Warum erfolgreiche Führung mit Self-Leadership beginnt

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„Wenn Du führen willst, investiere mindestens 40 Prozent Deiner Zeit in die Führung Deiner selbst!” (Dee Hock, Gründer VISA)

Unsere Arbeitswelt wird zunehmend komplexer und stellt uns ständig vor neue Herausforderungen. Um diese bewältigen zu können, wird die Fähigkeit, sich selbst führen zu können, immer wichtiger. Das gilt insbesondere für Führungskräfte, denn wer nicht in der Lage ist, sich selbst zu führen, kann auch niemand anderen führen. Das macht Self-Leadership oder auch „Selbstführung“ zu einer Kernkompetenz für Führungskräfte. In diesem Artikel erfahren Sie, wie erfolgreiche Selbstführung aussieht, welche Vorteile es mit sich bringt und erhalten praktische Tipps, wie sich diese wertvolle Qualität auf- und ausbauen lässt.

Was genau ist Self-Leadership?

Oftmals wird Self Leadership synonym zu Selbstorganisation, Selbstmanagement, Selbststeuerung, Selbstregulierung oder Selbstreflexion verwendet. Diese Begriffe gehen zwar oftmals Hand in Hand, sind jedoch nicht vollständig gleichzusetzen. Selbstführung bedeutet, dazu fähig zu sein, Gedanken, Emotionen und Verhaltensweisen mittels Selbstreflexion, -bewertung und -motivation in eine gewünschte Richtung zu lenken. Dies kann zu einer Leistungssteigerung führen und das Erreichen gesteckter Ziele erleichtern. Allerdings sollte Self-Leadership nicht ausschließlich mit Leistungssteigerung und besserer Performance in Verbindung gebracht werden. Es geht auch darum, sich selbst kritisch zu hinterfragen und das eigene Verhalten von Zeit zu Zeit zu evaluieren und gegebenenfalls anzupassen.

Die Vorteile von gelungener Self-Leadership

Gelungene Selbstführung bringt zahlreiche Vorteile mit sich. Erfolgreich praktiziert ermöglicht Self-Leadership, die berufliche und persönliche Entwicklung proaktiv zu gestalten, Ziele präzise zu definieren und die intrinsische Motivation so zu steigern, dass es leichter fällt, diese Ziele zu erreichen. Wer sich erfolgreich selbst führt, ist sich im Klaren über die eigenen Prioritäten und weiß, dass ausschließlich sie oder er selbst die Verantwortung dafür trägt, die entsprechenden Schritte einzuleiten, wenn sich etwas an der aktuellen Situation ändern soll.

So viele Vorteile Self-Leadership mit sich bringt, so groß sind auch die Herausforderungen auf dem Weg, diese Fähigkeit zu erlernen. Das Problem: Um sich selbst führen zu können, müssen auch Führungskräfte zunächst den Blick nach innen richten. Dies jedoch fällt vielen von ihnen schwer, da sie es eher gewohnt sind, andere in ihrem Verhalten und Handeln zu beobachten und zu beurteilen. Stattdessen müssen sie lernen, den Fokus auf ihre eigenen Werte und Normen zu legen. Was ist ihnen wichtig? Wofür möchten sie in ihrer Vorbildfunktion als Führungskraft stehen? Damit diese Umstellung und damit das Self-Leadership gelingen, stellen wir Ihnen im Folgenden drei wichtige Bausteine erfolgreicher Selbstführung vor.

Self-Awareness, Self-Responsibility & Self-Regulation: Die drei „S“ des Self-Leaderships

1. Self-Awareness

Self-Awareness lässt sich in Bezug auf Self-Leadership mit Selbsterkenntnis oder Selbstwahrnehmung übersetzen. Gemeint ist die Fähigkeit, sich selbst und die eigenen Stärken und Schwächen wahrnehmen und reflektieren zu können. Damit bildet Self-Awareness die Grundlage für emotionale Intelligenz, die heutzutage eine unverzichtbare Kompetenz sowohl für Führungskräfte als auch für Mitarbeitende ist. Wer sich über die eigenen Emotionen, Verhaltensweisen und Antriebskräfte im Klaren ist, schafft es eher, destruktives oder regressives Handeln in Extremsituationen zu unterbinden. Allerdings ist die Entwicklung von Self-Awareness ein Prozess, der Zeit braucht und auch eine gewisse Nachsicht mit sich selbst erfordert. Es gilt, einen Schritt zurückzutreten, sich selbst zu beobachten und zu reflektieren. So können die eigenen Stärken und Schwächen aufgedeckt und entsprechende Veränderungsprozesse eingeleitet werden. Wie dies gelingen kann? Zum einen durch das Einholen von Feedback zu den eigenen Führungsqualitäten. Die Grundvoraussetzung: Es muss sich um EHRLICHES Feedback handeln. Zum anderen durch regelmäßiges Gefühls-Journaling. Auch wenn der Gedanke an das Führen eines solchen Tagebuchs bei einigen zunächst auf innere Gegenwehr stoßen dürfte, geht es ohne diesen Schritt auf dem Weg zur Selbsterkenntnis nicht weiter. Schreiben Sie täglich Ihre positiven und negativen Emotionen nieder und gewichten Sie diese anschließend nach ihrer Intensität. Dies hilft Ihnen, Ihre innere Landschaft besser kennenzulernen und persönliche Muster besser zu verstehen.

