Studien zur Digitalisierung: Wenig Fluch, viel Segen

Studien zur Digitalisierung: Wenig Fluch, viel Segen

Der digitale Wandel verändert unser privates und berufliches Leben radikal. Manche Studien kommen zu der Erkenntnis, dass unser Leben durch den digitalen Wandel an Qualität verliert. Die meisten Untersuchungen prognostizieren positives. Wenig Fluch, viel Segen – so lassen sich die Erkenntnisse zahlreicher Studien zusammenfassen. Aber auch ohne Fleiß kein Preis, denn der digitale Wandel ist mit qualifizierter Arbeit verbunden.

Unternehmensberatungen

Wenn sich jemand gut mit Unternehmen auskennt, dann sind es Unternehmensberatungen. Davon gibt es tausende in Deutschland, kleine, mittlere und große und international tätige Consultinghäuser. Mit Studien zur Digitalisierung zeigen sie ihre Kompetenz beim Thema digitaler Wandel der Gesellschaft. Weil das Thema Digitalisierung ein ganz weites Feld ist, picken sie sich für ihre Untersuchungen bestimmte Gebiete heraus und untersuchen Segmente der Gesamtwirtschaft. Roland Berger zum Beispiel beschäftigte sich in einer Studie 2016 mit der Baubranche.

Die entscheidende Erkenntnis daraus: fast alle Baufirmen gehen davon aus, dass die Digitalisierung die Gesamtheit ihrer Prozesse beeinflussen wird. Doch bisher folgt dieser Erkenntnis in den wenigsten Fällen ein entsprechendes Handeln. Die Managementberatung McKinsey kommt 2016 in einer Studie zu der Erkenntnis, dass die deutsche Wirtschaft branchenübergreifend lediglich zehn Prozent ihres digitalen Potenzials nutzt. Für das auf Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung spezialisierte Beratungshaus KPMG stellt die Digitalisierung die Versicherungsbranche vor große Herausforderungen.

Die Digitalisierung schaffe aber zugleich mit der Notwendigkeit von Versicherungen für Cyber-Risiken eine neue volumenstarke Schadensparte, ist ein weiteres Ergebnis aus der Studie von 2017. Es ließen sich hunderte weitere Untersuchen aufführen. Zusammengefasst sagen alle dasselbe: es gibt viel zu tun, die Digitalisierung birgt Risiken, hat aber gewaltig positives Potential. Und der digitalen Wandel betrifft alle Lebensbereiche, er dringt bis in die hintersten und verborgenen Ecken vor. Die Digitalisierung verändert unser Leben und Arbeiten radikal.

Verbände

Jeder zweite Bundesbürger erwartet mehr Wohlstand durch die Digitalisierung, drei Viertel der Unternehmen haben inzwischen eine Digital-Strategie und die weit überwiegende Mehrheit der Unternehmen sehen Chancen durch die digitale Transformation. Für jedes dritte Unternehmen stellt sie eine Gefahr dar. Digitalisierung polarisiert mit klarem Trend zum Positiven. Dies sind Studienerkenntnisse des Digitalverbands Bitkom, die zur CeBit 2017 veröffentlicht wurde. „In Deutschland haben aktuell so viele Menschen Arbeit wie nie zuvor. Und zwar nicht trotz, sondern wegen der Digitalisierung“, sagt Bitkom-Präsident Thorsten Dirks.

Im Digitalverband hat sich die IT-Branche zusammengeschlossen. Informations- und Kommunikationstechnik sind die Basics der Digitalisierung. Ebenso die Elektrotechnik. Der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektroindustrie erklärt aufgrund einer Studie von 2016 die deutsche Elektroindustrie als Leitbranche für die Digitalisierung. Schon heute erwirtschaften die Unternehmen der Elektroindustrie ein Fünftel ihrer Umsätze mit digitalen Produkten. Das ist weit mehr als jede andere Branche und der Anteil wird weiter steigen. Die Elektroindustrie und die IT-Branche machen die Digitalisierung für alle Branchen und jeden Bürger erst möglich.

