Lernen bis zum Lebensende – das hilft dabei

Auch die Erfahrenen unter uns lernen im Beruf ein Leben lang. Um das als Versprechen und nicht als lästige Verpflichtung zu sehen, müssen wir zum Lernen bereit sein. Die Übernahme der ungewohnten Newbie-Rolle fällt jedoch nicht jedem leicht.

Die Wirtschaft steht vor einer digitalen Revolution. Maschinen übernehmen immer mehr Aufgaben, Algorithmen treffen Entscheidungen. Die explodierende Masse an Wissen verändert unser Verhältnis zur Bildung. Unser Lernen endet nicht mit der Berufsausbildung oder dem Studienabschluss: Es geht ein Leben lang weiter. Das legt auch eine 2017 erschienene Studie des Personaldienstleisters ManpowerGroup nahe. Ihr zufolge wird die Weiterbildung im Unternehmen in Zukunft wichtiger als die Einstellung gut ausgebildeter Mitarbeiter.

Ein wichtiger Grund dafür: Zwei Drittel der neuen Jobs für die zwischen 1995 und 2010 Geborenen gibt es noch nicht. Auch wenn nicht genau vorhersehbar ist, wie die Berufe der Zukunft genau aussehen, ist absehbar, welche Qualifikationen zukünftig gefragt sind. Neben dem Wissen um Algorithmen, künstliche Intelligenz und vernetzte Maschinen werden auch Fähigkeiten wie emotionale Intelligenz, Kreativität und flexibles Denken wichtiger, so die Forscher. Die Zukunftsvisionen haben schon heute Konsequenzen: Ausgelernt gibt es nicht mehr, auch alte Hasen mit viel Expertise werden deshalb regelmäßig zu Newbies.

Für Weiterbildung ist Haltung gefragt

Die Newbie-Werdung ist dabei leichter als gedacht – genau genommen basiert darauf sogar unser Lernen seit unserer Kindheit. Wir probieren neue Dinge aus, gleichen die gemachten Erfahrungen mit unserem Wissen ab und erweitern so laufend unseren Horizont. Der Haken: Je älter wir werden, je mehr Knowhow wir sammeln, desto schwerer fällt es uns, unbekanntes Terrain zu betreten und Unwissenheit zuzulassen. Umso wichtiger ist es, sich die Vorteile des Newbieseins vor Augen zu führen. Durch die neuen Impulse bekommen wir die Chance, uns selbst zu hinterfragen, neue Ziele zu entdecken und Herausforderungen anzugehen. Natürlich kann Neues zu lernen auch anstrengend und ungewohnt sein – doch denken Sie daran: Neugierig sein, Dinge auszuprobieren und etwas dazuzulernen ist immer besser als auf der Stelle zu treten.

Newbie werden: kluge Strategien statt alles auf Anfang

Doch wie können wir bei der Newbie-Werdung unterstützen? Was erleichtert die eigene Entwicklung? Thomas Reipöler, Leiter der Blended-Leaning-Weiterbildung, rät, den Rollenwechsel gut zu planen und die Lust ins Lernen einzusteigen.

  • Newbie-Neugier bewahren: Die Neugier und eigene Offenheit für neue Erfahrung ist wichtig für einen erfolgreichen Rollenwechsel. Selbst nach vielen Jahren Berufserfahrung und großem Know-How gibt es in der Welt noch viel zu lernen und zu erfahren. Diese Erkenntnis erleichtert die Bereitschaft, den eigenen Horizont als Newbie zu erweitern.
  • Newbie-Rolle aktiv gestalten: Plötzlich Newbie? Die ungewohnte Situation birgt Stresspotenzial. Deshalb sollte man die Abgabe des Expertenstatus aktiv gestalten. Dazu gehört aus Sicht von Reipöler: Bedenken ausdrücken, Schwächen thematisieren, Routinen hinterfragen und aktiv nach neuem Input suchen. Und am wichtigsten: Gelassenheit.
  • Newbie-Zeitpunkt clever bestimmen: Im stressigen Arbeitsalltag ist es schwierig, sich voll und ganz auf die Rolle des Newbies einzulassen. Neue Kompetenzen lernt man am besten, wenn genug Platz für eine Auseinandersetzung ohne Druck bleibt.
  • Newbie-Lernformat angemessen auswählen: Prüfen Sie im Vorfeld, welche Lernsettings Sie besonders dazu ermutigen, sich als Newbie auszuprobieren. Viel Austausch vor Ort, hoher Anteil an Selbstlernphasen, virtuelle Seminarräume oder lieber eine ausgewogene Mischung aller Elemente: Sie wissen am besten, wie Sie am besten lernen.

Unsere Trainer geben Einblicke in ihre Erfahrungen als Newbies:

Bert Erlen

Bert Erlen, was motiviert Sie als Experte und Trainer der Haufe Akademie dazu, in die Newbie-Rolle zu wechseln?

