren- und Gütertransport außerhalb eines Unternehmens beschäftigt, z.B. durch Transporteure.

Welchen Vorteil bietet eine effiziente Intralogistik?

Eine effiziente Intralogistik ermöglicht es Unternehmen, Personalkosten zu senken, die Lagerzeiten zu verkürzen, Produktionsprozesse schneller zu machen und die Produktionskosten zu reduzieren. Dadurch werden Firmen wettbewerbsfähiger.

Welche Rolle spielen moderne Technologien in der Intralogistik?

Moderne Technologien können dazu beitragen, die Prozesse in der Intralogistik zu optimieren und die Effizienz zu steigern. Beispiele hierfür sind vollautomatisierte Lagersysteme, fahrerlose Transportsysteme, Datenbrillen und intelligente Kommunikationssysteme. In modernen Lagersystemen kommen außerdem Techniken wie Cloud-Dienste oder Künstliche Intelligenz zum Einsatz.

Was ist das Ziel der Intralogistik 4.0?

Das Ziel der Intralogistik 4.0 besteht darin, nicht nur Prozesse zu digitalisieren, sondern auch intelligente Systeme zu schaffen, die miteinander kommunizieren und die internen Abläufe von der Planung über die Lagerung bis zum Transport optimieren. Vernetzung und Automatisierung sind zentrale Bestandteile der Intralogistik 4.0.

Welche Vorteile bieten fahrerlose Transportsysteme in der Intralogistik?

Fahrerlose Transportsysteme ermöglichen einen maximalen Durchsatz im Lager und eine höhere Effizienz. Sie können mit Sensoren, Kameras oder Rfid-Chips ausgestattet werden, um den kürzesten Weg zum Regal zu finden und menschliche Fehler zu minimieren. Ein FTS ist darüber hinaus weniger fehleranfällig als menschliche Fahrer:innen und kann dabei helfen Personalkosten zu reduzieren. In Zeiten fehlender Fachkräfte schaffen FTS in der Intralogistik Abhilfe.

Welche Rolle spielen Datenbrillen in der Intralogistik?

Datenbrillen werden eingesetzt, um Lagermitarbeitern den Weg zum nächsten Regal zu zeigen und sie bei der Auswahl des richtigen Produkts zu unterstützen. Dadurch können menschliche Fehler reduziert werden. Anbieter von Lagerlogistik-Systemen und -Software können wiederum über VR-Brillen mögliche Fehler im Materialfluss remote lösen.

Muss jedes Unternehmen jeden Technologietrend in der Intralogistik mitmachen?

Nein, nicht jeder Trend in der Intralogistik ist für jedes Unternehmen geeignet. Es ist wichtig, die eigenen Prozesse genau zu analysieren und zu entscheiden, welche Technologien zu den eigenen Abläufen passen und welche nicht. Eine gute Vorbereitung und Fachwissen sind entscheidend, um kostenintensive Insellösungen zu vermeiden.

Wie lange dauert es, eine moderne Intralogistik umzusetzen?

Die Umstellung auf eine moderne Intralogistik erfordert Zeit und sollte schrittweise erfolgen. Zunächst sollten Daten im Unternehmen zentral erfasst und wiederverwendet werden. Anschließend können verschiedene Einzellösungen besser aufeinander abgestimmt werden. Die Implementierung intelligenter Lösungen steht am Ende der Entwicklungskette und erfordert eine fortgeschrittene Umstellung. Fehler sollten während des Prozesses berücksichtigt werden.

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Über den:die Autor:in

Benedikt Söder

ist Produktmanager für Qualifizierungsangebote, Seminare & Trainings für die Themen Immobilienwirtschaft und -management sowie Einkauf, Logistik, Supply Chain und Außenhandel bei der Haufe Akademie.

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