Erfolg im Job - was ist richtig?

Erfolg im Job – was ist richtig?

„Das ist richtig!“ leuchtet mir in grasgrüner Farbe entgegen, wenn ich morgens mein Büro betrete: Es ist das Cover eines der Haufe Akademie-Gesamtprogramme, das ich mir in Sichtweite gelegt habe. Auf dem Titel prangt dieser Satz, mit dem ich mich in meinem Berufsalltag tatsächlich häufig beschäftigt. Wer Erfolg im Beruf haben möchte, sollte darauf die „richtige“ Antwort wissen. In der Mathematik ist die Antwort denkbar leicht: Bei einer Rechenaufgabe gibt es nur eine richtige Lösung. Im Job ist die Beantwortung leider nicht so einfach. Was richtig ist, sieht hier jeder anders. Ob Beratung, Controlling, Marketing, Geschäftsleitung oder Produktion, mit der Perspektive verändert sich auch die Antwort. Oder vielleicht doch nicht? Ich habe nachgefragt, was meine Chefs und Kollegen in ihrem Job als richtig empfinden: Eine hohe Qualität anbieten zu können, im Job ganzheitlich denken, Spaß an der Arbeit oder die gute Zusammenarbeit mit dem Team waren einige der Antworten.

„Wer weiß, was richtig ist, wird auch das Richtige tun.“

„Wer weiß, was richtig ist, wird auch das Richtige tun.“ Das zumindest glaubten die alten Griechen, genau genommen Sokrates. Aber der saß wahrscheinlich den ganzen Tag unter einem Ölbaum und hatte viel Zeit, mit seinen Schülern über Richtig und Falsch zu diskutieren. Digitalisierung und Globalisierung? Gab es noch nicht. Heute müssen Entscheidungen meist schnell getroffen werden, es bleibt nicht viel Zeit, um abzuwägen – und vor allem: Für vieles gibt es noch keinen Masterplan, sondern dieser muss erst einmal entwickelt werden. Die richtige Entscheidung zu treffen oder den richtigen Lösungsweg einzuschlagen, ist in solchen Momenten entscheidend für den Erfolg im Beruf. Mein Kollege aus dem Key Account Management, Udo Geier, sagt: „Langsamkeit ist keine Alternative. Die Bälle müssen nicht nur irgendwie in der Luft bleiben, sondern unmittelbar als Volley weiter gespielt werden.“  Meine Kollegin Daniela Kant, Beraterin für Inhouse-Trainings, meint: „Was gestern definitiv richtig war, ist es heute manchmal nicht mehr.“ Und unser Geschäftsführer Holger Schmenger ist der Meinung, das Richtige zu tun, erfordere Einsatz – und das Wissen, dass es viel aufwendiger sein kann, als den Weg des geringsten Widerstands zu gehen.

Es geht nicht darum, keine Fehler zu machen – im Gegenteil

Die Fragestellung, mit der ich mich beschäftige, treibt auch viele andere um – und es wird klar: Jeder legt seinen eigenen Maßstab an das, was richtig ist. Als ich unseren Geschäftsführer Mario Kestler frage, wie viel Prozent seiner Arbeit eigentlich richtig ist, lacht er erst und sagt dann: „Richtig im Sinne von ‚vollständig und an alles gedacht‘ sind vielleicht 70 Prozent meiner Arbeit, fehlerfrei sind etwa 80 Prozent, strategisch stimmig und taktisch sinnvoll sind 90 Prozent – aber ‚richtig‘ übersetzt als ‚für mich die beste Wahl‘ sind es 100 Prozent!“ Es geht also nicht darum, keine Fehler mehr zu machen – im Gegenteil: Fehler ermöglichen mir erst, weiter an meinem eigenen Maßstab zu arbeiten, ihn immer besser zu machen und damit letztlich Erfolg im Beruf zu haben. Das sagt auch Elke Schüttelkopf, eine Expertin in Sachen Fehlermanagement – sie hat ein Buch darüber geschrieben, wie man mit Fehlern im Job richtig umgeht. Kleine Patzer hektisch wegzuwischen, bevor sie offenkundig werden, hält sie nicht für die beste Lösung. Wichtig sei stattdessen, ein konstruktives und kooperatives Verhalten an den Tag zu legen – nicht nur für sich selbst, sondern auch bei Fehlern von anderen. Nur so können Wiederholungsfehler verhindert werden.

Wer sich richtig entscheiden möchte, kann also versuchen, seine Fehler nicht zu wiederholen – oder er beginnt damit, Falsches zu vermeiden. Aber das ist gar nicht so einfach: Wer weiß, was richtig ist, tut eben doch nicht immer das Richtige. Mir persönlich geht es mit manchen schlechten Angewohnheiten im Büroalltag so, die sich still und heimlich einschleichen: Zuviel Perfektionismus, ohne Blick auf’s Zeitmanagement,  zu viel Süßes statt gesundem Obst, zu viel Emotionen, wo kühle Pragmatik besser gewesen wäre… Und tatsächlich stören sich  – gerade im Büroalltag – wohl auch etliche Kollegen an solchen und ähnlichen „falschen“ Verhaltensweisen:

  • Fastfood- und Zigaretten-Konsum
  • immer das gleiche essen
  • ständig aufs Handy schauen
  • Kollegen mit zu vielen neuen Ideen überfallen

Vielleicht ist das ja schon ein Schritt in die richtige Richtung. Mein Fazit: Was „richtig“ ist, hängt vom individuellen Maßstab ab. Und manchmal ist es sogar richtig, etwas falsch zu machen, weil es dabei hilft in Zukunft richtig zu entscheiden. Wenn ich allerdings das Gefühl bekomme, dass mein eigenes „Richtig“ in meinem Arbeitsumfeld ständig als „Falsch“ gesehen wird, dann habe ich ein Problem. Lösen kann ich das nur, wenn ich den anderen meinen Maßstab verständlich mache, ihn weiter entwickle oder mir eine andere Arbeitsstelle suche, in der beides besser zusammenpasst. Meine persönliche Auseinandersetzung damit ist aber auf jeden Fall: richtig!

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