Stell dir vor, du präsentierst ein Kampagnenergebnis: „Unsere Conversion Rate ist auf 2,4 % gestiegen.“ Klingt gut – aber löst das bei deinem Publikum etwas aus? Was, wenn du es so erzählen würdest: „Vor drei Monaten haben wir unsere Landingpage überarbeitet. Seitdem schließen jeden Monat 50 Personen mehr unser Abo ab – ohne zusätzliches Budget.“ Das ist der Kern von Data Storytelling: Es verleiht Zahlen Bedeutung und bringt Menschen dazu, zuzuhören, zu verstehen und zu handeln.
Das Wichtigste in Kürze
- Definition: Mit Data Storytelling präsentierst du Daten verständlich, relevant und überzeugend, um Entscheidungen und Handlungen auszulösen.
- Vorteile: Eine Data Story reduziert Komplexität, weckt Emotionen, steigert die Überzeugungskraft, zeigt Relevanz auf und gibt konkrete Handlungsimpulse.
- 3 Bestandteile: verlässliche Daten, ein klares Narrativ und verständliche Visualisierungen.
- Schritt-für-Schritt-Anleitung: Definiere Ziel & Zielgruppe, wähle relevante Daten, skizziere eine Storyline, erstelle passende Visualisierungen und bereite dich gut vor.
- Praxisbeispiele: Spotify Wrapped, das Johns Hopkins COVID-19 Dashboard, Walmarts Sortimentsplanung mit Pop-Tarts oder personalisierte Daten-Einblicke bei Airbnb.
Was ist Data Storytelling?
Data Storytelling ist die Kunst, Daten verständlich, relevant und überzeugend zu präsentieren. Dazu kombinierst du Fakten und Zahlen mit einer klaren Botschaft, narrativen Elementen und passenden Visualisierungen – um Erkenntnisse zu vermitteln, Emotionen zu wecken und konkrete Handlungen auszulösen.
Vorteile: warum Data-driven Storytelling statt Zahlenkolonnen?
Data Storytelling verbindet die emotionale Kraft klassischer Geschichten mit der Beweiskraft fundierter Daten. Das bringt gleich mehrere Vorteile:
- Komplexität reduzieren: Statt umfangreicher Tabellen mit kontextlosen vermittelst du Kernaussagen klar und zugänglich – auch für weniger fachkundige Zielgruppen.
- Aufmerksamkeit & Emotionen wecken: Geschichten aktivieren andere Hirnareale als Fakten – wir hören aufmerksamer zu, merken uns Inhalte leichter und reagieren emotionaler.
- Überzeugungskraft steigern: In eine Data Story eingebettete Zahlen wirken glaubwürdiger und nachvollziehbarer. Das schafft Vertrauen und Zustimmung.
- Individuelle Relevanz verdeutlichen: Du verknüpfst abstrakte Zahlen mit konkreten Auswirkungen, z. B. ein verbessertes Kundenerlebnis.
- Handlungsimpulse geben: Eine gute Datenstory zeigt, wo du gerade stehst und was in Zukunft möglich sein wird. Sie hilft, Entscheidungen zu treffen und Veränderungen anzustoßen.
Die Bestandteile einer guten Data Story
Eine starke Datenstory lebt von drei Elementen: verlässlichen Daten, einem klaren Narrativ und passenden Visualisierungen. Alle drei müssen zusammenspielen, um eine überzeugende Geschichte zu erzählen.
Zuverlässige, relevante Daten
Jede Data Story muss auf einem stabilen Datenfundament stehen. Nur mit relevanten, aktuellen und sauber aufbereiteten Daten entfaltet sie ihre Wirkung. Verwende dabei nur Daten, die zur Kernaussage beitragen – weniger ist oft mehr. Achte außerdem auf deine Datenquellen: Ob CRM-Systeme, Webanalyse-Tools, User Testing oder externe Marktforschung – nutze , die belastbare, nachvollziehbare Daten liefern.

