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Taxonomie: Was ist die EU-Taxonomie und warum ist sie für Unternehmen wichtig?

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Der Begriff Taxonomie taucht im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit und Regulierung immer häufiger auf, vor allem, wenn es um die EU-Taxonomie-Verordnung geht. Doch was genau verbirgt sich dahinter, und warum ist sie für Unternehmen so relevant?

In diesem Beitrag zeigen wir verständlich und praxisnah, was die EU-Taxonomie ist, welche Ziele sie verfolgt und welchen Nutzen sie für Unternehmen bietet. Zudem geben wir Einblicke in bewährte Verfahren bei der Umsetzung und zeigen auf, wie sich typische Herausforderungen meistern lassen. Du erfährst, wie die EU-Taxonomie dir hilft, Nachhaltigkeit konkret umzusetzen, Chancen zu erkennen und Dein Unternehmen zukunftsfähig auszurichten.

Was ist die EU-Taxonomie?

Die EU-Taxonomie, auch Taxonomie-Verordnung genannt, ist ein Klassifizierungssystem der Europäischen Union, das wirtschaftliche Aktivitäten danach einordnet, wie ökologisch nachhaltig sie sind. Sie legt klare Kriterien fest, welche Tätigkeiten als „grün“ gelten, und schafft so erstmals einen verbindlichen Rahmen, der nachhaltiges Wirtschaften messbar und vergleichbar macht.

Ziele der EU-Taxonomie

Die Taxonomieverordnung wurde im Rahmen des EU-Aktionsplans für nachhaltiges Wachstum (European Green Deal) eingeführt. Ihr Ziel: nachhaltige Investitionen fördern, Greenwashing verhindern und mehr Transparenz für Unternehmen, Finanzprodukte und Investoren schaffen.

Dadurch sollen Kapitalströme gezielt in nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten gelenkt werden, also in Projekte, die einen messbaren Beitrag zu den Umwelt- und Klimazielen der EU leisten.
Die Taxonomie ist ein zentraler Baustein der europäischen Nachhaltigkeitsregulierung und ergänzt andere Vorgaben wie die Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) und die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD).

Die sechs Umweltziele

Im Kern der EU-Taxonomie stehen sechs Umweltziele, anhand derer die Nachhaltigkeit einer Wirtschaftstätigkeit bewertet wird:

  • Klimaschutz
  • Anpassung an den Klimawandel
  • Nachhaltige Nutzung und Schutz von Wasser- und Meeresressourcen
  • Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft
  • Vermeidung und Verminderung von Umweltverschmutzung
  • Schutz und Wiederherstellung der Biodiversität und Ökosysteme

Kriterien für taxonomiekonforme Tätigkeiten

Damit eine Wirtschaftstätigkeit im Sinne der EU-Taxonomie als taxonomiekonform gilt, müssen drei Bedingungen erfüllt sein:

  • Wesentlicher Beitrag: Sie leistet einen klar messbaren Beitrag zu mindestens einem der sechs Umweltziele.
  • Do No Significant Harm (DNSH): Sie darf keine erheblichen negativen Auswirkungen auf andere Umweltziele haben.
  • Minimum Safeguards: Unternehmen müssen grundlegende soziale und menschenrechtliche Standards einhalten.

Die technischen Bewertungskriterien sind in delegierten Rechtsakten festgelegt, etwa CO₂-Grenzwerte für die Industrie oder Energieeffizienzkennwerte für Gebäude. So wird Nachhaltigkeit messbar, überprüfbar und transparent.

Von der Taxonomie betroffene Akteure

Die Taxonomieverordnung betrifft verschiedene Akteure in unterschiedlichem Umfang, direkt oder indirekt über Marktanforderungen:

  • Unternehmen mit Berichtspflicht:
    Große Unternehmen, die unter die CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) fallen, müssen angeben, in welchem Umfang ihre Tätigkeiten taxonomiekonform sind.
  • Finanzmarktteilnehmer:
    Auch Banken, Fondsanbieter und Versicherungen müssen offenlegen, welcher Anteil ihrer Finanzprodukte und Investitionen als nachhaltig gilt.
  • Kleine und mittlere Unternehmen (KMU):
    Zwar besteht aktuell keine direkte Berichtspflicht, doch auch sie sind zunehmend betroffen, etwa durch Lieferketten, Kundenanforderungen oder Finanzierungsbedingungen. Wer sich frühzeitig mit der EU-Taxonomie befasst, stärkt seine Wettbewerbsfähigkeit und verbessert den Zugang zu nachhaltiger Finanzierung.

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Berichterstattung und Kennzahlen

Unternehmen, die der Taxonomieverordnung unterliegen, müssen offenlegen, in welchem Umfang ihre Umsätze, Investitionsausgaben (CapEx) und Betriebsausgaben (OpEx) taxonomiekonform sind. Diese Werte werden in Prozent angegeben und zeigen, wie stark ein Unternehmen zur nachhaltigen Wirtschaft beiträgt.

Die EU-Taxonomie schafft damit eine einheitliche Sprache für Nachhaltigkeit und erhöht die Transparenz zwischen Unternehmen, Investoren und der Öffentlichkeit.

Warum ist die Taxonomie für Unternehmen wichtig?

Die EU-Taxonomie bietet Unternehmen aller Branchen sowohl Pflichten als auch Chancen. Sie schafft Orientierung, stärkt Transparenz und eröffnet neue Wege für nachhaltiges Wachstum.

1. Gesetzliche Anforderungen erfüllen

Für große Unternehmen ist die Taxonomieverordnung verbindlich. Sie müssen offenlegen, welcher Anteil ihrer Tätigkeiten taxonomiefähig oder taxonomiekonform ist. So erfüllen sie ihre Berichtspflichten, vermeiden Rechtsrisiken und stärken das Vertrauen von Investoren, Aufsichtsbehörden und der Öffentlichkeit.

