Arbeit 4.0 – Qualifizierung ist der Schlüssel für die Arbeit der Zukunft

Der Dialogprozess Arbeiten 4.0 hat im April 2015 mit der Vorlage des ‚Grünbuchs Arbeiten 4.0‘ vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales begonnen. In dem wurden 30 Leitfragen zur Gestaltung der Arbeitswelt der Zukunft gestellt. Arbeiten 4.0 steht dabei als Synonym für neue Gestaltungschancen in der Arbeitswelt mit Blick auf die Digitalisierung, den demographischen Wandel und gesellschaftliche Veränderungen.

Eineinhalb Jahre später präsentierte Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles, SPD, das Weißbuch ‚Arbeiten 4.0‘. Es ist das Ergebnis einer breiten Diskussion über die Zukunft der Arbeit. Insbesondere die Frage, ob Digitalisierung Arbeitskräfte schafft, vernichtet oder es sich die Waage hält, bewegte die Gemüter. Auch beim Abschlusskonferenz Arbeiten 4.0, bei der Nahles ihre drei wesentlichen Ziele vorstellte, um gute Arbeit auch in Zukunft sicherzustellen und zu fördern.

Grünbuch Arbeiten 4.0

Am 22. April 2015 stellte Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles, SPD, in Berlin das ‚Grünbuch Arbeiten 4.0‘ vor. Mit Grünbüchern werden Diskussionen zu bestimmten Themen eingeleitet. In diesem Fall geht es um die Arbeitswelt der Zukunft. Die Farbe Grün symbolisiert nicht reif, also diskussionswürdig. Ziel des Werkes war es, einen Dialog darüber in Gang zu setzen, wie wir künftig arbeiten wollen und welche Gestaltungschancen es für Unternehmen, Beschäftigte, Sozialpartner und Politik gibt.
Zu Beginn dieses Dialogs standen erste einmal Beschreibungen, Analysen und viele offene Fragen und keine fertig formulierten Antworten. In dem Grünbuch ist zusammengefasst, von welchem Ausgangspunkt aus das Bundesministerium für Arbeit und Soziales in den Dialogprozess 4.0 startet. Es beschreibt Trends und Szenarien, die unsere Arbeitsgesellschaft verändern, beispielsweise den digitalen Wandel und den Wunsch nach Work-Life-Balance. In einem anderen Kapitel des 100 Seiten Werkes werden Handlungsfelder und Leitfragen aufgestellt zu Themen wie: Arbeit für Alle? und wie qualifizieren wir uns für die Arbeit von morgen? Die Vorstellung des Grünbuchs im Frühjahr 2015 war die Auftaktkonferenz für einen fachlichen und öffentlichen Dialog über Arbeiten 4.0.

Arbeiten 4.0 Definition

Arbeiten 4.0 ist die Fortschreibung grundlegender Entwicklungsprozesse unserer Arbeitsgesellschaft. Die Anfänge der Industriegesellschaft sind die 1. Industrielle Revolution, mit der 2. wird der Beginn der Massenproduktion bezeichnet, Globalisierung ist ein wichtiger Aspekt für die 3. Revolution. Arbeiten 4.0 schließlich wird vernetzter, digitaler und flexibler sein als heute. Wie die zukünftige Arbeitswelt im Einzelnen aussehen wird, ist noch offen. Seit Beginn des 21. Jahrhundert stehen wir vor einem erneuten grundlegenden Wandel der Produktionsweise.
Die wachsende Vernetzung und zunehmende Kooperation von Mensch und Maschine ändert nicht nur die Art, wie wir produzieren, sondern schafft auch ganz neue Produkte und Dienstleistungen. Durch den kulturellen und gesellschaftlichen Wandel entstehen neue Ansprüche an Arbeit, auch die Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen verändert sich. Welche Auswirkungen diese Entwicklungen auf die Organisation von Arbeit und sozialer Sicherung haben, ist zwar offen, aber – wie in den vorhergehenden Phasen auch – durch Gesellschaft und Politik gestaltbar. Wir stehen am Beginn neuer Aushandlungsprozesse zwischen Individuen, Sozialpartnern und dem Staat. So definiert das Bundesministerium für Arbeit und Soziales Arbeiten 4.0 im Grünbuch Arbeiten 4.0.

