Die Anzahl von internationalen Anbietern steigt. Die Lieferkette diversifiziert sich immer mehr. Innovationszyklen werden immer kürzer. All diese Faktoren weisen dem Einkauf die Aufgabe zu, den Kostendruck auf das Unternehmen zu minimieren und den Prozess der Beschaffung in der Wertschöpfungskette zu optimieren. Durch den hohen Anteil von zugekauften Materialien ist folglich ein systematisches Lieferantenmanagement unerlässlich. Im vorliegenden Beitrag erfährst du, wie du die Beziehungen zu deinen Lieferanten optimal managst, wie sich die Phasen eines Lieferantenprozesses gestalten und wie du absehbaren Herausforderungen optimal begegnest.
Lieferantenmanagement bedeutet Beziehungsmanagement
Eine der zentralen strategischen Aufgaben im Einkauf ist es, die Beziehung zu den Lieferanten so zu gestalten, dass alle internen Bereiche eines Unternehmens davon profitieren. Ziel des Lieferantenmanagements ist es, durch eine bessere Zusammenarbeit mit Lieferanten und deren eigenen Lieferanten Produkte oder Dienstleistungen schneller, günstiger und in besserer Qualität zu entwickeln, zu beschaffen und herzustellen.
Die Kernaufgabe dieses Beziehungsmanagements ist es, die gemeinsamen Erfolgspotenziale in der Zusammenarbeit zu erkennen und bestmöglich zu nutzen. Damit Chancen und Risiken frühzeitig erkannt und genutzt werden können, hat sich ein systematisches Vorgehen mit passenden Methoden und Werkzeugen bewährt. Dazu gehört ein Lieferantenmanagement-Prozess mit sechs klaren Phasen. Wenn dieser konsequent angewendet wird, führt er in vielen Unternehmen dauerhaft zu deutlichen Erfolgen – vor allem durch eine höhere Qualität von Produkten und Dienstleistungen (siehe Grafik). Im Folgenden stellen wir die sechs Phasen des Lieferantenmanagements im Detail vor.
Der Prozess des Lieferantenmanagements
Damit der Lieferantenmanagement-Prozess möglichst effektiv und effizient umgesetzt werden kann, braucht es eine fundierte Analyse der Produkte und Lieferanten des Unternehmens. Dazu müssen die Beschaffungsgüter und -quellen im Vorfeld untersucht, geordnet und eingeteilt werden. Auf dieser Basis entsteht eine Transparenz über Materialien und Lieferanten. So lassen sich Normstrategien ableiten, Handlungsalternativen bewerten, passende IT-Tools auswählen und das strategische Verhalten gegenüber den Lieferanten festlegen. Im Detail gestalten sich die sechs Phasen des Lieferantenmanagement-Prozesses wie folgt:
- Identifikation
Analyse, Strukturierung und Klassifizierung von Beschaffungsgütern und -quellen, um Transparenz über Materialien und Lieferanten herzustellen. - Bewertung (bzw. Beurteilung)
Bewertung der Lieferanten nach vorher definierten strategischen und operativen Kriterien, die gemeinsam mit allen relevanten Unternehmensbereichen (z. B. Entwicklung, Einkauf, Qualität, Produktion, Logistik) festgelegt wurden. - Lieferantenklassifizierung
Hierarchische Einteilung aller potenziellen und bestehenden Lieferanten im Lieferantenportfolio. Diese Klassifizierung dient im Lieferantenmanagement als Grundlage für Entscheidungen über Neuaufnahmen in deinen Lieferantenstamm oder den Verbleib im Netzwerk. - Lieferantenentwicklung
Einschätzung des zeitlichen, finanziellen und kapazitären Aufwands für eine Qualifizierung oder Weiterentwicklung der betreffenden Lieferanten. - Lieferantenauswahl
Entscheidung über die Aufnahme neuer oder den Verbleib bestehender Lieferanten. Diese Entscheidung wird im Rahmen des Lieferantenmanagements unter Einbeziehung aller beteiligten Unternehmensbereiche getroffen. - Lieferantenintegration
Einbindung der Lieferanten in das interne Firmennetzwerk. Hierzu gehören Maßnahmen zur besseren Kommunikation, zur Integration in Prozesse wie Entwicklung und Produktion sowie zur Einführung eines transparenten Lieferantencontrollings hinsichtlich Hard- und Softfacts.

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Ein systematisches und ergebnisorientiertes Lieferantenmanagement ist zentral, um Kosten- und Leistungspotenziale auszuschöpfen. Operative und strategische Ansätze sowie praxiserprobte Methoden werden vorgestellt – als Grundlage für nachhaltige Ergebnisse im Einkauf.