2. Zugang zu Finanzierung sichern

Banken und Investoren orientieren sich zunehmend an Taxonomie-Kennzahlen. Wer viele nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten vorweisen kann, verbessert seine Chancen auf günstige Finanzierung, Green Bonds oder nachhaltige Kredite. Ein hoher Anteil „grüner“ Umsätze kann so zu einem echten Wettbewerbsvorteil werden.

3. Strategie und Innovation fördern

Die EU-Taxonomie ist auch ein strategisches Werkzeug. Sie hilft Unternehmen, ihre Geschäftsmodelle, Produkte und Prozesse gezielt an nachhaltigen Kriterien auszurichten. So lassen sich Potenziale zur Dekarbonisierung, Energieeffizienz oder Kreislaufwirtschaft erkennen und neue Geschäftsfelder entwickeln, die langfristig zukunftsfähig sind.

4. Reputation und Glaubwürdigkeit stärken

Die Taxonomie ermöglicht es, nachhaltige Leistungen transparent und vergleichbar darzustellen. Klare Kennzahlen statt vager Versprechen schaffen Vertrauen bei Kund:innen, Mitarbeitenden und Investoren. Gleichzeitig schützt sie vor Greenwashing, da die Kriterien einheitlich, nachprüfbar und EU-weit geregelt sind.

Herausforderungen und Best Practices bei der Umsetzung der EU-Taxonomie

Die EU-Taxonomie ist ein zentraler Schritt in Richtung nachhaltiger Wirtschaft, bringt in der praktischen Umsetzung aber einige Hürden mit sich. Mit einer klaren Struktur, geschulten Teams und gezielter Organisation lassen sich diese jedoch gut meistern:

  • Komplexität und Aufbau interner Strukturen:
    Die Taxonomieverordnung ist technisch anspruchsvoll und erfordert tiefes Verständnis der rechtlichen und fachlichen Vorgaben. Viele Unternehmen mussten zunächst interne Strukturen schaffen und Wissen aufbauen. Ein interdisziplinäres Projektteam mit Expert:innen aus Nachhaltigkeit, Finanzen, Recht, IT und Fachbereichen sorgt für Koordination und klare Verantwortlichkeiten. Schulungen und regelmäßige Kommunikation helfen, ein gemeinsames Verständnis zu fördern und die Taxonomie als Chance statt als Pflicht zu sehen.
  • Datenverfügbarkeit und Qualität:
    Fehlende oder uneinheitliche Daten zu CO₂-Emissionen, Energieverbrauch oder Lieferketten gehören zu den größten Herausforderungen. Eine strukturierte Bestandsaufnahme („Taxonomie-Check“) schafft Überblick über relevante Aktivitäten und ermöglicht gezielte Datenerhebung. Tools wie der EU-Taxonomie-Kompass sowie
  • digitale ESG-Softwarelösungen unterstützen bei der Sammlung, Prüfung und Auswertung. So wird das Reporting effizienter und nachvollziehbarer.
  • Regulatorische Änderungen und Unsicherheiten:
    Die EU-Taxonomie entwickelt sich laufend weiter. Neue Rechtsakte und Leitfäden bringen Klarheit, erfordern aber auch stetige Anpassung. Unternehmen sollten Prozesse etablieren, um Regulierungsupdates frühzeitig zu verfolgen, etwa über Fachverbände oder Beratungsnetzwerke. So können Neuerungen wie das Omnibus-Update 2025 zeitnah umgesetzt und interne Abläufe rechtssicher angepasst werden.
  • Begrenzter Anwendungsbereich und Chancen für KMU:
    Nicht alle Branchen sind bislang vollständig von der Taxonomie erfasst, insbesondere Dienstleistungssektoren und mittelständische Betriebe. Trotzdem lohnt sich eine Analyse der eigenen Tätigkeiten. Häufig gibt es indirekt relevante Bereiche wie Energieversorgung, Gebäudemanagement oder Lieferketten. Wer diese Potenziale erkennt, kann Nachhaltigkeit gezielt in Geschäftsprozesse integrieren und Wettbewerbsvorteile aufbauen.
  • Politische und ethische Diskussionen:
    Die Einstufung von Atomkraft und Erdgas als „Übergangstätigkeiten“ zeigt, dass Nachhaltigkeit auch politische und gesellschaftliche Dimensionen hat. Unternehmen, die solche Entwicklungen aufmerksam verfolgen und ihre Position transparent kommunizieren, stärken ihre Glaubwürdigkeit und das Vertrauen von Kund:innen, Investor:innen und Mitarbeitenden.

EU-Taxonomie als Orientierung und Chance für Unternehmen

Die EU-Taxonomie ist mehr als nur Regulierung. Sie bietet Unternehmen einen klaren Orientierungsrahmen für nachhaltiges Wirtschaften. Sie definiert, wann wirtschaftliche Aktivitäten als ökologisch nachhaltig gelten, und schafft damit Klarheit, Vergleichbarkeit und Vertrauen.

Für Unternehmen jeder Größe liegt der Mehrwert in der gewonnenen Transparenz: Die Taxonomie zeigt, wo du in Sachen Nachhaltigkeit stehst, deckt Handlungsfelder auf und eröffnet neue Entwicklungschancen. Wer sich früh damit befasst, stärkt seine Wettbewerbsfähigkeit und sichert sich Zugang zu nachhaltiger Finanzierung.

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Über den:die Autor:in

Anna Plew

Produktmanagerin Haufe Akademie, M. A. Weiterbildungsforschung & Organisationsentwicklung.