Weißbuch Arbeiten 4.0

Grünbücher sind die Basis für Diskussionen, Weißbücher enthalten konkrete Vorschläge und dienen dem Zweck, diese weiterzuentwickeln. Im November 2016 hat das Bundesministerium für Arbeit und Soziales das Weißbuch Arbeiten 4.0 vorgestellt. Es ist das Ergebnis eines umfangreichen Dialogprozesses. Verbände, Institutionen und Unternehmen haben sich in Stellungnahmen zu den Leitfragen des Grünbuchs geäußert.

Auf der Webseite www.arbeitenviernull.de oder über die sozialen Netzwerke haben sich Bürger zu Wort gemeldet. Diese Kommentare, Beiträge und Anregungen sind in das Weißbuch eingeflossen. In der Summe ist erkennbar, dass die digitale Transformation vor allem mit Blick auf die Arbeitswelt polarisiert. Für die einen ist Verheißung und Lebensgefühl, für die anderen bedeutet sie Unsicherheit.

Arbeitswelten 4.0: wie wir morgen arbeiten?

Die Deutschen Telekom hat 2015 die ‚Studie ‚Arbeit 4.0‘ veröffentlicht. Die Kernthesen daraus: Feste Firmenhierarchien und starre Betriebszugehörigkeiten werden zunehmend verdrängt. Gebraucht werden hochspezialisierte Fachkräfte, sie sich weltweit untereinander vernetzen und von Unternehmen gebucht, aber nicht fest eingestellt werden. Die globale Vernetzung bedeutet zudem, dass sich bislang geschlossene Unternehmensstrukturen öffnen. Dadurch können begeisterte Kunden gewonnen werden, die freiwillig und kostenlos Leistungen für das Unternehmen erbringen.
Das Prinzip funktioniert heute schon, wie Wikipedia zeigt. Der Dienst wird nahezu vollständig von Prosumenten befüllt. Maschinen werden zu Kollegen, die sich selbst steuern und verwalten und nur noch kontrolliert werden müssen. Die zunehmende Automatisierung lässt mehr Raum für kreative Tätigkeiten, personenbezogene Dienstleistungen nehmen zu. Zu den künftigen Aufgaben von Arbeitnehmern gehört es, Schlüsse aus immer größeren Datenmengen zu ziehen.

Always on wird Standard. Mobile Arbeitslösungen machen stationäre Arbeitsplätze überflüssig. Büros dienen lediglich der persönlichen Netzwerkpflege. Die zunehmende Individualisierung der Arbeitszeit führt zu einer Verschmelzung von Beruf und Privatsphäre. Das Selbstmanagement des Arbeitnehmers wird zu den Schlüsselqualifikationen von Arbeit 4.0 gehören. Zu den Schlüsselqualifikationen künftiger Chefs gehört es, eine persönliche Bindung mithilfe unpersönlicher Kanäle etwa über Social Media zu den Mitarbeitern oder Dienstleistern aufzubauen.

Arbeiten in der Industrie 4.0

Menschen werden auch zukünftig die entscheidenden Treiber sein, wenn es darum geht, Innovationen zu schaffen, Produkte und Dienstleistungen weiterzuentwickeln. Die grundlegende Veränderung liegt in der Art und Weise, wie diese Produkte und Dienstleistungen in der Zukunft produziert und umgesetzt werden. Die Kommunikation in Fabriken läuft zukünftig oftmals naht- und drahtlos und ermöglicht eine effizientere Interaktion zwischen Beschäftigten und intelligenten Produktionsmaschinen.
Wahrscheinlich ist auch, dass der Anteil an Routinetätigkeiten sinken wird. Diese werden immer öfter von intelligenten Maschinen übernommen. Das Zusammenwachsen der digitalen Kommunikationstechnologien mit den automatisierten Maschinen erhöht die technologische und die organisatorische Komplexität. Die Flexibilisierung der Produktion durch Industrie 4.0 wird bei allen Mitarbeitern deutlich breitere Kompetenzen über vor- und nachgelagerte Arbeitsabläufe erfordern. Qualifizierte Beschäftigte sind künftig stärker gefragt, die Entscheidungen treffen, die kein Algorithmus ersetzen kann. Gleichzeitig müssen Mitarbeiter für neue Tätigkeiten ausgebildet und befähigt werden. Arbeiten in der Industrie 4.0 ist letztendlich eine Frage der Qualifizierung.