Branchenatlas

Die Verbreitung und Nutzung von Informationstechnologien variiert stark innerhalb der Branchen. Das hat mit der Historie und den Produkten selbst zu tun, die dort hergestellt werden. Banken und Versicherungen waren schon vor Jahrzehnten Vorreiter für Automatisierungsverfahren durch elektronische Datenverarbeitung für ihr Massengeschäft. Zur Informations- und Telekommunikationstechnik ITK haben Banken ein enges Verhältnis, teilweise ist sie sogar die entscheidende Basis für das Marktgeschäft, etwa dem Online-Banking. In den meisten industriellen Sektoren hingegen hatte ITK nur einen geringen Einfluss auf die informationstechnische Ausrichtung der Produktion. Erst durch die Einführung von Programmen zur Ressourcenplanung für Kapital, Personal, Betriebsmittel und Material sowie Fertigungsmanagementsystemen hat sich eine Veränderung ergeben. Ähnlich niedrig wie in den Fertigungsbranchen wurde Informationstechnologie in der Logistik genutzt.

Über alle Brachen gesehen ist es wenig überraschend, dass die Nähe zur Informationstechnologie im ITK- Sektor am deutlichsten ausgeprägt ist. Mit einem Digital Process Index von 65 Prozent nimmt er die Spitzenposition ein. An zweiter Stelle im Ranking des Digitalisierungsgrades folgen Banken und Versicherungen, das Schlusslicht unter zehn untersuchten Branchen ist die Logistik. Zu diesem Ergebnis kommt die Firma d.velop in ihrem Branchenatlas Digitale Transformation aus dem Jahr 2016. Das Unternehmen bietet Software an für Dokumentenmanagement und Digitalisierung für unterschiedliche Branchen.

Mittelstand

Neben der Branche ist die Unternehmensgröße ein Kriterium, das zeigt, wie unterschiedlich mit Digitalisierung umgegangen wird. Mit steigender Untergröße nimmt die Bedeutung der Digitalisierung zu. Während gut die Hälfte der Kleinstfirmen mit bis zu neun Mitarbeitern die Notwendigkeit sehen, sich mit der Digitalisierung zu befassen, sind es bei Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten neun von zehn der Befragten. Dies sind Ergebnisse einer repräsentativen Studie der Telekom aus dem Jahr 2016, die den Digitalisierungsindex im Mittelstand zeigt.

Der Index ist eine Messgröße für verschiedene Digitalisierungsaspekte, im Durchschnitt erreichen Unternehmen im Digitalisierungsindex 52 von 100 möglichen Punkten. Manche Unternehmen stehen zwar noch am Anfang, es gibt aber digitale Vorreiter, die mit Index-Werten um 80 Punkten schon sehr weit vorangeschritten sind. Der Digitalisierungsindex zeigt auch, dass sich die Ergebnisse der Studie nach Branchenzugehörigkeit unterscheiden: Unternehmen aus der Fertigungsindustrie sowie Dienstleister bewerten Digitalisierung als sehr relevant. Im Baugewerbe hält nur jedes fünfte Unternehmen die Digitalisierung für sehr wichtig. Die Studie liegt für die Gesamtwirtschaft, sieben Teilbranchen unterschiedlicher Betriebsgrößen und für digital Leader des deutschen Mittelstands vor: www.digitalisierungsindex.de.

Praxisleitfaden

Die digitale Transformation hat zwei Dimensionen. Die eine ist die Digitalisierung von Geschäftsmodellen. Dabei geht es um die Anpassung bestehender und um die Entwicklung ganz neuer Produkte und Dienste. Die andere Dimension ist die Digitalisierung von Geschäftsprozessen in Informationstechnologie. Der Digitalverband Bitkom hat 2017 einen Praxisleitfaden entwickelt, der sich an Inhaber und Führungskräfte mittelständischer Unternehmen richtet.

Er soll ihnen in zehn Schritten helfen, sich dem Thema digitale Transformation Schritt für Schritt zu nähern. Die Tipps beginnen damit, dass die Digitalisierung zur Chefsache gemacht wird, eine Digitalstrategie entwickelt, in Mitarbeiter investiert und über den Tellerrad geblickt werden soll. Beispiel Alibaba: Der wertvollste Händler besitzt keine Waren. Beispiel Facebook: das größte Medienunternehmen der Welt produziert keine Inhalte. Äußerst erfolgreich sind beide.

Meta-Studie

Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung hat umfassend zu den Herausforderungen der Digitalisierung für die Zukunft der Arbeit in Deutschland, Europa und Ländern der OECD geforscht. Ein aktueller policy brief vom Jahresende 2016 fasst die zentralen Ergebnisse verschiedener Studien in einer Meta-Studie zusammen. Die digitale Transformation verändert demnach die Arbeit, ohne sie zu ersetzen. Sie schafft mehr Arbeitsplätze, als verdrängt werden. Sie hebt vielfach Qualifikations- und Kompetenzanforderungen, erhöht den Anpassungsdruck für Beschäftigte und macht Weiterbildung notwendig.

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