Eine weitere hilfreiche Übung, die bei der Selbstreflexion hilft, ist es, sich folgende Fragen zu stellen:

  • Was tue ich?
  • Warum tue ich es?
  • Welche Auswirkungen hat dies auf andere?

Halten Sie die Antworten auf diese essenziellen Fragen schriftlich fest, sodass Sie sie jederzeit wieder betrachten und gegebenenfalls anpassen können.

2. Self-Responsibility

Self-Responsibility bzw. Selbstverantwortung ist einer der Grundpfeiler gelungener Selbstführung. Es geht darum, stets Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen, hinter getroffenen Entscheidungen zu stehen und die daraus resultierenden Konsequenzen zu tragen. Eine Führungskraft, die selbstverantwortlich handelt, zeigt, dass man sich auf sie verlassen kann. Dadurch gewinnt sie leichter das Vertrauen der Mitarbeitenden, was wiederum die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Zusammenarbeit ist. Der erste Schritt, um Selbstverantwortung zu erlernen, ist, seine innere Haltung zu verändern. Dafür ist es erforderlich, sich nicht immer nur als Opfer der Umstände zu betrachten, sondern stattdessen zu akzeptieren, dass letztendlich nur wir selbst dafür verantwortlich sind, ob wir zufrieden, glücklich und erfolgreich sind. Dazu gehört auch, Fehler einzugestehen, nicht immer die Schuld bei anderen zu suchen und bei Problemen proaktiv nach zu Lösungen suchen, statt zu hoffen, dass jemand anderes sich darum kümmert. So wird es Stück für Stück immer leichter fallen, automatisch Verantwortung für sich selbst zu übernehmen.

3. Self-Regulation

„Nicht die Dinge an sich sind es, die uns beunruhigen, sondern vielmehr ist es unsere Interpretation der Bedeutung dieser Ereignisse, die unsere Reaktion bestimmt.“ (Marc Aurel)
Egal wie gut Ihre Fähigkeit der Self-Awareness bereits ausgeprägt ist, werden Ihnen immer wieder Situationen begegnen, in denen es schwerfällt, gelassen zu bleiben und besonnen zu handeln. An dieser Stelle benötigen gerade Führungskräfte aufgrund ihrer Vorbildfunktion die Kompetenz der Selbstregulierung (Self-Regulation). Grob umrissen bedeutet Self-Regulation, in der Lage zu sein, einen Perspektivwechsel zu vollziehen und so die eigene Art zu denken anpassen zu können. Diese Fähigkeit wird auch „Reframing“ genannt, da Situationen oder Verhaltensweisen in einen anderen „Rahmen“ gesetzt und umgedeutet werden. Mit diesem Perspektivwechsel geht eine Veränderung der inneren Einstellung bzw. Haltung einher, was wiederum zu einer positiveren Denkweise führt. Eine hilfreiche Reframing-Übung ist es beispielsweise, eigene Argumente in schwierigen Situationen zu hinterfragen und umzudeuten.

Ein Beispiel:
„Es fällt mir schwer, Aufgaben abzugeben, denn ich habe Angst, dadurch Kontrolle und somit Ansehen zu verlieren.“ Statt sich Sorgen über die möglichen negativen Konsequenzen zu machen, sollten Sie sich überlegen, was stattdessen die positiven Folgen sein könnten. Eine Möglichkeit zur positiven Umdeutung könnte hier folgendermaßen lauten: „Wenn ich Aufgaben delegiere und Mitarbeitende befähige, zeige ich der Belegschaft, dass ich ihr vertraue. Dadurch steigere ich die Mitarbeiterbindung und Motivation und erhalte durch das Delegieren von Routineaufgaben mehr Zeit für wichtige (Führungs-)Themen.”

Somit setzt diese Methode an einer der Hauptursachen von Stress an: der persönlichen Wahrnehmung. Oder genauer gesagt an den Gedanken und Sorgen über eine bestimmte Situation. Führungskräfte, die Self-Regulation, bzw. Reframing beherrschen, sind resilienter, denn sie können mit schwierigen Situationen rationaler, zielführender und somit stressfreier umgehen.

Fazit
In einer Arbeitswelt, in der Führungskräfte und Mitarbeitende laufend mit neuen und zunehmend komplexeren Anforderungen konfrontiert sind, ist Selbstführung eine Schlüsselkompetenz. Erfolgreiches Self-Leadership hilft dabei, die eigenen Gefühle und Emotionen konstruktiv zu verändern und positiv zu beeinflussen. Man lernt sich zunehmend besser kennen, löst „blinde Flecken“ auf und schafft somit die Grundlage, um erfolgreich führen und der Vorbildfunktion gegenüber Mitarbeitenden gerecht werden zu können.

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Online-Redaktion

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