Warum wir alle mehr Fragen stellen sollten!

Bei Gesprächen und Meetings der letzten Wochen ist mir aufgefallen: Wir alle stellen zu wenig Fragen! Wir reden viel, doch Fragen gibt es selten. Dabei sind sie sehr kraftvoll: Sie bieten die Möglichkeit sich auch einmal zurückzulehnen – man gibt dem anderen Raum und vielleicht sogar ein gutes Gefühl. Gleichzeitig beziehen wir fragend selbstbewusst Position und können Gespräche lenken. 

„Möchten Sie noch etwas wissen?“ Diese Frage hören wir oft – in Projekten, Meetings, in Gesprächen mit der Führungskraft oder auch in Bewerbungsgesprächen: Das ist Ihre Chance! Statt nein zu sagen oder betreten zu schweigen, können Sie diesen Moment nutzen und zu Ihrem machen.

Denn mit Fragen beziehen Sie Position – dies lenkt vielleicht die Karriere in die richtige Richtung, aber auch in ganz alltäglichen Situationen helfen uns Fragen weiter. Wir zeigen unserem Gegenüber: Ich bin ganz bei dir und bereit, mich mit dir auf einen spannenden Austausch einzulassen und habe dafür wertvolle Impulse!

Ja, ich stelle Fragen! Machen Sie dies zu Ihrer Haltung und zu Ihrem Selbstanspruch

Perspektiven_Fragen stellenDenn damit beanspruchen Sie Raum für Ihre Person – und zwar in Situationen jeglichen Härtegrades: Im Vorstellungsgespräch, beim Small Talk an der Kaffeemaschine oder auch beim Tauziehen mit dem Partner, wenn wieder mal Überstunden fällig sind. Mit Fragen lenken Sie die Richtung des Gespräches. Das hilft, den eigenen Standpunkt zu finden und weiterzuentwickeln.

Gleichzeitig agieren Sie auf Augenhöhe. Das ist unter anderem im Austausch mit der Projektleitung oder Ihrer Führungskraft von besonderer Bedeutung. Denn Sie zeigen, wo Sie im Job hin möchten. In Bewerbungsgesprächen beeinflussen Sie den ersten Eindruck maßgeblich und zeigen Selbstbewusstsein.

Mit Fragen Position beziehen #1: In Projekten, Meetings, zwischendurch und im Mitarbeitergespräch!

Sie können nicht nicht kommunizieren, um mit den Worten des Kommunikationswissenschaftlers Paul Watzlawic zu sprechen. Kompetenz, Engagement, Entwicklungswille – wann immer Sie Ihren Vorgesetzten oder Projektleitern Fragen stellen, transportieren Sie eine Botschaft. Geschickt angepackt, können Sie damit vorausschauend Weichen stellen.

Perspektiven_Fragen stellenDenn der Einfluss von Führungskräften auf unsere Karriere und unsere Aufstiegschancen ist größer als wir denken. Vergegenwärtigen Sie sich das immer wieder – vor allem vor bzw. in Gesprächen mit Ihrer Führungskraft. Gelegenheiten gibt es viele – vom wöchentlichen Projekt-Update über gemeinsame Fahrten zum Kunden bis hin zu offiziellen Mitarbeitergesprächen. Erfolgsentscheidend ist: Entwickeln Sie ein Gespür für passende Gelegenheiten und machen Sie sich beizeiten selbst klar, was Sie erreichen möchten und bringen Sie dieses geschickt zum Ausdruck.

Mit folgenden Fragen an die Projektleitung oder Führungskraft können Sie Ihrer Karriere wertvolle Impulse geben:
  • Was sehen Sie als meinen Beitrag und vielleicht meinen besonderen Erfolg in diesem Projekt bzw. in meinem Job? Wo sehen Sie meine wichtigsten Stärken? Lassen Sie sich überraschen, ob es Ihr organisatorisches Geschick oder Ihr glückliches Händchen mit dem Kunden ist. Die Fremdwahrnehmung von außen kann Ihnen wichtige Anhaltspunkte liefern. Und mit dieser Frage fallen Sie als ambitioniert, proaktiv und offen auf – allein das ist ein Eindruck, der hängen bleibt.
  • Sie können auch noch weiterfragen, welche Entwicklungschancen Sie im nächsten Projekt haben oder was Sie noch dafür tun müssten, um sich für eine bestimmte Position zu qualifizieren.
  • Was könnte für mich (als Frau) auf dem Weg zur nächsten Stufe schwierig werden? Mit dieser Frage an eine weibliche Vorgesetzte können Sie interessante „Insidertipps“ bekommen. An einen männlichen Vorgesetzten gestellt, erfahren Sie mehr über die Vorbehalte, mit denen Sie rechnen müssen. Womöglich sagt die Antwort mehr über die persönliche Einstellung der Führungskraft aus als über die tatsächlichen Hürden. Beides ist für Sie und Ihren Weg hochspannend!
  • Networking: Gibt es Kolleginnen oder Kollegen für den Erfahrungsaustausch? Führungskräfte sind in der Regel im Unternehmen und auch über Standorte hinweg gut vernetzt und können Ihnen wertvolle Kontakte vermitteln. So können Sie Menschen kennenlernen, die im Unternehmen an Schlüsselpositionen sitzen oder auch erfahrene Experten, die Ihnen (Insider-)Tipps geben können.
  • Besonders wichtig für Mitarbeitergespräche: Hier taucht oft die Frage auf, wo Sie sich selbst in 5 Jahren sehen. Ändern Sie doch einmal die Perspektive: Wo sehen Sie mich in 5 Jahren? Haken Sie nach, wie Sie am besten dorthin kommen und wie er oder sie unterstützen kann. Vielleicht gibt es im Unternehmen auch spezielle Entwicklungsprogramme für Frauen? Wer fragt, gewinnt!

