Gesunde High Performance: Gesundheit und Leistung in Balance

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Wahrscheinlich kennen Sie das: Ihre Vorgesetzten fordern permanent Höchstleistungen und das Betriebliche Gesundheitsprogramm empfiehlt gleichzeitig Entschleunigung und Entspannung. Das fühlt sich an wie ein Widerspruch und führt oftmals zu noch mehr Stress und Belastungsempfinden. Doch mit dem Ansatz der gesunden High Performance lässt sich beides verbinden. Das Ergebnis: Bessere Arbeitsergebnisse, eine gute Gesundheit, eine gesteigerte Resilienz und obendrein mehr Arbeitsfreude.

Flow: der Schlüssel gesunder High Performance

Die Wichtigkeit von Flow – ein besonderer Zustand von starkem Fokus und hoher Leisungsfähigkeit – für eine hohe Produktivität wurde schon vor einigen Jahrzehnten von Mihály Csíkszentmihályi entdeckt – einem Glücksforscher! Denn Glück und hohe Produktivität finden im Flow gleichzeitig statt. Und Glück stärkt nachweislich die Gesundheit. Eine wesentliche Komponente für Flow-Erleben ist ein passendes Verhältnis von Anforderungen und Fähigkeiten bzw. Ressourcen. Um diese Grunderkenntnis im heutigen dynamischen und digitalen Alltag nutzbar und noch wirkungsvoller zu machen, ist ein weiterentwickeltes, mehrstufiges Flow-Konzept sinnvoll. Wer von sich selbst und anderen Höchstleistungen erwartet, muss folglich für Flow-Erlebnisse sorgen und die nötigen Rahmenbedingungen dafür schaffen.

Wirkungsvolle Verbindung von PE, Gesundheitsmanagement und OE

Auf Unternehmensebene ist eine wirkungsvolle Verzahnung von Personalentwicklung (PE), Betrieblichem Gesundheitsmanagement (BGM) und Organisationsentwicklung (OE) erforderlich, um die anfangs beschriebenen Widersprüche aufzulösen. Firmeneigene Fitness-Studios und Gutscheine für Job-Räder sind eine „nette” Unterstützung der Gesundheit von Mitarbeitenden und können die Belastungen etwas kompensieren. Allerdings setzen sie nicht an den Ursachen für Stress und (psychischen) Krankheiten an. Bildlich gesprochen: Ein Hamsterrad wird nicht dadurch besser, dass man einen schönen Liegestuhl für die Erholung daneben stellt – es bleibt weiterhin ein kräftezehrendes und sinnentleertes Hamsterrad. Steigen wir stattdessen aus dem Hamsterrad aus und begeben uns auf den Weg zu einem Berggipfel, dann liefern wir „echte Leistung”. Wenn hier die drei Bereiche PE, BGM und OE optimal zusammenarbeiten, ermöglicht dies Steigerungen von Gesundheit und Produktivität, die üblicherweise kaum für möglich gehalten werden. Ein Performance-Konzept aus einem Guss ohne Widersprüche steigert somit die Produktivität, fördert die Gesundheit, reduziert Stress und fördert Entspannung sowie Resilienz. Und das Beste daran: Da die Leistung signifikant steigt (und die Krankheits- und Fehlerkosten sinken) amortisiert sich ein solches Programm innerhalb kurzer Zeit. Betriebswirt:innen würden es sogar als Sparmaßnahme bezeichnen.

Der Einfluss der Führungskraft

Den Führungskräften kommt bei der Umsetzung von gesunder High Performance eine entscheidende Rolle zu. Sie haben die Verantwortung, die Anforderungen mit den Kompetenzen und Ressourcen der Mitarbeitenden in Einklang zu bringen und so den Flow auf der Organisationsebene zu fördern. Damit sorgen sie für optimale Ergebnisse, da eine langfristige Überlastung von Mitarbeitenden zu Qualitätsminderung, Fehlern und Ausfällen führt.

Diese Form der gesunden Führung wird in Zukunft nicht nur für die Steigerung der Unternehmensergebnisse und der Mitarbeitergesundheit, sondern auch als Antwort auf die gestiegenen Ansprüche an die Work-Life-Balance unverzichtbar.