Daten sind deine Leidenschaft?
In der Weiterbildung zum Data Analyst der Haufe Akademie lernst du, wie du Daten richtig auswählst, aufbereitest, analysierst und mit modernen Tools Vorhersagen triffst.
Entdecke die Master Class zum Data Analyst
Ein überzeugendes Narrativ
Gute Daten allein reichen nicht – erst durch eine sinnvolle Struktur bekommen sie Bedeutung. Data Storytelling braucht einen roten Faden: Was ist das Problem? Welche Erkenntnis liefert die Analyse? Welche Handlung ergibt sich daraus? Das sorgt für Spannung, Verständlichkeit und Relevanz.
Verständlich aufbereitete Visuals
Ein gutes Chart reduziert Komplexität und macht aus einer Zahl ein Aha-Erlebnis. Wichtig dabei: Fokussiere dich auf das Wesentliche. Wähle passende Diagrammtypen, nutze gezielt Farben zur Hervorhebung und verzichte auf überladene Grafiken. Jede Visualisierung sollte eine Botschaft transportieren und nahtlos zur Erzählung passen.
Data Storytelling: Schritt für Schritt erklärt
Wie jede gute Geschichte folgt auch der Prozess beim Data-driven Storytelling einem roten Faden. Mit diesen sechs Schritten entwickelst du eine überzeugende Data Story:
1. Ziel definieren: Was will ich erreichen?
Überlege zu Beginn, was deine Data Story bewirken soll. Willst du ein Budget sichern, einen Strategiewechsel anstoßen oder ein Problem sichtbar machen? Dein Ziel bestimmt Aufbau und Tonalität der gesamten Präsentation.
2. Zielgruppe analysieren: Für wen präsentiere ich?
Nun geht es um dein Publikum. Frage dich: Wer sitzt im Raum – Fachabteilung, Management oder Kundschaft? Sind es Experten oder Laien? Passe die Sprache, den Detaillierungsgrad und die visuelle Aufbereitung daran an.
Zum Beispiel …
- … will die Geschäftsführung die Auswirkungen auf den Umsatz wissen.
- … interessieren sich Fachexperten für Methoden, Ablauf oder Dauer der Kampagne.
- … brauchen Kundinnen und Kunden verständliche Botschaften und Vertrauensaufbau.
3. Relevante Daten auswählen und aufbereiten
Überflute dein Publikum nicht mit Daten. Wähle stattdessen gezielte Zahlen, die deine Kernbotschaft stützen. Stelle diese in einen sinnvollen Kontext, damit Zusammenhänge sichtbar werden (z. B. Vorher-Nachher-Vergleiche, Zeitverlauf, Benchmarks).
Tipp: Für die Auswertung der Daten ist es hilfreich, wichtige W-Fragen zu beantworten.
- Was ist passiert?
- Wann ist es passiert?
- Warum ist es passiert?
- Wie wurde es entdeckt oder gelöst?
- Welche Auswirkungen hatte es?
- Für wen ist das relevant und warum?
4. Storyline skizzieren
Als Data Storyteller baust du einen klassischen Spannungsbogen auf: einen interessanten Einstieg (Hook), einen Hauptteil mit Tiefgang und einen Schluss, der einen Aha-Moment und idealerweise eine Lösung liefert. Ein Beispiel:
- Hintergrund: Das Marketing-Team verschickt monatliche Newsletter an 10.000 Empfänger:innen, doch die Öffnungsrate liegt konstant unter 20 %.
- Hook: „Wir investieren viel in Inhalte – aber vier von fünf Empfänger:innen lesen unseren Newsletter gar nicht. Warum?“
- Insights: Die Analyse zeigte: Die Betreffzeilen waren häufig zu allgemein („News aus dem Unternehmen“) und der Versandzeitpunkt fiel auf Montagmorgen – eine der schwächsten Zeiten laut Branchenbenchmark.
