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Kategorien: Rechnungswesen

Latente Steuern

Was sind latente Steuern?

Latente Steuern sind steuerliche Abgrenzungen, die entstehen, wenn sich der steuerliche Gewinn eines Unternehmens von dessen handelsrechtlichem Gewinn unterscheidet. Sie zeigen zukünftige Steuerbelastungen oder -entlastungen auf, die aus temporären Differenzen resultieren – also Abweichungen zwischen der Handels- und Steuerbilanz.

Latente Steuern – heute sparen, später zahlen?

Konkret bedeutet das, dass sie verborgen sind. „Versteckt“, weil sie in der Zukunft liegen. Latente Steuern entstehen, wenn ein Unternehmen in seiner normalen Bilanz (für Investoren) andere Regeln anwendet als in der Steuerbilanz (für das Finanzamt). Dann zahlt es heute manchmal weniger Steuern, muss aber später nachzahlen (latente Steuerverbindlichkeit) – oder es zahlt heute mehr Steuern, wird dafür später entlastet (latente Steuerforderung). Latente Steuern zeigen, ob Steuern nur verschoben werden und in Zukunft noch kommen oder wieder gutgemacht werden.

Wozu gibt es latente Steuern?

Latente Steuern  gleichen die Unterschiede zwischen Handels- und Steuerbilanz aus und machen zukünftige Steuerfolgen sichtbar. Der Jahresabschluss zeigt so ein realistischeres Bild der finanziellen Lage.

Ziele:

  • Transparenz: Zukünftige Steuerbelastungen oder -entlastungen werden erkennbar.
  • Vergleichbarkeit: Abschlüsse verschiedener Unternehmen lassen sich besser gegenüberstellen.
  • Verlässlichkeit: Investoren, Banken und andere Stakeholder erhalten ein zutreffendes Bild der tatsächlichen Ertragslage.

Relevanz für Unternehmen/typische Einsatzbereiche?

Latente Steuern sind vor allem für größere Unternehmen relevant, die komplexe Strukturen oder internationale Geschäftsbeziehungen haben. Besonders wichtig sind latente Steuern in der Rechnungslegung nach internationalen Standards wie IFRS oder US-GAAP. Typische Einsatzbereiche sind z. B. Unternehmen mit unterschiedlichen Abschreibungsregeln, Konzerne mit Tochtergesellschaften im Ausland oder Firmen mit umfangreichen Investitionen.

Typische Einsatzbereiche:

  1. Konzernabschluss – Latente Steuern sind notwendig, um nach gesetzlichen Vorgaben (z. B. IFRS, US-GAAP, HGB) ein realistisches Bild der finanziellen Lage zu zeigen.
  2. Liquiditätsplanung – Sie helfen Unternehmen, künftige Steuerzahlungen oder Entlastungen einzuplanen und so die Finanzplanung verlässlicher zu machen.
  3. Unternehmensbewertungen & M&A – Bei Übernahmen oder Fusionen machen latente Steuern mögliche Steuerlasten oder Vorteile sichtbar, die den Kaufpreis beeinflussen können.

Praxisbeispiel

Ein Maschinenbau-Unternehmen schreibt eine neue Maschine in der Handelsbilanz gleichmäßig über 10 Jahre ab. Für das Finanzamt (Steuerbilanz) darf es die Maschine dagegen anfangs schneller abschreiben. Das bedeutet: Im ersten Jahr wirkt es, als hätte das Unternehmen weniger Gewinn, weil die Steuerlast niedriger ist. Deshalb entsteht eine aktive latente Steuer, also ein „Steuer-Vorteil, der noch kommt“. In den folgenden Jahren dreht sich der Effekt: Die Steuerabschreibungen werden kleiner, der Gewinn steigt wieder, und die Steuern gleichen sich aus.

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FAQ

Wann müssen Unternehmen latente Steuern bilanzieren?

Unternehmen bilanzieren latente Steuern, wenn sich der handelsrechtliche Gewinn vom steuerlichen Gewinn unterscheidet und daraus zukünftige Steuerbelastungen oder -entlastungen entstehen (temporäre Differenzen).

  • Latente Steuerverpflichtung (passiv): Wenn später mehr Steuern zu zahlen sind.
  • Latenter Steueranspruch (aktiv): Wenn später weniger Steuern zu zahlen sind oder Verluste genutzt werden können.

Welche typischen Ursachen führen zu latentem Besteuerungspotential?

Häufige Gründe sind:

  1. Unterschiedliche Abschreibungsmethoden (linear vs. degressiv),
  2. Bildung unterschiedlicher Rückstellungswerte (z. B. Pensionsrückstellungen),
  3. Verlustvorträge aus Vorjahren, die noch nicht genutzt wurden oder
  4. Bewertung von Vermögensgegenständen: Vorräte, Finanzanlagen oder Immobilien werden unterschiedlich bewertet.

Warum sind latente Steuern besonders relevant für internationale Konzerne?

Internationale Konzerne operieren in Ländern mit unterschiedlichen steuerlichen Regelungen, was viele temporäre Differenzen zwischen Handels- und Steuerbilanz verursacht (z. B. bei Abschreibungen, Rückstellungen oder Bewertungen). Unter IFRS (IAS 12) müssen latente Steuern dabei systematisch erfasst werden, um zukünftige Steuerbelastungen oder -entlastungen korrekt darzustellen und die Konzernbilanz konsistent und vergleichbar zu halten.

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