Die Anforderungen an das Supply Chain Management sind stark gestiegen. Zu wenig Flexibilität wird von Kund:innen zunehmend abgestraft. Hinzu kommen Themen wie Nachhaltigkeit und faire Arbeitsbedingungen, die auch der Gesetzgeber durch das Lieferkettengesetz einfordert. Maximale Transparenz in der Lieferkette und das lückenlose Nachverfolgen aller Prozesse werden zunehmend zum Standard – und sind für die Unternehmen nicht nur Last, sondern auch Erfolgsfaktor. Doch hierfür sind neue Technologien erforderlich. Blockchain und Künstliche Intelligenz: Das sind Begriffe, die für alle Agierenden innerhalb der Lieferkette immer stärker in den Fokus rücken und das Supply Chain Management zunehmend prägen.
Die aktuelle Entwicklung: Die Kund:innen wollen mehr
Die Ansprüche haben sich geändert: Kund:innen verlangen heutzutage immer individuellere Produkte und das innerhalb kurzer Lieferzeiten. Ein Unternehmen allein kann dies kaum noch leisten – es braucht starke Partner:innen. Und die müssen gut zusammenarbeiten, nur dann ist der Erfolg gewährleistet. Somit kommt dem Supply Chain Management mittlerweile eine bedeutende Rolle zu, zumal zusätzlich auch noch der Grad der Globalisierung zugenommen hat. Produziert wird über Ländergrenzen hinweg, und auch die Absatzmärkte werden immer internationaler.
Jede Kette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied: Dieses alte Sprichwort passt sehr gut zum Supply Chain Management. Wenn die Verzahnungen nicht funktionieren, reißt die gesamte Lieferkette. Und wenn zwar beispielsweise ein Produktionsschritt optimiert wird und zwei Tage schneller funktioniert als zuvor, dafür aber die Auslieferung drei Wochen dauert, ist nicht wirklich etwas gewonnen. Insofern geht es beim Supply Chain Management immer darum, alle Abläufe im Blick zu haben.
Auch weitere Kund:innenwünsche werden die Lieferkette hinaufgereicht. Umwelt- und Klimaschutz stehen immer mehr im Fokus, genauso wie faire Arbeitsbedingungen – diese Aspekte werden zunehmend kaufentscheidend. Alles Themen für das SCM, von der Verpackungsart über das Transportmittel bis hin zur lückenlosen Nachverfolgung, wo die einzelnen Komponenten einer Ware herkommen und unter welchen Bedingungen sie produziert worden sind.
Das Lieferkettengesetz: Hundertprozentige Transparenz ist gefordert
Mehr Transparenz in der Lieferkette wird aber nicht nur zunehmend von Kund:innen gefordert, sondern auch vom Gesetzgeber – mit dem Lieferkettengesetz. Das Ziel: Kinderarbeit, Ausbeutung, fehlende Arbeitsrechte, aber auch Umweltzerstörungen wie illegale Abholzungen oder Wasser- und Luftverschmutzungen sollen vermieden werden. Deshalb müssen deutsche Unternehmen (zukünftig) garantieren, dass alle ihre Lieferant:innen, rund um den Globus, soziale und ökologische Mindeststandards einhalten. Und das bedeutet, dass jeder Schritt in der Lieferkette – vom Ausgangsmaterial bis zum Endprodukt – genau protokolliert werden muss.
Das ist jede Menge Aufwand – der jedoch umso leichter gelingt, je digitaler die Abläufe gesteuert werden. Wer Nachweise über die Herkunft eines Produkts erst in irgendwelchen Aktenordnern suchen muss, hat keine Chance mehr am Markt. Und auch, wer bei jedem Produktionsschritt alle Daten neu erfassen muss, weil die Computersysteme nicht aufeinander abgestimmt sind, wird es zukünftig schwer haben. Mit der fortschreitenden Digitalisierung wird der Erfolg eines Unternehmens immer mehr davon abhängen, ob es moderne Technologien einsetzt oder auf traditionell organisierte Prozesse setzt. Mehr Transparenz in der Lieferkette mag deshalb zwar zu Beginn für die Unternehmen lästig sein – am Ende jedoch ist es ein Wirtschaftlichkeitsgarant.