- Aha-Moment: Newsletter mit personalisiertem Betreff und Versand am Donnerstagvormittag schnitten im A/B-Test deutlich besser ab.
- Lösung: Das Team implementierte personalisierte Betreffzeilen („[Vorname], diese 3 Tipps machen deinen Arbeitstag produktiver“) und legte den Versand auf Donnerstag. Die Öffnungsrate kletterte auf 29 % – bei gleichem Aufwand.
Zusätzlich braucht deine Geschichte zentrale Charaktere: mindestens einen Protagonisten (z. B. dein Marketing-Team) und einen Antagonisten (z. B. eine sinkende Conversion Rate). So identifizieren sich deine Zuhörer:innen besser mit dem, was du vorträgst.
5. Visualisierung wählen
Wähle für jede zentrale Aussage deiner Story eine passende, verständliche Visualisierung , zum Beispiel:
- Balken- oder Liniendiagramme für Entwicklungen
- Kreisdiagramme bei Verteilungen
- Heatmaps für Verhaltensmuster, Trends und Ausreißer
- Karten für geografische Daten
Visualisierungs-Tipps
Nutze pro Aussage maximal eine Visualisierung. Setze auf einfache Diagrammformen, verwende gezielt Farben für Hervorhebungen und achte auf gute Lesbarkeit.
6. Feinschliff und Vorbereitung auf die Präsentation
Deine Data Story wirkt eindrücklicher, wenn du sie überzeugend präsentierst. Verfeinere deine Formulierungen, achte auf einen logischen Aufbau und nutze Feedback-Runden mit Teammitgliedern, um Schwächen im Vortrag zu erkennen.
Best Practices auf einen Blick:
- Formuliere eine klare Botschaft.
- Sprich die Sprache deiner Zuhörer:innen.
- Weniger ist mehr – konzentriere dich auf das Wesentliche.
- Liefere Kontext für deine Zahlen.
- Setze auf schlanke, verständliche Visualisierungen.
- Übe deine Präsentation.
So kann Data Analytics Storytelling in der Realität aussehen
Unternehmen aus unterschiedlichsten Branchen nutzen Data Storytelling bereits erfolgreich:
Musik-Jahresrückblick mit Spotify Wrapped
Ein Klassiker im Data Storytelling ist Spotify Wrapped: Nutzer:innen erhalten vom Streaming-Giganten einen personalisierten Jahresrückblick ihrer Hörgewohnheiten. Spotify verwandelt dabei riesige Mengen an Nutzungsdaten (Top-Künstler, meistgespielte Songs, Genres, gehörte Minuten) in ein anschauliches Story-Format mit Grafiken und Rankings.
Viele Nutzer:innen teilen ihre Ergebnisse stolz in sozialen Medien, was Spotify virale Aufmerksamkeit verschafft. Und auch Künstler:innen profitieren von Insights in ihr Publikum.
Johns Hopkins COVID-19 Dashboard
Ein herausragendes Beispiel im öffentlichen Sektor ist das COVID-19-Dashboard der Johns Hopkins University. Bereits im Januar 2020 entwickelte ein Forscherteam eine interaktive Weltkarte, um Echtzeitdaten zu Infektionen, Todesfällen und Genesungen weltweit übersichtlich darzustellen. So übersetzten sie das abstrakte Infektionsgeschehen in eine verständlichere Geschichte.
Die Resonanz war enorm: Schon im März 2020 verzeichnete das Dashboard zeitweise 60 Millionen Zugriffe täglich. Hier brachte Data Storytelling einen realen gesellschaftlichen Nutzen, indem es Transparenz und schnelles Handeln ermöglichte.
Walmart und die Pop-Tarts
Data Storytelling lenkt auch interne Geschäftsentscheidungen. So etwa beim US-Einzelhändler Walmart: Durch die Analyse riesiger Verkaufsdaten entdeckte der Konzern ein verblüffendes Muster – vor heranziehenden Hurrikans steigt der Absatz von Erdbeer-Pop-Tarts drastisch, auf die siebenfache Menge.