„Ich habe sehr viel Erfahrung als Trainer und Coach sowie auch als E-Learning-Tutor. Und ich habe das Bild von mir, dass ich mich gut in die Rolle meiner Zuhörer und Klienten einfühlen kann. Aber stimmt das auch? Auch um diese Annahme zu hinterfragen, habe ich das Angebot der Haufe-Akademie angenommen, an der Blended-Learning-Weiterbildung teilzunehmen. Nochmal lernen, Teil einer Gruppe von Lernenden zu sein, sich in der Menge auch mal unsichtbar machen können, Feedback geben und nicht für den Verlauf und Erfolg der Veranstaltung verantwortlich zu sein. Ich habe dabei viel gelernt, insbesondere auch über meine Wünsche und Bedürfnisse als Teilnehmer. Diese Erfahrung ist eine sehr wichtige Bereicherung für meine Arbeit als Trainer und Coach.“

Welche Skills helfen dabei, sich als Experte in die Newbie-Rolle zu begeben?

„Das Wichtigste ist Offenheit für die ungewohnte Erfahrung. Und Lernwilligkeit, verbunden mit der Einsicht, dass es da draußen noch viel zu lernen und zu erfahren gibt. Ich muss vom Expertensockel heruntersteigen und neugierig sein. Eine große Hilfe ist es, Teil einer Gruppe zu sein, in die man sich einordnet und deren Energie einen selbst stärkt.

 

Perspektiven_Newbies_GeigerFred Geiger, welche Erfahrungen haben Sie als Experte und Trainer der Haufe Akademie in der Newbie-Rolle gemacht: Was haben Sie als spannend erlebt? Was war anstrengend?

„Besonders spannend fand ich meine Rolle als Newbie deshalb, weil ich einerseits erleben konnte, wie anspruchsvoll Blended Learning für den Teilnehmer ist, andererseits habe ich die Erfahrung gemacht, wie viel besser dann das Erlernte bei mir verankert ist, weil man sich eben über einen längeren Zeitraum immer wieder mit einem Thema, sei es durch Selbstlernmodule, Webinare oder Präsenzveranstaltungen beschäftigen kann, aber eben auch muss. Das war für mich aber auch geistig und mental wirklich anstrengend. Aus meiner Sicht habe ich aber auch, wie selten in meinem Leben, zu einem Thema in so kurzer Zeit so viele Erkenntnisse gewinnen können.“

Wie verändern Ihre Erfahrungen als Newbie Ihre Haltung und Ihre Perspektive im Alltag als Experte?

„Meine feste Überzeugung ist, dass Blended Formate die Zukunft der Weiterbildung sind. Meine Erfahrungen als Teilnehmer helfen mir sicher, dass ich selbst mit diesem Instrument besser umgehen und damit auch auf meine Teilnehmer in Blended Weiterbildungen besser eingehen kann. Für mich war die Rolle als „Newbie“ deshalb auf jeden Fall eine interessante Erfahrung, vielleicht sogar ein echtes Aha-Erlebnis, dass es mir hoffentlich leichter macht, auch die von mir selbst durchgeführten Blended Weiterbildungen erfolgreich zu gestalten.

 

Perspektiven_Newbies_HeckerStefanie Hecker, welche Erfahrungen haben Sie als Expertin und Trainerin der Haufe Akademie in der Newbie-Rolle gemacht: Was haben Sie als spannend erlebt? Was war anstrengend?

Für mich war die größte Herausforderung der Umgang mit der eigenen Unsicherheit, die für jeden Teilnehmer in einer ungewohnten Situation entsteht. Als Trainerin mit mehr als 15 Jahren Berufserfahrung ist die Leitung einer Lernsequenz in der Regel nicht mit Unsicherheit besetzt. Als Lernende schon! Dieser Perspektivwechsel war für mich als Weiterbildungsprofi ungemein aufschlussreich und belebend.“

Wie verändern Ihre Erfahrungen als Newbie Ihre Haltung und Ihre Perspektive im Alltag als Expertin?

„Ich habe erfahren, wie wichtig ein wertschätzender, aufmunternder Umgang in herausfordernden Situationen für den Lernenden ist. Damit lässt sich die eigene Unsicherheit sehr viel leichter überwinden. Mein wichtigstes Learning: achtsam mit den Lernenden umzugehen und immer wertschätzend bleiben. Die Belohnung für diese Lernerfahrung bestand im persönlichen Austausch, dem persönlichen Kennenlernen am Präsenztag der Veranstaltung. Es ist großartig, seine Mitlerner persönlich zu treffen und auch eine schöne Art, das bisher Gelernte zu vertiefen. Eine tolle Erfahrung, die ich jederzeit wiederholen würde!“

Sind Sie auch immer mal wieder Newbie?

Was hilft Ihnen gut, welche Perspektiven sind Ihnen dabei wichtig? Teilen Sie Ihre Erfahrungen und Do’s und Don‘ts mit uns – gemeinsam können wir uns leichter weiterentwickeln als allein.

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