Stressabbau: So bekommen Sie Nerven wie Drahtseile

Stressabbau: So bekommen Sie Nerven wie Drahtseile

„Blaulicht und Sirene“ oder „Licht ab, Kamera“ läuft – jetzt zählt jede Sekunde: Wie (über-)leben eigentlich Menschen, die bei der Arbeit täglich großen Stress aushalten müssen? Was können wir von ihnen über Stressmanagement lernen? Und wie können wir das auf den „ganz normalen“ Büroalltag übertragen, um selbst Nerven wie Drahtseile zu bekommen? Ich habe einen Notarzt und eine Moderatorin nach Ihren Geheimtipps gefragt und mit unserer Resilienz-Expertin Übungen für den Stressabbau zusammengestellt.

Wenn jede Sekunde zählt: „Man muss ein Feuer in sich haben“

Dr. Mirko Brenni ist Chefarzt an einem Institut für Anästhesiologie, Intensiv- und Rettungsmedizin. Bei Notfalleinsätzen flog er über 10 Jahre im Hubschrauber und fährt nun im Rettungswagen als Notarzt mit. Wenn der Reanimationsalarm einsetzt oder ein Notruf reinkommt, muss er sofort da sein und funktionieren. Ein Fehler von ihm kann Menschenleben kosten. Wie geht er mit dem Druck um? „Wer diesen Beruf wählt, muss bereits eine gewisse Nervenstärke mitbringen. Man muss ein Feuer in sich haben“, sagt Brenni. „Ist diese Grundlage da, lässt sich der Umgang mit dem Stress lernen.“ Er geht niemals unvorbereitet in einen Stresseinsatz. Seine Wege, seine Handgriffe und vor allem die Zusammenarbeit mit dem Team – das alles ist so häufig trainiert, dass es im Ernstfall wie automatisiert abläuft.

Nicht nur im Notfalleinsatz, auch für seine Position als Chefarzt braucht Mirko Brenni starke Nerven. Er ist medizinisch fachspezifisch weisungsbefugt für 1.000 Mitarbeiter. Hier sind vor allem seine Kompetenzen im Planen, Organisieren und Führen gefragt. „Mein aktuelles berufsbegleitendes MBA-Studium hilft mir sehr beim Thema Management“, erklärt er. „Wichtig ist, sich seine Zeit bewusst einzuteilen, Dinge zu planen, viel zu kommunizieren – und sich letztlich auch immer wieder zu entscheiden: Was ist für mich wichtiger? Stress gibt es immer, die Frage ist, wie wir ihn managen, damit er uns nicht krank macht.“

Sein Geheimtipp für den schnellen Stressabbau: „In Eskalationsphasen hilft es, sich kurz abzulenken. Wenn man gedanklich in einer Sackgasse steckt, kann man sich beispielsweise ein Stoppschild vorstellen, um sich emotional von der Situation zu lösen und dann neu herangehen zu können.“

Wenn alle Augen auf einen gerichtet sind: keine Zeit für Angst

Die Sendung läuft, tausende Menschen schauen zu – aber der Talkrunden-Gast hat den Flieger verpasst oder die Live-Schalte für das Interview funktioniert nicht. Auch Ursula Heller benötigt bei ihrer Arbeit als Fernsehmoderatorin ein gutes Stressmanagement. „Bei mir ist das paradox, vor Auftritten habe ich ordentlich Lampenfieber, aber in außergewöhnlichen Situationen werde ich plötzlich ganz cool – dann bleibt keine Zeit für Angst, ich muss sofort improvisieren.“ Im Gespräch bestätigt sie, dass sie ihre Stressresistenz trainiert – zum Beispiel durch Atemtechniken . Langfristig helfen ihr Bewegung und Musik. Zwei- bis dreimal pro Woche geht Ursula Heller mit einer Freundin zum Stressabbau im Wald joggen. „Danach ist der Kopf immer frei, die Laune super, viel Ballast weg. Und ich haue gerne auf unserem Klavier in die Tasten und spiele mich frei!“ Auf ungewöhnliche Herausforderungen reagiert die Moderatorin mit Humor. Aber sie verrät mir auch, dass sie nicht immer einen witzigen Spruch auf den Lippen hat. Ihr Geheimtipp für Souveränität im Job ist deshalb: „Ich habe ein Bild in meinem Kopf abgespeichert, das ein gutes Gefühl auslöst – einen sogenannten „moment of excellence“. Es hilft mir, Kraft zu tanken und Selbstvertrauen zu spüren.“

Heiße Phasen im Job? Dann hilft jede Menge wilder Spaß für den Stressabbau

Stress kann unterschiedliche Ursachen haben – im Job lösen beispielsweise Veränderungen Stress in uns aus. Klar ist: Nervenstärke kann man nicht nur lernen, man sollte es auch. Denn in Stresssituationen bleibt kein Raum zum Ausprobieren, stattdessen müssen wir auf Routinen und eingeübte Techniken zurückgreifen. Ich habe unsere Referentin Dr. Eva Müller dazu befragt, wie man für heiße Phasen im Job am besten vorsorgt. Sie sagt mir, Resilienz – also die psychische Widerstandsfähigkeit – sei auch eine Frage der Einstellung. Um auf Stress ausgeglichen reagieren zu können, ist es wichtig, ein gutes Grundgefühl in sich herzustellen. Dafür empfiehlt die Resilienz-Expertin zum einen „wilden Spaß“ und zum anderen, sich häufig mit Menschen zu umgeben, die man mag. Aber was ist „wilder Spaß“? Es bedeutet, ausgelassen und voller Leidenschaft einer Tätigkeit oder einem Hobby nachzugehen und sich darüber wie ein Kind zu freuen. Eva Müller empfindet beispielsweise „wilden Spaß“, wenn sie mit ihren zwei Araber-Hengsten ausreitet. Da aber leider nicht immer genug Zeit für diese ausgelassene Art des Stressmanagements bleibt, empfiehlt sie zudem eine kleine, einfache Übung für den täglichen Ausgleich: Wer jeden Abend handschriftlich die drei Highlights seines Tages aufschreibt, fokussiert sich auf die positiven Erlebnisse und geht ausgeglichener in den kommenden Tag.

Fazit:

  • Wenn Sie Stress abbauen und stattdessen Nerven wie Drahtseile entwickeln möchten, probieren Sie diese einfachen, aber wirksamen Techniken aus:
  • Seien Sie sensibel im Umgang mit Ihrem „inneren Feuer“.
  • Wenn Sie sich einmal verrannt haben: Nehmen Sie sich selbst ganz bewusst aus der Situation.
  • Entwickeln Ihren ganz persönlichen „moment of excellence“.
  • Tanken Sie auf – mit viel wildem Spaß!
  • Was man schreibt, bleibt: Notieren Sie täglich Ihre drei Highlights des Tages.

Übrigens: Praktische Übungen zum Stressabbau und Stärkung der inneren Widerstandskraft bekommen Sie zum Beispiel in unseren Seminaren.

Team unter Stress? In diesem Artikel erfahren Sie, wie Vorgesetzte den Druck auf die Mitarbeiter abbauen und ein besseres Stressmanagement betreiben können.

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