„Unsere Kundinnen und Kunden hamstern Pop-Tarts vor Stürmen“ – mit dieser Datengeschichte im Hinterkopf begann Walmart, vor Hurrikan-Ereignissen gezielt zusätzliche LKW-Ladungen an Pop-Tarts (neben Wasser, Batterien usw.) in betroffene Filialen zu schicken. Das Resultat: ein Umsatzplus und eine bessere Versorgung der Bevölkerung.
Personalisierte Empfehlungen bei Airbnb
In der Reise- und Hospitality-Branche nutzt Airbnb seine Daten, um Gastgeber:innen und Gästen personalisierten Mehrwert zu bieten und Vertrauen aufzubauen. Das Preis-Tipp-Feature analysiert etwa in Echtzeit Nachfrage, Saison und ähnliche Angebote. Gastgeber:innen sehen dann in einem Kalender, wann ihre Unterkunft zum aktuellen Preis ausgebucht wäre und wann nicht.
Zusätzlich gibt es Empfehlungen wie „46 % aller gebuchten Übernachtungen sind Wochenbuchungen – Rabatte für längere Aufenthalte lohnen sich“. Damit hilft Airbnb seinen Nutzer:innen, bessere Entscheidungen zu treffen.
So wirst du zum Data Storyteller
Der Weg zum versierten Data Storyteller erfordert ein tiefes Verständnis für Daten, Tools und Techniken. Doch diese Investition lohnt sich: Du übermittelst klarere Botschaften, baust tiefere Verbindungen zum Publikum auf und treibst Entscheidungen effektiver voran.
Starte direkt mit unserer – oder lerne jetzt bei der Haufe Akademie, wie du als Marketing & Sales Analyst deine Daten in Entscheidungen verwandelst.

Daten sind deine Leidenschaft?
In der Weiterbildung zum Data Analyst der Haufe Akademie lernst du, wie du Daten richtig auswählst, aufbereitest, analysierst und mit modernen Tools Vorhersagen triffst.
Entdecke die Master Class zum Data Analyst
Häufig gestellte Fragen zu Data Storytelling
Was sind die wesentlichen Aspekte von Data Storytelling?
Data Storytelling besteht aus drei wichtigen Teilen: zuverlässigen Daten, einem klaren Narrativ und verständlichen Visualisierungen. Alle drei Elemente müssen zusammenspielen, um eine wirkungsvolle Geschichte zu erzählen, die zum Handeln motiviert.
Was sind Beispiele für Data Storytelling?
Bekannte Beispiele für Data Storytelling sind:
- Spotify Wrapped, das Nutzungsdaten in eine persönliche Jahresrückblick-Geschichte verwandelt,
- das Johns Hopkins COVID-19 Dashboard, das komplexe Pandemie-Daten global verständlich aufbereitete,
- Walmarts Analyse des Pop-Tarts-Verkaufs vor Hurrikans, die zu optimierter Sortimentsplanung führte,
- und Airbnbs personalisierte Preis-Tipps für Gastgeber.
Was brauche ich, um eine Data Story zu erstellen?
Für eine Data Story brauchst du mindestens relevante und saubere Daten als Basis, eine klare Botschaft, die entlang eines roten Fadens erzählt wird (Narrativ), und Visualisierungen, um die Daten verständlich darzustellen.
Wie finde ich eine gute Storyline in meinen Daten?
Eine gute Storyline findest du, indem du deine Daten mit W-Fragen analysierst: Was ist passiert? Wann? Warum? Wie wurde es entdeckt/gelöst? Welche Auswirkungen hatte es und für wen ist es relevant? Skizziere dann einen Spannungsbogen mit Hintergrund, Problem, Erkenntnis und Lösung.