Von Kolleg:in zum:zur Vorgesetzten – so meistern Sie den Wechsel

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Wir haben Tipps für Sie gesammelt, wie Sie in Ihre neue Rolle hineinwachsen und Ihre ersten Führungsaufgaben erfolgreich übernehmen.

Für jede:n Arbeitnehmer:in ist es eine besondere Auszeichnung, in eine Führungsposition befördert zu werden. Doch zur Freude über den beruflichen Aufstieg kann sich schnell Unsicherheit mischen. Denn schließlich hat überwiegend die fachliche Kompetenz zur Beförderung geführt. Die neue Führungsrolle birgt jedoch viele neue Herausforderungen, die man bisher so noch nicht kannte. Aus diesem Grund ist es wichtig, sich als neue Führungskraft die neue Rolle in allen Details bewusst zu machen.

Führungskraft sein heißt, die Vorgesetztenrolle annehmen

Wer aus der Reihe der Kolleg:innen nun Vorgesetzte:r wird, tritt jetzt ins Scheinwerferlicht. Ihre Arbeit und Ihr Handeln wird nun direkt von mindestens zwei Seiten beobachtet und bewertet. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden Ihre Führungskompetenz hinterfragen, während Vorgesetzte Sie anhand Ihrer Projekterfolge messen werden. Darüber hinaus kann es vorkommen, dass auch Kunden oder Lieferanten Sie in Ihrer neuen Rolle anders wahrnehmen. Und genau diese Rolle müssen Sie nach der Beförderung auch selbst erst einmal annehmen. Machen Sie sich deshalb bewusst,

  • dass es Ihr Job ist, Mitarbeitende erfolgreich zu führen und zu koordinieren.
  •  dass Sie Unternehmensziele durch Ihre Arbeit erreichen müssen.
  • dass Kunden bestimmte Erwartungen haben.

Als Vorgesetzte:r sind Sie jedoch nicht allein. Gerade in Führungspositionen müssen Sie lernen, Aufgaben abzugeben. Von Ihnen wird erwartet, dass Sie Arbeiten delegieren und nicht alles selbst übernehmen. Zugleich bilden Sie mit Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein Team, das nicht nur eine Unternehmensstrategie verfolgt, sondern auch eine bestimmte Unternehmenskultur lebt. Hierzu gehört eine offene Kommunikation ebenso wie ein überlegter Umgang mit wichtigen Entscheidungen.

Schwierigkeiten beim Übergang vom Kollegen zum Vorgesetzten und wie Sie ihnen begegnen können:

  • Sie werden mit dem Vorgänger verglichen: Meist bleibt es nicht aus, dass Ihre einstigen Kollegen Sie in Ihrer neuen Rolle mit Vorgängern vergleichen werden. Begegnen Sie diesem Verhalten offen. Zeigen Sie Respekt für die Leistung Ihrer Vorgänger, machen Sie jedoch klar, dass Sie jetzt diese Rolle eingenommen haben.
  • Das Verhältnis zu Ihren ehemaligen Kollegen wird distanzierter: Während früher noch ungezwungene Gespräche im Aufzug oder an der Kaffeemaschine möglich waren, wird durch Ihre neue Rolle eine neue Distanz geschaffen. Sie sollten diese Distanz nicht versuchen zu kaschieren, denn sie ist nun einmal ein neuer Fakt, mit dem Sie und Ihre Mitarbeitenden umgehen müssen. Je eher Sie Ihre neue Führungsrolle ausfüllen, dazu stehen und Ihren Mitarbeitenden weiterhin mit Respekt begegnen, desto positiver wirkt sich das auf Ihr gesamtes Team aus.
  •  Sie verteilen nun häufiger Aufgaben, die Sie zuvor selbst erledigt haben: Haben Sie früher gemeinsam im Team Aufgaben gelöst, sind Sie heute die Person, die diese Aufgaben delegiert. Gerade wer aus dem Kollegenkreis zum Vorgesetzten bestimmt wurde, neigt dazu, einen Großteil der Aufgaben nach der Beförderung immer noch selbst zu übernehmen. Aber Delegieren ist nun Teil Ihres Jobs. Wenn Sie es schaffen, die Ihnen wichtigen Aufgaben vertrauensvoll an das Team abzugeben, ist damit viel erreicht. Denn Sie zeigen Ihren Mitarbeitenden, dass Sie ihnen vertrauen – und Sie können sich verstärkt anderen Aufgaben widmen.