Engagierte Führungskräfte können auch dann viel für ihre Mitarbeitenden bewirken, wenn in der Unternehmensorganisation noch keine Bereitschaft zur Umsetzung eines ganzheitlichen Konzepts gesunder High Performance besteht. Sie können ihre Position und ihren Gestaltungsspielraum konsequent zur Steigerung von Flow in ihrem Bereich nutzen und z. B. die Mitarbeitenden in ihrem Bereich vor überzogenen Anforderungen der Unternehmensspitze und kurzfristigen Störungen aus anderen Bereichen schützen.

So starten Sie für sich selbst durch

Für die Unterstützung und Umsetzung von gesunder High Performance sind die Unternehmensebene und die Führungskräfte der größte Hebel. Leider kommt dieser oft nur bedingt zum Einsatz. Die gute Nachricht ist: Sie können direkt eigenverantwortlich durchstarten. Dadurch kommen Sie selbst in den Genuss der vielfältigen Vorteile und können wahrscheinlich auch bald Kolleg:innen dafür gewinnen. So schaffen Sie sich Ihr eigenes High Performance-Umfeld. Und darauf kommt es im beruflichen Alltag an.

Die 5 wichtigsten Elemente für Ihren Start:

  1.  Werden Sie sich über Ihren persönlichen Flow-Bereich bei der Arbeit bewusst. Sorgen Sie konsequent durch Reduktion der Anforderungen oder Erhöhung Ihrer Kompetenzen und Ressourcen für möglichst viel Arbeitszeit im Flow-Bereich. Auch wenn es am Anfang vielleicht schwerfällt – Sie werden dadurch deutlich produktiver.
  2. Haben Sie den Überblick über die wichtigen Ziele und verfolgen Sie diese konsequent. Fragen Sie sich im Arbeitsalltag immer wieder: Was ist gerade der wirksamste Hebel, um die wichtigen Ziele zu erreichen? Wer Sie mit zusätzlichen Aufgaben zuschütten will, muss in Zukunft darlegen können, warum diese Aufgaben wirksamer für die Zielerreichung sind als das, was Sie gerade tun.
  3. Gewöhnen Sie sich ein Ritual zum Tages-Check-in an, um fokussiert und zielgerichtet zu starten. Schließen Sie den Tag mit einem Check-out ab, um zu reflektieren und zu lernen, Erfolge zu feiern und bewusst abzuschalten.
    4. Etablieren Sie ein einfaches kurzes Ritual, um sich im Arbeitsalltag zu entspannen und zu fokussieren. So können Sie Stressspitzen kappen und sich im Arbeitsalltag immer wieder kurz ausrichten und Ihre Kräfte bündeln.
  4. Wenn Sie die ersten 4 Punkte etabliert haben, dann ist eine gute Basis für nachhaltige, resiliente und gesunde High Performance gelegt. Jetzt können weitere Werkzeuge und Methoden für gesunde High Performance hinzukommen und eine besondere Wirksamkeit entfalten.

Fazit
Gesundheit und Performance können gleichzeitig gesteigert werden. Das führt nicht nur zu besseren Ergebnissen, sondern steigert auch Resilienz, Motivation und Arbeitsfreude. Sie können direkt anfangen und damit unabhängig und eigenverantwortlich für Ihre Gesundheit und Leistungssteigerung sorgen. Bei einer synergetischen Verbindung von Personalentwicklung, Gesundheitsmanagement und Organisationsentwicklung amortisieren sich die Aufwände in kurzer Zeit und steigern gleichzeitig die Mitarbeiterzufriedenheit und Arbeitgeberattraktivität.

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Über den:die Autor:in

Sven Jung

Diplom-Informatiker, Scrum-Master und zertifizierter Business-Trainer. Sven Jung ist außerdem als Achtsamkeitslehrerganzheitlicher Projektberater und Konfliktlöser mit jahrzehntelanger persönlicher Erfahrung in Training und Beratung auf vier Kontinenten unterwegs.

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