Wiedereinstieg nach der Elternzeit: Tipps zur Vorbereitung

0

Nachwuchs bedeutet für Eltern erhebliche Veränderungen im Leben. Prioritäten verschieben sich, Kind(er) und Familie rücken ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Die Elternzeit hilft den frisch gebackenen Mamas und Papas dabei, sich auf das Neue zu konzentrieren und Beziehungen aufzubauen. Am Ende der Elternzeit stellen sich aber häufig viele Fragen:

Wie geht es beruflich weiter?
Wie bekommen wir als Eltern partnerschaftlich Beruf und Familie unter einen Hut?
Was kann ich tun, um allem – und dabei auch mir selbst – gerecht zu werden?

Kurz: Wie gelingt der Wiedereinstieg nach der Elternzeit am besten?

Tipps zur Vorbereitung für den Einstieg nach der Elternzeit

Klarheit über die eigenen Werte, Ziele und Rahmenbedingungen schaffen

Um eine gesunde Basis für die Rückkehr in den Job zu schaffen, ist es hilfreich, sich mit einer persönlichen Standortanalyse Klarheit über die eigene Situation zu verschaffen. Durch die Geburt eines Kindes verschieben sich häufig Prioritäten im Leben der Eltern. Werte ändern sich und berufliche wie persönliche Ziele können neu definiert werden.

Viele Emotionen sind dabei im Spiel und neben der Frage der partnerschaftlichen Aufgabenteilung und der Betreuungssituation ist es auch sinnvoll, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen genau zu erfassen. Es kann anstrengend sein, sich diese Fragen ehrlich zu beantworten. Jedoch lohnt es sich, da Sie auf diesem Weg alle daraus folgenden Entscheidungen und Maßnahmen nicht nur bewusster und zielgerichteter umsetzen, sondern auch vertreten können.

Welche Möglichkeiten habe ich eigentlich?

Vor dem Wiedereinstieg kann es wichtig sein, sich über die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten klar zu werden. Man darf hier ruhig in Szenarien denken, die man mit Partner:in, Familie, möglichen Betreuungsangeboten und Arbeitgeber:in besprechen kann. Beispielsweise wäre es hilfreich, sich über mögliche Arbeitszeitmodelle zu informieren, die nach dem Wiedereinstieg möglich sind. Vorher durchdacht, unterstützen diese Szenarien eine klare und kraftvolle Kommunikation im Netzwerk der Vereinbarkeit.

Schaffe ich das?

Klar ist, dass die Vereinbarung von beruflicher Tätigkeit und freudvollem Familienleben auch viele potenzielle Stressoren hervorrufen kann. Zwar können wir diese nicht abstellen, aber unser Umgang mit ihnen entscheidet, wie entspannt und glücklich wir unser Leben empfinden. Die persönliche Resilienz in turbulenten Zeiten können berufstätige Eltern stärken, indem sie potenzielle Stressoren erkennen und frühzeitig individuelle Bewältigungsstrategien finden und einüben. Dazu gehören geplante Notfallszenarien der Kinderbetreuung genauso, wie Zeit für das Auffüllen der eigenen Energieressourcen oder Zeitmanagement-Strategien. Wir Menschen nehmen häufig Fehler und Probleme viel stärker wahr als Erfolge. Wenn wir das zulassen, kann eine Abwärtsspirale entstehen. Arbeiten Sie deshalb frühzeitig am richtigen, positiven Mindset und an der Vernetzung mit gleichgesinnten Elternzeitrückkehrer:innen.

Wertschätzungsübung kurz & praktisch – los geht´s!

Nehmen Sie sich allabendlich eine 5-minütige Auszeit.

Formulieren Sie zwei Antworten auf die Frage:
Wofür schätze ich mich heute?

Nehmen Sie dabei auch an schwierigen Tagen kleine Erfolge sowie Ihre Stärken wahr und rufen Sie sich diese bewusst in Erinnerung. Beispielsweise könnte eine Antwort lauten: „Ich schätze mich dafür, dass ich liebevoll geblieben bin, auch wenn das Kinderzimmer unordentlich war.“ oder „Ich habe heute alle Pläne neu sortiert, nachdem wir eine sehr durchbrochene Nacht hatten und habe mich ausschließlich auf eine mir wichtige Aufgabe konzentriert.“
Notieren Sie die Sätze jeweils in einem kleinen Wertschätzungs-Notizbuch, welches Sie eigens für diesen Zweck führen. So stärken Sie ihr Selbstvertrauen.