Denken Sie jedoch auch daran, dass es ein Vorteil sein kann, wenn Sie aus dem Team heraus befördert werden. Schließlich kennen Sie bereits die Vorzüge Ihrer Mitarbeitenden. Sie müssen sich also nicht mehr wirklich „kennenlernen”, sondern vielmehr nur noch in Ihren neuen Rollen respektieren lernen. Sehen Sie die Herausforderung Ihrer neuen Rolle deshalb als Chance mit einem deutlichen Plus gegenüber externen Führungskräften: Sie können in der Regel schneller Teams bilden und besser neue Aufgaben umsetzen, da Sie die Mitarbeitenden ihren Fähigkeiten entsprechend sinnvoll einsetzen können.

Aber Achtung: Lassen Sie sich nicht verleiten, „betriebsblind” zu agieren, indem Sie Aufgaben nicht abgeben, weil Sie Ihre ehemaligen Kollegen kennen und schon ahnen, dass diese den Task nicht erfüllen können. Ihre neue Rolle erfordert von Ihnen Offenheit für die Rollenverteilung. Sie kennen zwar Ihre ehemaligen Kollegen, doch sollten Sie die neue Teamdynamik als Chance begreifen und Ihren vermeintlichen „Pappenheimern” auch etwas zutrauen.

Stellen Sie sich den ersten 100 Tagen

Wenn es einen Wechsel in der Führungs­etage in Unternehmen gibt, hat sich inzwischen eine 100-Tages-Frist etabliert. Diese Zeit wird allgemein zugebilligt, um sich in der neuen Rolle einzufinden. Nutzen auch Sie die ersten 100 Tage, um sich auf Ihre neue Rolle ausführlich vorzubereiten, die Situation zu beobachten, zu analysieren und anschließend in die Umsetzung zu gehen.

Führen Sie unbedingt Gespräche mit Mitarbeitenden, Kunden, Vorgesetzten und informieren Sie sich ausführlich über Unternehmensziele und -projekte. Je besser Sie informiert sind über die Bedürfnisse und Wünsche von Mitarbeitenden, desto besser können Sie die Arbeit Ihres Teams auf die Unternehmensziele und die Ziele der Abteilung ausrichten. Auf der Basis aller Analysen haben Sie die Möglichkeit, Prio-Listen mit Aufgaben und Verantwortlichen aufzustellen. So ist es außerdem einfacher, nach den ersten 100 Tagen Bilanz zu ziehen.

7 Tipps für die ersten 100 Tage

1. Sehen Sie sich trotz Ihrer neuen Führungsrolle als Teil eines Teams.
2. Suchen Sie nicht Perfektion um jeden Preis.
3. Nehmen Sie Ängste oder Befürchtungen von Mitarbeitenden ernst.
4. Nutzen Sie Konflikte als Chance zur Verbesserung des Teamzusammenhalts.
5. Prüfen Sie, ob vorhandene Strukturen weitergeführt werden können.
6. Nehmen Sie Kritik nicht sofort persönlich.
7. Stecken Sie sich realistische Ziele.

Sie bleiben immer noch Sie selbst und transparent

Auch wenn Sie vom Mitarbeitenden zum Vorgesetzten wurden, bleiben Sie noch Sie selbst. Und dazu gehört, dass nicht nur Ihre ehemaligen Kollegen mit der neuen Situation umgehen lernen müssen, sondern auch Sie.
Bei vielen Fragen werden Sie Entscheidungen nun aus einer neuen Perspektive treffen müssen, die nicht mehr mit der Haltung korrespondieren wird, die Sie als Mitarbeiter:in hatten. Machen Sie diese Problematik auch für Ihre Mitarbeitenden transparent. So können diese Ihre neue Rolle ebenfalls besser akzeptieren.
Eine wichtige Grundregel für die neue Rollenverteilung ist gegenseitiger Respekt. Wenn Ihre Mitarbeitenden feststellen, dass Sie sie respektieren, haben Sie als verantwortungsvolle Führungskraft beste Voraussetzungen für eine erfolgreiche Arbeit geschaffen.

Es gibt nicht den einen Führungsstil

Führungsstil ist nicht zu vergleichen mit einem Kleidungsstück, das Sie sich einfach anziehen und automatisch in Ihre neue Rolle schlüpfen. Vielmehr müssen Sie in Ihre neue Rolle in einem gewissen Sinne hineinwachsen. Und bei diesem Prozess gibt es nicht nur den einen Führungsstil. Ihre Führungsqualitäten werden von vielen verschiedenen Faktoren geprägt werden. Hierzu zählen die Unternehmenskultur, die Erwartungen Ihrer Vorgesetzten, die Gruppendynamik Ihres Teams und zu guter Letzt Ihre eigenen persönlichen Ansprüche. Werden diese unterschiedlichen Pole vereint, wird nicht nur Ihr Unternehmen profitieren, sondern auch Ihre Persönlichkeit.

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Über den:die Autor:in

Silke Diedrichs

Produktmanagerin für die Themen Führung, Leadership und Management bei der Haufe Akademie.

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