Arbeiten 4.0 Bertelsmann Stiftung

Zukunft der Arbeit heißt ein Projekt der Bertelsmann Stiftung. Es begleitet Beschäftigte und Unternehmer bei der Reise in die digitale Arbeitswelt. Für die Stiftung bedeutet Digitalisierung nicht Technisierung, sondern Disruption, sie bedeutet nicht ein neues Planungsparadigma sondern den Umgang mit dem Ungewohnten, sie bedeutet nicht ex-ante-Gewissheit sondern ex-post-Lernen. Weil noch kein empirisch begründeter Erfahrungshintergrund besteht, wie mit dieser Disruption umzugehen ist, besteht ein allgemein hoher Grad an Ratlosigkeit.

Es fehlt bisher ein Bild davon, wie der Entwicklungspfad der Gesellschaft, der Politik wie auch der Unternehmen vom Analogen zum Digitalen aussehen könnte. Inhaltlich ist es daher das Ziel des Projekts Zukunft der Arbeit, kleine und mittlere Unternehmen für den Umgang mit der Digitalisierung zu sensibilisieren. In Fallstudien werden best practice Beispiele von Unternehmen vorgestellt, die den Übergang ihrer Arbeits- und Produktionsprozesse in das Zeitalter der Digitalisierung bis hin zur Anpassung des eigenen angestammten Geschäftsmodells bewältigt haben. Die Bertelsmann Stiftung hat Publikationen erarbeitet und veranstaltete ein BarCamp zum Thema Arbeiten 4.0.

Arbeiten 4.0 BarCamp

Wie wird Arbeit in Zeiten der Digitalisierung aussehen? Über diese Frage tauschten sich am 3. Juni 2015 beim BarCamp Arbeiten 4.0 digitale Vordenker zu den Potenzialen und Herausforderungen der modernen Arbeitswelt aus. Eingeladen hatte die Bertelsmann Stiftung – aus gutem Grund: Digitalisierung wirkt sich auf all unsere Lebensbereiche aus. Sie beeinflusst die Gestaltung unseres Alltages, die Art wie wir kommunizieren, lernen und arbeiten.

Dadurch hat das Thema höchste Relevanz für zukünftige Weichenstellung in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Allgemein zeichnet sich ein BarCamp wie das BarCamp Arbeiten 4.0 dadurch aus, dass es keine keinen bereits vorher festgelegten Programmablauf gibt. Erst beim BarCamp selbst schlagen die Teilnehmer die Themen des Tages vor, die dann am Morgen im Sessionplan eingetragen werden. Eine wesentliche Erkenntnis der Veranstaltung: das Modell des festen Arbeitsplatzes stirbt aus. Stattdessen häufen sich atypische Arbeitsverhältnisse und neue Formen wie Homeoffice oder Jobsharing. Klassische Hierarchien sind dann nicht mehr funktionsfähig. Sie hemmen eher als dass sie fördern. Stattdessen sollte die Personalstrategie auf flachere Führungsstrukturen sowie dezentrale Entscheidungsprozesse ausgerichtet werden, in denen offene Kommunikation und Netzwerkbildung ermöglicht wird.

Arbeiten 4.0 Abschlusskonferenz

Mit der Abschlusskonferenz am 29. November 2016 zog das Bundesministerium für Arbeit und Soziales Bilanz des Dialogprozesses Arbeiten 4.0, den Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles im Frühjahr des Vorjahres startet. Bei der Veranstaltung stellte sie das Weißbuch Arbeiten 4.0 vor. Ihre Ziele für die neue Arbeitswelt sind: 1. Ein fair ausgehandelter Kompromiss zwischen den Erfordernissen der Arbeitgeber nach mehr Flexibilität und den Bedürfnissen der Arbeitnehmer. 2. Lernräume schaffen, um den Sozialpartnern zu ermöglichen, in der betrieblichen Praxis auszuprobieren, ob mehr Flexibilität und Schutz vor Überlastung zusammengehen. 3. Eine Weiterbildungsoffensive und ein Recht auf Weiterbildung, weil sich die Anforderungen an die Arbeitnehmer in neuem Ausmaß verändern.

Wir stehen erst am Anfang von Arbeiten 4.0. Es bleibt also spannend.

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