Mit Fragen Position beziehen #2: Im Vorstellungsgespräch

Im Vorstellungsgespräch prägen Sie den ersten persönlichen Eindruck von sich selbst. Packen Sie diese Chance beim Schopf und zeigen Sie Ihrem Gegenüber, dass Sie eine leistungsbereite und engagierte Bewerberin sind, die weiß, was sie will:

  • Sie wollen Beruf und Familie gut vereinbaren und legen deshalb großen Wert auf flexible Arbeitszeiten oder die Möglichkeit, in Teilzeit zu arbeiten? Dann brennen Ihnen vermutlich folgende Punkte unter den Nägeln: Welche Teilzeitmodelle oder Home-Office-Regelungen gibt es?
    Viele Unternehmen setzten mittlerweile auf flexible Arbeitsmodelle, um ihre Attraktivität als Arbeitgeber zu boosten und leichter Fachkräfte zu finden. Das ist Ihre Chance! Oft lassen sich schon auf der (Karriere-)Website des Unternehmens oder auf Portalen wie kununu Informationen dazu finden. Im Vorstellungsgespräch können Sie gut daran anknüpfen und nähere Details erfragen.
  • Karriereknick ade! Gehören Sie zu den Frauen, die trotz Familie im Teilzeitjob nicht auf verantwortungsvolle Aufgaben oder eine Führungsposition verzichten möchten? Dann thematisieren Sie dies im Bewerbungsgespräch und fragen Sie, ob es im Unternehmen bereits Mitarbeiter in solchen Positionen gibt. Auch spannend: In welchen Arbeitszeitmodellen sind sie beschäftigt – gibt es die Viertagewoche oder eine Fünftagewoche mit verkürzten Tagen? Suchen Sie schon im Voraus nach Best Practices in anderen Unternehmen und überlegen Sie sich, welche Rahmenbedingungen Sie sich wünschen. Ebenfalls wichtig: Wie steht es – trotz Teilzeit – um Fortbildungsmöglichkeiten oder um Einladungen zu wichtigen Meetings?
  • Ist es Ihnen generell wichtig, sich im Job auszutauschen und auch mal um Rat bitten zu können? Dann erkundigen Sie sich, ob es im Unternehmen Mentoring-Strukturen oder auch Business Buddies gibt, die Sie unterstützen können und das Networking fördern. Denn im Austausch mit Kollegen lassen sich beispielsweise knifflige Situationen einfacher lösen, eingefahrenen Muster erkennen oder auch neue Perspektiven finden. Wer fragt, bringt so etwas vielleicht sogar in Gang und gilt von Beginn an als innovativ! Trauen Sie sich!
Don‘t forget: Antwortstrategien für Worst Case-Questions

Perspektiven_Fragen stellenWas Sie bei Ihrer Vorbereitung keinesfalls vergessen sollten: Unangenehme oder unangebrachte Fragen, die Ihnen gestellt werden und die Sie schon mal ins Schwitzen bringen können. Besonders jene, die eigentlich gar nicht sein dürften. Beispielsweise zu Ihrer Familienplanung oder auch zu Ihrer Religionszugehörigkeit. Hier souverän zu reagieren, ist von entscheidender Bedeutung. Legen Sie sich Ihre Antwort-Strategie zurecht.

Zum Beispiel sich nicht irritieren zu lassen, sondern lieber Gegenfragen zu stellen „Inwiefern ist Religionszugehörigkeit für diese Stelle relevant?“ Oder Sie verallgemeinern: „Familienplanung? Ja, das ist ein wichtiges Thema. Es gibt ja auch schon viele Beispiele, wie Unternehmen die Vereinbarkeit von Familie und Job fördern.“

Fazit: Werden Sie sich der Kraft Ihrer Fragen bewusst!

Fragen, fragen, fragen – das ist Ihre Chance! Eine selbstbewusste Haltung und gute Vorbereitung sind die halbe Miete. Wir freuen uns, wenn wir Sie inspirieren konnten, und Sie in Ihrem nächsten Gespräch Ihre Anliegen souverän angehen. Haben Sie Mut und stellen Sie die Fragen, die Sie umtreiben!

Wir freuen uns auf den Erfahrungsaustausch mit Ihnen und sind gespannt, ob Ihnen Ihr Gegenüber gute Antworten geben konnte! Berichten Sie uns gerne in den Kommentaren! Wir wünschen Ihnen viel Freude und neue Ideen auf women@work!

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