Damit der Bürokratieaufwand jedoch nicht zu groß wird, sollten Unternehmen die Zahl ihrer Lieferant:innen begrenzen. Tagesaktuell wechselnde Partner:innen, um beispielsweise im Einkauf ein paar Cent zu sparen, machen zukünftig kaum noch Sinn. Besser ist es, sich auf einige wenige standardisierte Lieferketten zu beschränken und diese entsprechend gut zu managen. Statt einzelne lokale Kosten zu optimieren, gilt es, die gesamten unternehmensübergreifenden Prozesskosten im Auge zu behalten.
Blockchain, Künstliche Intelligenz & Co.: Wohin geht die Reise?
Moderne Technologien helfen dabei, all diese neuen Anforderungen gut zu meistern. Ein topaktueller Trend des Supply Chain Management ist Blockchain. Damit lassen sich Informationen mithilfe einer dezentralen, von mehreren Teilnehmenden gemeinsam genutzten Datenbank fälschungssicher übertragen. Dadurch entstehen Verzeichnisse, die immer auf dem aktuellen Stand sind und in denen sich digitale Transaktionen verlässlich und für alle Teilnehmenden nachvollziehbar aufzeigen lassen. Ein Beispiel aus dem Einzelhandel: Der Einsatz einer Blockchain kann helfen zu dokumentieren, dass die Kühlkette eines Lebensmittels nicht unzulässig unterbrochen worden ist.
Globalisierung und Digitalisierung: Diese beiden Trends gibt es im Supply Chain Management seit geraumer Zeit, und sie gehen weiter. Roboter im Lager, selbstfahrende Lastwagen und sogar Lieferdrohnen – die Entwicklung schreitet rasant voran. Das eröffnet neue Möglichkeiten, nicht nur für große Konzerne, sondern zunehmend auch für KMU.
Ein weiteres großes Schlagwort ist die Künstliche Intelligenz – auch sie fängt an, das Supply Chain Management zu erobern. Durch KI können Algorithmen auch komplexe Probleme lösen und dabei wie Menschen aus ihrer Erfahrung hinzulernen. In der Supply-Chain-Planung kann künstliche Intelligenz zum Beispiel dafür eingesetzt werden, Nachfragetrends zu erfassen, bessere Vorhersagen zu liefern und dadurch wichtige Produkte ausreichend vorrätig zu haben.
Auch weitere moderne Methoden – Big Data, Internet of Things, Robotik – rücken für alle Agierende innerhalb der Lieferkette immer stärker in den Fokus und werden das Supply Chain Management zunehmend prägen. Noch sind die Zukunftstechnologien nicht flächendeckend im Einsatz – in fünf bis zehn Jahren wird dies wahrscheinlich ganz anders aussehen.
Supply Chain im Arbeitsalltag: So gelingen Prozesse
Jenseits von allen Zukunftstrends: Im Arbeitsalltag ist ein ganz großer Erfolgsgarant im Supply Chain Management das Thema Kommunikation. Reden, reden, reden: Lieber zu viel, als zu wenig – das raten Expert:innen den Supply-Chain-Manager:innen, egal ob im Projektteam, mit Auftraggebenden, Lieferant:innen oder Kund:innen. Jeder Schritt sollte nachvollziehbar sein.
Das vermeidet auch Fehler. Es gibt eine ganze Reihe typischer Fallstricke im Zusammenhang mit der Supply-Chain-Strategie. Entscheidend ist die Suche nach den eigentlichen Fehlerquellen. Denn ohne eine genaue Problemanalyse gibt es die Gefahr, dass nur an Symptomen „herumgedoktert“ wird, während die eigentliche Ursache nicht bekämpft wird, und deshalb die Ergebnisse weiterhin unbefriedigend bleiben.
Und falls doch einmal etwas schief geht: Dann sind verlässliche Partnerschaften wichtig, um im Notfall schnell alternative Lösungen finden zu können. Je unsicherer die Märkte sind, umso mehr steigen auch die Risiken – ebenfalls ein großes Thema im Supply Chain Management. Die geringere Wertschöpfungstiefe einzelner Unternehmen erhöht die Abhängigkeiten in einer Supply Chain. Ganz ausschließen lassen sich Risiken nie: Weltweite Krisen (Pandemie, Kriege, etc.) haben gezeigt, dass eine reine Kostenoptimierung im SCM nicht immer der beste Weg ist. Denn wenn Zulieferungen zum Beispiel aus China plötzlich wegfallen, bricht die gesamte Kette zusammen. Deshalb müssen Supply-Chain-Manager:innen umdenken und beispielsweise Lagerbestände wieder mehr aufstocken und auf Regionen verteilen, als dies zuletzt der Fall war.