Soziale Kompetenz im Controlling:
16 Erfolgsfaktoren

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Kompetenzen, die Sie als Controller:in neben Fachkompetenz mitbringen sollten

Es ist immer sehr leicht erhöhte Fähigkeiten von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu fordern, wenn sich die Rahmenbedingungen ändern. Zum einen dürfen Unternehmen die Anforderungen an den:die Controller:in nicht überziehen und ständig neue Aufgabenfelder verbunden mit neuen Fähigkeiten an ihn binden. Zum anderen müssen Unternehmen aber auf Veränderungen reagieren, um nicht vom Markt abgehängt zu werden. Es zeigt sich immer deutlicher, dass in einer Situation mit hoher Komplexität und zunehmender Dynamik Management gezielt nach Unterstützung und Sicherheit verlangt. Prädestiniert für diese Unterstützung sind die Controller:innen. Denn Controller:innen bringen ein perfektes Verständnis von Zahlen mit und können daher eine Vielzahl von unterschiedlichen Fakten verarbeiten, bewerten und in einer übersichtlichen Form darstellen. Das gehört eindeutig zum Kerngeschäft des Controllings. Fundierte Kenntnisse der Kostenrechnung sowie der Rechnungslegung sind da ebenfalls sehr hilfreich. Um die Fachbereiche gut unterstützen zu können werden weiterführend Verfahren der Investitionsrechnung erwartet und gute Kenntnisse der eingesetzten IT-Systeme. Das bezieht inzwischen alle Aktivitäten bezüglich Business Intelligence (BI) ein, deren federführende Gestaltung in der Hand der Controller:innen sein sollte.

Fachkompetenz allein reicht nicht

Neben diesen grundlegenden Fachkompetenzen wird von Controllerinnen und Controllern aber zunehmend auch soziale Kompetenz erwartet. Der Austausch bei den Fachthemen in den unterschiedlichen Fachbereichen verlangt eine hohe Kompetenz bei verschiedenen Fähigkeiten. Die weiter zunehmende Spezialisierung als Antwort auf die massiven Herausforderungen und den schnellen Wandel birgt leider immer die Gefahr, dass die unterschiedlichen Personen das Ganzheitliche aus dem Blick verlieren. Alle sind hervorragend qualifiziert, es fällt aber schwer, den Anderen zu verstehen. Jetzt zählt es mehr denn je, durch geeignete Soft Skills für ein angenehmes und konstruktives Miteinander zu sorgen. Den Controllerinnen und Controllern fällt durch die engen Kontakte zu allen Fachbereichen im Unternehmen hier eine besondere Rolle zu.

Vom Dienstleister zum:zur Business Partner:in

Der:Die Controller:in wandelt sich vom allgemeinen Dienstleister im Unternehmen zum:zur Business Partner:in. Der:Die Controller:in unterstützt die Fachbereiche zielgenau und präzise am Bedarf ausgerichtet. Dazu muss der:die Controller:in als selbstbewusste Persönlichkeit auftreten und einige weitere Fähigkeiten mitbringen.

Aufbau der persönlichen und sozialen Fähigkeiten

So gehört ein gutes analytisches Denkvermögen dazu, um Sachverhalte schnell erfassen und in Zusammenhängen beurteilen zu können. Die Ergebnisse müssen anschließend den Ansprechpartner:innen vermittelt werden und mit Ihnen diskutieren. Das wiederum erfordert gute Fähigkeiten der Kommunikation. Eine fundierte Rhetorik bildet die Grundlage. Die Gesprächspartner:innen müssen nicht nur informiert, sondern überzeugt werden. Argumentieren wird daher sehr wichtig. Da Überzeugen durch die Person und nicht durch den Fakt erfolgt, ist es wichtig, gute Beziehungen zu den Gesprächspartner:innen aufzubauen. Es wird durch konsequentes Networking und eine gute Teamfähigkeit gewährleistet. Damit hat der:die Controller:in eine gute Chance mit seinen Inhalten eine belastbare Überzeugungsfähigkeit zu erlangen. Heute erleben Controller:innen häufig Widerstände in denen Kalkulationen angezweifelt werden oder die Zahlen in Frage gestellt werden. Das wird sich durch die Nähe und das sicherlich bessere Vertrauensverhältnis deutlich reduzieren. An dieser Stelle wird es für die Controller:innen erheblich leichter. Der Fokus wird sich aber von der Darstellung der Zahlen aus der Vergangenheit viel stärker auf die Begleitung mit Zahlen für die Zukunft verlagern. Controller:innen treffen Annahmen und kalkulieren daraus die Zahlen für den Fachbereich. Die Angriffspunkte verlagern sich also in Bezug auf diese Annahmen. Wenn diese in enger Abstimmung mit den Fachbereichen erfolgen, reduziert sich das Risiko einer Ablehnung. Dennoch brauchen Controller:innen eine hohe Standfestigkeit und müssen ihre Position klar und nachhaltig vertreten.