Es wird konkret: Rückkehr oder Neubeginn?

Kurz gefasst haben Elternzeitrückkehrer:innen für den Wiedereinstieg ins Berufsleben folgende drei Möglichkeiten: Direkte Rückkehr nach dem Mutterschutz, Rückkehr nach der Elternzeit oder kompletter Neuanfang. Wer direkt nach den acht Wochen Mutterschutz wieder einsteigen möchte, verzichtet auf die Elternzeit und reicht keinen entsprechenden Antrag ein. Allerdings stellt die Kombination aus Vollzeitstelle und Kinderbetreuung meist eine große Herausforderung dar. Die beliebteste Variante ist der Wiedereinstieg nach einer Elternzeit von 12 oder 24 Monaten mit anschließender Teilzeitlösung. Wie eingangs beschrieben, bietet die Elternzeit jedoch auch eine gute Gelegenheit, um zu reflektieren, ob der alte Job noch den eigenen Wünschen und Bedürfnissen entspricht oder es vielleicht Zeit für eine Neuorientierung ist. In diesem Fall nutzen Sie die Elternzeit als Ihre persönliche Chance für einen Refresh, indem Sie sich nach einem neuen Job umsehen oder beispielsweise eine Weiterbildung absolvieren.

1. Frage: Wie kann ich mich am besten auf den Wiedereinstieg in den Beruf vorbereiten?

Ein konkreter Umsetzungsplan kann Ihnen dabei helfen, die wesentlichen Schritte im Blick zu behalten und sich auf den Wiedereinstieg zu freuen. Dieser sollte individuell auf Sie zugeschnitten sein und Ihre berufliche wie familiäre Situation berücksichtigen.

2. Frage: Wie kann ich mein Zeitmanagement optimieren, um Beruf und Familie in Einklang zu bringen?

Überlegen Sie, welche Aufgaben Priorität haben, entweder weil Sie feste Rahmenbedingungen sind, wie z.B. das Kind zu einer bestimmten Zeit vom Kindergarten abzuholen und weil Sie Ihnen persönlich wichtig sind. Checken Sie Ihre Zeitplanung auf „Zeitfresser“. Nehmen Sie sich dazu Ihren Terminkalender vor und prüfen Sie kritisch, ob die Aufgabe oder das Meeting wirklich wichtig für Sie ist oder Sie die Aufgabe eventuell auch delegieren können. Vergessen Sie nicht sich selbst, z.B. einem Hobby nachzugehen einzuplanen.

3. Frage: Wie kann eine Standortanalyse zur Vereinbarkeit der wichtigsten Lebensbereiche meinen Wiedereinstieg erleichtern?

Eine solche persönliche Analyse kann Ihnen helfen, zu erkennen, welche Aspekte Ihres Lebens gut funktionieren und wo es noch Potenzial für Verbesserungen gibt. Dies hilft Ihnen, Ihre Zufriedenheit zu steigern und einen ausgewogenen Alltag zu gestalten.

4. Frage: Wie kann ich meine beruflichen und privaten Vorstellungen für ein zufriedenes Leben in Einklang bringen?

Klären Sie für sich, was Ihnen in beiden Bereichen wichtig ist und wo vielleicht Überschneidungen bestehen. Dabei kann Sie z.B. eine Standortanalyse, auch Potenzialanalyse genannt unterstützen. Sie ermöglicht es Ihnen eigene private und berufliche Prioritäten zu erkennen, um diese adäquat in Ihr Leben zu integrieren. Dadurch können Sie eine stimmige Brücke für sich zwischen Karriere und Familie schaffen.

5. Frage: Welche Impulse und Best Practices können meinen Alltag als berufstätiges Elternteil erleichtern?

Klare Absprache in Beruf und Familie sind hier eine gute Strategie. Achten Sie darauf, mit Puffern zu planen, richten Sie feste Routinen ein. Auch die Verwendung von Zeitmanagement-Tools kann sehr hilfreich sein sowie das Delegieren von Aufgaben.