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Herausforderungen im Lieferantenmanagement
Ein vorbeugendes Risikomanagement im Lieferantenmanagement hilft dabei, Probleme frühzeitig zu erkennen. So kann das Unternehmen rechtzeitig reagieren und größere Schäden vermeiden. Typische Herausforderungen im Lieferantenmanagement sind die folgenden organisatorischen und technischen Bereiche:
- Komplexität der Lieferketten:
Eine steigende Anzahl an Lieferanten und vielfältige Produkte erschweren die Koordination erheblich. Unterschiedliche Prozesse zwischen Einkauf, Qualitätssicherung, Logistik und Finanzen führen oft zu Verzögerungen oder Produktionsstillständen. - Kostendruck versus Qualität:
Die Balance zwischen einer kostenoptimierten Beschaffung und hohen Qualitätsstandards stellt Unternehmen im Lieferantenmanagement regelmäßig vor Zielkonflikte. Kompromisse bei Qualität oder Lieferzuverlässigkeit können erhebliche Folgekosten verursachen. - Fehlende Transparenz:
Gerade globale Lieferketten erschweren eine vollständige Übersicht über Zulieferer und deren Leistungsfähigkeit. Ohne ausreichende Datenbasis entstehen Risiken durch „blinde Flecken“, die zu unerwarteten Problemen führen können. - Geringe Flexibilität bei Störungen:
Unvorhersehbare Ereignisse, wie Lieferausfälle, Naturkatastrophen oder politische Krisen, erfordern im Lieferantenmanagement eine schnelle Anpassung der Lieferketten. Fehlende Alternativen und starre Verträge beeinträchtigen häufig die Handlungsfähigkeit. - Identifikation und Entwicklung geeigneter Lieferanten:
Die Auswahl zuverlässiger und leistungsfähiger Lieferanten ist aufwendig und risikobehaftet. Viele Unternehmen tun sich zudem schwer, die bestehende Lieferantenbasis langfristig weiterzuentwickeln. - Einhaltung von Compliance und Nachhaltigkeit:
Zunehmende regulatorische und gesellschaftliche Anforderungen, etwa das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, verlangen eine kontinuierliche Überwachung und Sicherstellung sozialer und ökologischer Standards in der Lieferkette und im Lieferantenmanagement.
Bewährte Praktiken für ein optimales Lieferantenmanagement
Ein erfolgreiches Lieferantenmanagement basiert auf bewährten Praktiken, mit denen Unternehmen Transparenz schaffen, Kosten reduzieren und nachhaltige Partnerschaften aufbauen können. Folgende Methoden haben sich in der Praxis besonders bewährt:
- Strategische Ausrichtung und klare Verantwortlichkeiten:
Verankere das Lieferantenmanagement strategisch in deinem Unternehmen. Verbinde die Ziele des Lieferantenmanagements eng mit den übergeordneten Unternehmenszielen. Lege klare Verantwortlichkeiten für jede Phase des Lieferantenlebenszyklus fest, vom Einkauf über Qualitätssicherung bis hin zur Logistik. Eine zentrale Vendor-Management-Funktion oder interdisziplinäre Teams fördern dabei einen einheitlichen Überblick und ermöglichen abgestimmte Entscheidungen. - Partnerschaftliche Zusammenarbeit statt reinem Einkauf:
Entwickle deine Beziehungen zu Lieferanten hin zu echten Partnerschaften. Gehe über reine Transaktionen hinaus und setze auf gemeinsame, klar definierte Ziele. Ein partnerschaftlicher Ansatz, bei dem gegenseitiges Vertrauen und Verständnis für die jeweiligen Bedürfnisse im Vordergrund stehen, ist nachhaltiger und effektiver als kurzfristige Kostenoptimierung allein. - Standardisierte Bewertung und klare Kennzahlen:
Nutze im Lieferantenmanagement ein strukturiertes Bewertungssystem, beispielsweise Lieferanten-Scorecards, um Leistungsdaten wie Qualität, Lieferzuverlässigkeit und Preis kontinuierlich zu messen und transparent zu machen. Regelmäßige Überprüfungen der KPIs (Key Performance Indicators), etwa quartalsweise, ermöglichen frühzeitiges Handeln und Anpassungen der Zusammenarbeit an veränderte Anforderungen. - Offene Kommunikation und aktive Einbindung:
Etabliere klare und regelmäßige Kommunikationswege zu deinen Lieferanten, zum Beispiel in Form monatlicher oder quartalsweiser Abstimmungsgespräche. Integriere deine strategisch wichtigen Lieferanten in Planungssitzungen, um Innovationen und Optimierungen gemeinsam voranzutreiben. Gegenseitiges Feedback unterstützt eine kontinuierliche Verbesserung des Lieferantenmanagements und stärkt die Beziehung langfristig. - Proaktives Risikomanagement und Flexibilität:
Identifiziere frühzeitig potenzielle Risiken im Lieferantennetzwerk und entwickle vorbeugende Maßnahmen. Beispielsweise verringern alternative Lieferanten für kritische Produkte Abhängigkeiten. Ergänzend sorgen Notfallpläne, Sicherheitslager oder Zweitlieferanten für Stabilität und Resilienz in der Lieferkette. - Digitale Lösungen für mehr Effizienz:
Nutze moderne Software-Lösungen wie SRM-Systeme oder spezialisierte Module in ERP-Systemen, um Prozesse wie Lieferantenbewertung, Datenerfassung und Audits zu digitalisieren und zu automatisieren. Digitale Tools erhöhen die Effizienz, minimieren Fehlerquellen und verbessern nachhaltig die Flexibilität und Transparenz im Lieferantenmanagement.
Indem du diese bewährten Methoden konsequent einsetzt und kontinuierlich weiterentwickelst, schaffst du ein ganzheitliches Lieferantenmanagement, das deine Zusammenarbeit stärkt, Mehrwert generiert und langfristigen Erfolg sichert.
Lieferantenmanagement weiterdenken
Nun weißt du, worauf es im erfolgreichen Lieferantenmanagement ankommt – von klaren Prozessen über partnerschaftliche Zusammenarbeit bis hin zum aktiven Risikomanagement.
Wenn du dein Wissen rund um das Lieferantenmanagement noch weiter vertiefen und praktische Werkzeuge für deinen Arbeitsalltag kennenlernen möchtest, ist unser Seminar „Lieferant:innen professionell managen“ genau das Richtige für dich.
Dort erfährst du, wie du operative und strategische Herausforderungen systematisch angehst, Lieferantenbeziehungen gezielt entwickelst und dein Lieferantenmanagement zukunftssicher aufstellst.