Für die Ermittlung der Fakten brauchen Controller:innen gute Dialogfähigkeiten und fundierte Kenntnisse der Moderation, um in Workshops mit Vertretern der Fachbereiche qualitativ hochwertige Ergebnisse in kurzer Zeit erarbeiten zu können. Die Ergebnisse müssen dann auch an andere Verantwortliche bis hin zur Geschäftsführung transportiert werden. Dafür sind zeitgemäße Fähigkeiten der Präsentation sehr wichtig. Bunte Bilder alleine genügen nicht! Wir sollten uns verdeutlichen, dass wir durch einen gezielten Tonfall Menschen besser für die gemeinsame Sache gewinnen können. Die Besonderheiten der Stimmführung bei einer Präsentation gepaart mit einer zielgerichteten Körpersprache wird häufig unterschätzt. An der Stelle können wir mit geringen Mitteln sehr viel erreichen.

Allerdings hat der:die Controller:in in seiner beratenden Rolle auch noch eine Distanz zu wahren und muss sich in einigen Fällen sogar neutral verhalten. Der:Die Controller:in erarbeitet Fakten und gibt in vielen Fällen Empfehlungen in Form von Entscheidungsvorlagen. In einigen Fällen bleibt es aber bei der Darstellung der Fakten und der:die Verantwortliche im Fachbereich trifft die Entscheidung.

Halten wir also fest: Die Ansprüche an die Kommunikation werden immer umfassender. Klar, eindeutig, verständlich, kurz und auf den Punkt gebracht soll es sein. Gleichfalls ist die Zeit aller Kommunikationspartner:innen und auch die eigene extrem knapp. Zum einen führt es zu Ungeduld bei den Zuhörer:innen, zum anderen fehlt häufig die Zeit für eine wirklich gute Vorbereitung. Keine guten Bedingungen. Gesucht werden in allen Bereichen zudem immer mehr die Querdenkenden. Es ist eine Reaktion auf die wirtschaftliche Situation unserer Zeit, die durch massive Veränderungen geprägt ist.

Entwicklung der Führungskompetenz

Für leitende Mitarbeitende im Controlling kommt außerdem noch die Führungskompetenz hinzu. Alleine mit einer hohen Fachkompetenz kann eine Führungskraft heute den Anforderungen allerdings nicht mehr gerecht werden. Neben den Leistungszielen muss die moderne Führungskraft auch die humanitären Ziele im Blick haben. Mitarbeiter:innen sollen einen hohen Grad an Zufriedenheit erreichen und nicht in einer dauerhaft hohen Arbeitsbelastung verweilen. Führen bedeutet in vielen Fällen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern den Rücken freizuhalten und in kritischen Situationen Rückendeckung zu gewähren. Das Controlling soll mit einer Stimme sprechen und ein durchgängig positives Image haben. Vertrauen und Wertschätzung sind in dem Zusammenhang wichtige Themen.

Wir sehen, die Anforderungen haben sich rasant verändert und Unternehmen müssen sich zeitnah darauf ausrichten. Schritt für Schritt sollten Controller:innen die neuen Fähigkeiten erwerben und im Alltag anwenden. Dann lassen sich die Veränderungen ohne kritische Situationen überwinden.

Checkliste: 16 Kompetenzen, die Sie als Controller:in neben Fachkompetenz mitbringen sollten!