Aber auch mit dem besten Plan, kann es im Spagat zwischen KITA-Betreuung und Terminen im Job mal holprig zugehen. Dann ist es wertvoll, wenn Sie über ein passendes „Vereinbarkeits-Mindset“ verfügen. Das bedeutet sich vor allem in schwierigen Momenten aus der Perfektionismusfalle zu lösen, klare Prioritäten für sich selbst gesetzt zu haben und mit Gelassenheit auf die Situation zu blicken. Auch ein Netzwerk zur Unterstützung bei privaten Engpässen kann sehr hilfreich sein, denn Sie müssen als Familie nicht alles allein stemmen.

6. Frage: Wie kann ich meine Elternkompetenzen auch im Beruf nutzen?

Manchmal fühlen sich Menschen nach der Elternzeit nicht mehr ganz up-to-date oder nicht mehr als vollwertiges Teammitglied, weil sie nun in Teil- statt Vollzeit tätig sind. Hier ist es wichtig sich die vielen neuen Fähigkeiten, die Sie als Elternteil erworben haben, bewusst zu machen. Dazu können zählen Geduld, Belastbarkeit und Leistungsfähigkeit (trotz Schlafmangel), Multitasking oder Verhandlungsgeschick. Diese Kompetenzen sind auch im Berufsleben sehr wertvoll. Oft sind Mitarbeitende in Teilzeit wesentlich effizienter, weil sie erfolgreich priorisieren.

7. Frage: Welche modernen Arbeitsmodelle können mir bei meinem Wiedereinstieg helfen?

Es gibt verschiedene Modelle wie Teilzeit, flexible Arbeitszeiten, Jobsharing oder Homeoffice, die Ihnen helfen können, Beruf und Familie besser zu vereinbaren. Es ist wichtig, das passende Modell mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin und Ihrem Arbeitgeber oder Ihrer Arbeitgeberin zu besprechen. Auch wenn es manchmal im Unternehmen noch keine Vorbilder gibt, trauen Sie sich ein Modell vorzuschlagen, dass Sie optimal unterstützt.

8. Frage: Wie können Achtsamkeitsübungen meine Resilienz stärken?

Das Trainieren der eigenen Achtsamkeit hat zahlreiche wissenschaftlich nachgewiesene Vorteile und wirkt sich u.a. positiv auf die psychische Gesundheit aus. Achtsamkeitsübungen können Ihnen helfen, Stress abzubauen, Ihre Aufmerksamkeit zu fokussieren, Emotionen besser zu regulieren und zu einem besseren Lebensgefühl führen. Es wird als wertvolle Fähigkeit angesehen mit einem besseren Umgang mit Herausforderungen – sowohl im Privatleben als auch im Beruf umzugehen.

9. Frage: Wie kann der Austausch und die Vernetzung mit Gleichgesinnten meinen Wiedereinstieg unterstützen?

Der Austausch mit anderen, die ähnliche Erfahrungen machen, kann Ihnen neue Perspektiven eröffnen, wertvolle Tipps liefern und Unterstützung bieten. Bspw. sind im privaten Umfeld vielerorts sogenannte „Mami-Netzwerke“ etabliert, bei dem sich Personen bei Kinderbetreuungsengpässen gegenseitig unterstützen.

Unsere Empfehlung

Kein Stress! Resilienztraining für berufstätige Mütter und Väter

Stärken Sie in diesem Training Ihre Resilienz und Kraftressourcen. Sie erkunden Wege für eine erfüllte Verbindung zwischen Beruf, Karriere und Familie. Sie lernen alltagstaugliche Methoden kennen, die Ihr persönliches Energiemanagement unterstützen und Sie kraftvoll regenerieren lassen.


Training: Kein Stress! Resilienztraining für berufstätige Mütter und Väter
Teilen Sie den Beitrag auf:

Über den:die Autor:in

Barbara Quentin

Barbara Quentin, Haufe-Trainerin und Coach mit dem Schwerpunkt Vereinbarkeit Beruf und Familie und familienfreundliche Strukturen in Unternehmen.

Über den:die Autor:in

Michael Kiesswetter

ist als Führungskräftecoach und -Trainer spezialisiert auf Führung in Change-Projekten, Vereinbarkeit von Beruf und Familie, speziell Väter in Führungspositionen. Er verfügt über eine langjährige Erfahrung als Geschäftsführer in Logistik und Services. Dipl. Kaufmann mit starker Kompetenz in der Verbindung von Analyse, Leadership und Personalentwicklung.

Zur Themenübersicht Persönliche und Soziale Kompetenzen