  1. Kommunikationsfähigkeit – in Wort und Schrift
    Im Speziellen zählt dazu u.a.: überzeugend Argumentieren, Präsentieren, Moderieren, sowie präzise Reports und Entscheidungsvorlagen schreiben. Beobachten Sie diese Themen bei sich selbst und schärfen Sie diese immer wieder.
  2. Selbstbewusstsein als Schlüsselqualifikation
    Wer zu viel von sich erwartet (z.B. Perfektion), wird oft enttäuscht sein. Es geht um das Bewusstsein des eigenen Könnens, aber auch der eigenen Schwächen. Erfolge fördern das Selbstbewusstsein. Haben Sie Mut, die eigene Position zu verdeutlichen.
  3. Problemlösungskompetenz
    Klare Analyse, Würdigung und daraus zielorientierte Maßnahmen erarbeiten. Bei komplexen Themen findet die Problemlösung immer im fachübergreifenden Team statt. Gute und eindeutige Methoden sind dann besonders wichtig.
  4. Fähigkeit zum Wissenstransfer
    Wir brauchen in vielen Bereichen mehr Flexibilität, denn Herrschaftswissen lähmt viele Unternehmen. Ein gutes und vertrauensvolles Betriebsklima beschleunigt den Wissenstransfer.
  5. Kreativität
    Lassen Sie den „Blick über den Tellerrand” zu. Stellen Sie Routinen in Frage und beschäftigen Sie sich mit neuen Ideen. Jeder Mensch ist kreativ!
  6. Emotionale Intelligenz – mit Gefühlen kontrolliert umgehen
    Natürlich dürfen Sie Ärger über Aussagen empfinden, aber äußern Sie diese keinesfalls ungefiltert bzw. ungeprüft. Diese erste Reaktion ist oft hoch emotional und wird vom Gesprächspartner oder der Gesprächspartnerin als verletzend empfunden.
  7. Kundenorientierung hält durch die intensivere Nähe zum Fachbereich auch im Controlling Einzug.
    Der „interne” Kunde, oft als Business Partner bezeichnet, will von Controller:innen so bedient werden, dass er seine Aufgaben bestmöglich steuern kann. Er will kein:e Controller:in werden!
  8. Change Management verstehen und begleiten
    Der Wandel ist Normalzustand. Dennoch müssen wir uns die Anforderungen an andere Personen immer verdeutlichen. Konsequentes Prüfen und Begleiten hilft.
  9. Interkulturelle Fähigkeiten / Diversity Management sind für international agierende Unternehmen unerlässlich.
    Es muss gelingen Zusammenarbeit, trotz unterschiedlicher Kulturen, erfolgreich zu gestalten. Die Dominanz einzelner Personen macht es hier schwer.
  10. Ganzheitliches Zeitmanagement und Selbstmanagement
    Trotz hoher Belastungen sollten Sie stets den Überblick behalten und persönliche Zufriedenheit erreichen.
  11. Psychologische Grundkenntnisse mit dem Ziel, Ihre Gesprächspartner:innen typgerecht bedienen zu können.
    Jeder ist anders. Im Zweifelsfall im Fremdbild sogar schwierig. Die Kenntnis über Unterschiede hilft Ihnen, richtig zu steuern bzw. auf Ihr Gegenüber einzugehen.
  12. Durchsetzungsvermögen muss nicht mit Dominanz gekoppelt sein.
    Wer andere Personen einbindet, sowie verständlich und nachvollziehbar argumentiert, kann auch leichter überzeugen.
  13. Konfliktmanagement
    Spannungen sind in der Zusammenarbeit normal. Kommt es aber zu Konflikten brauchen Sie Fähigkeiten, um diese gezielt zu steuern. Der Schlüssel zur Lösung: Kommunikation.
  14. Teamfähigkeit
    In einer komplexeren Welt müssen wir verschiedene Fähigkeiten verknüpfen. Daraus ergeben sich in der Regel Teamlösungen. Respekt, Wertschätzung und Vertrauen prägen die Zusammenarbeit in einem Team.
  15. Intrinsische sowie extrinsische Motivation
    Es gilt, sich selbst und andere auch in kritischen Phasen zu motivieren. Alle Menschen handeln nach Motiven und wer die Motive des anderen kennt, kann ihn motivieren.
  16. Führungskompetenzen haben einen erheblichen Einfluss auf die Arbeitsleistung und das Wohlbefinden der Mitarbeiter:innen.
    Und wer zufrieden ist, bringt gerne Leistung – freiwillig und mit einer hohen „intrinsischen” Motivation. Führen bedeutet gemeinsam mit den Mitarbeitenden Ziele erreichen. Die Werkzeugkiste einer guten Führungskraft muss sehr umfassend gefüllt sein. Ein Hammer alleine genügt nicht!
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Über den:die Autor:in

Heinz-Josef Botthof

Diplom-Volkswirt, MdO und Certified Business Process Professional (CBPP). Seit 1988 als Dozent, Trainer, Berater, Coach sowie in verschiedenen Führungspositionen tätig. Heinz-Josef Botthof ist aktuell Leiter des Bereichs Managementtraining bei einer Unternehmensberatung. Seine Schwerpunkte sind betriebswirtschaftliche Themen wie Führung und Kommunikation. Außerdem ist er Fachautor.

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