„Kannst du ein bisschen lauter sprechen, wir können dich im Büro nicht hören?”; „Du bist noch auf Stumm!” und „Was habt ihr im Meetingraum gesagt?”. Die Zusammenarbeit hybrider Teams ist nicht immer einfach. Manch eine:r bevorzugt die Arbeit im Homeoffice, manch andere:r ist produktiver im Büro. Damit die hybride Zusammenarbeit gelingt, braucht es gute Führung – und ein gemeinsames Verständnis von hybrider Arbeit. Was das bedeutet und wie Sie Ihr hybrides Team erfolgreich führen, lesen Sie hier.
Führung im Hybridmodus: Hybrid Work als „New Normal”
„Hybrid Work” ist längst kein pandemisches Übergangsphänomen mehr, sondern fester Bestandteil der modernen Arbeitswelt: Während Arbeitnehmer:innen 2019 noch 5 Prozent ihrer wöchentlichen Arbeitszeit im Homeoffice verbrachten, waren es ein Jahr später bereits 24 Prozent und 2021 gleich 28 Prozent¹ . Angestoßen wurde dieser Umbruch durch die Corona-Pandemie. Getrieben wird er von der digitalen Transformation und dem demografischen Wandel. Denn besonders die nachrückende Generation an Arbeitskräften wünscht sich zu 80 Prozent flexible Arbeitszeiten² .
Die Auswirkungen sind dabei positiv: So sind Mitarbeiter:innen in einer hybriden Arbeitsumgebung mit gutem Führungsstil bis zu 40 Prozent produktiver³ . Sie sind zudem zufriedener und engagierter⁴ . Doch nicht immer geht der hybride Ansatz auf. Expert:innen befürchten besonders in kreativ-kollaborativen Bereichen einen Rückgang von Kreativität und Innovation. Ein Grund ist der fehlende, informelle Austausch vor Ort. Passen sich Führungskräfte an die neuen Gegebenheiten an, können sie und ihre Teams von den Vorteilen hybriden Arbeitens profitieren. Führung im Hybridmodus wird somit zum Erfolgsfaktor.
Hybride Führung: Definition, Vorteile und Herausforderungen
Hybride Führung berücksichtigt die verschiedenen Bedürfnisse eines Teams, das hybrid zusammenarbeitet. Gelingt das, sind die Vorteile dieses Arbeitsmodells klar ersichtlich:
- Flexibilität: Flexibel zu entscheiden, wann und wo gearbeitet wird, gibt Mitarbeiter:innen mehr Freiheit. Das fördert die Work-Life-Balance und sorgt für mehr Zufriedenheit im Team.
- Produktivität: Diese Freiheit motiviert Mitarbeiter:innen zu mehr Leistung. Die Produktivität steigt.
- Diversität: Das hybride Arbeitsmodell ermöglicht auch das Einstellen von Fachkräften oder Expert:innen aus entfernten Städten oder Regionen. Das steigert die Diversität im Unternehmen und erhöht die Innovationskraft.
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„Hybrid Work” erfordert eine flexible und adaptive Führungsstrategie, da die Anforderungen der Mitarbeiter:innen unterschiedlich sein können: Während der Großteil der Generation Z (73 %) auf Präsenz zur Vernetzung setzt, sind es bei der Generation X 66 % und bei den Baby Boomern 68 % .
Doch nicht immer ist die hybride Zusammenarbeit einfach. Besonders in großen, internationalen Teams, die beispielsweise in unterschiedlichen Zeitzonen arbeiten, kommt die Kommunikation oftmals zu kurz. Das kann sich negativ auf die Innovationskraft auswirken. Remote-Worker können sich zudem sozial isoliert fühlen, wenn zu wenig Austauschmöglichkeiten gegeben werden.
Zusammenarbeit und Zusammenhalt in hybriden Teams fördern
Vertrauen als Grundvoraussetzung hybrider Zusammenarbeit
Die wichtigste Grundvoraussetzung für die Führung hybrider Teams ist Vertrauen. Geben Sie Ihren Mitarbeiter:innen den Vertrauensvorschuss, den sie benötigen, um sich frei und flexibel im hybriden Arbeitsmodus bewegen zu können. Es ist eben diese Wertschätzung, das entgegengebrachte Vertrauen, das Mitarbeiter:innen motiviert. Dadurch sind sie produktiver und auch zufriedener.
Klare Abstimmungsprozesse und Kommunikation
Kommunikation ist das A und O in einer hybriden Arbeitswelt. Zuoberst sollten die neuen Prozesse gemeinsam im Team besprochen und beschlossen werden. Wer ist für was zuständig? Wer gibt welche Informationen weiter? Stellen Sie dabei sicher, dass keine Informationslücken entstehen können. Ein steter Informationsfluss ist besonders im hybriden Arbeitsalltag wichtig, wenn der „Schnack in der Teeküche“ wegfällt.
Hybride Meetings effektiv gestalten und moderieren
Nichts ermüdet Teams mehr als ineffektive Meetings, die im grauen Nichts der hybriden Welt zwischen Büro und Homeoffice wabern, ohne im Gedächtnis zu bleiben. Sorgen Sie als Führungskraft dafür, dass Teammeetings vorbereitet, durchgeplant und gut moderiert werden. Etablieren Sie eine hybride Meeting-Etikette, die sowohl die Mitarbeiter:innen im Homeoffice als auch die Mitarbeiter:innen vor Ort gleichermaßen berücksichtigt.
Zusammenhalt hybrider Teams mit ausgewählten Formaten stärken
Wenn sich hybride Teams teilweise monatelang nicht in Präsenz sehen, leidet der Zusammenhalt. Als Führungskraft können Sie gegensteuern und digitale Formate etablieren, die den Austausch und den Zusammenhalt fördern. Neben dem virtuellen Kaffee bieten sich auch regelmäßige Präsenztreffen an, z. B. in Form eines Teamtages im Monat, an dem alle Mitglieder, wenn möglich, vor Ort zusammenkommen.
Klare Regeln und ein gemeinsames Verständnis hybrider Zusammenarbeit
Doch das Wichtigste im hybriden Arbeitsalltag, bevor er überhaupt entsteht, ist das gemeinsame Verständnis. Wie möchte Ihr Team hybrid zusammenarbeiten? Wenn ja, wann sind die Kernarbeitszeiten? Wie oft gibt es „Präsenztage“ im Büro? Wie werden hybride Meetings moderiert? Und ist der Teamtag in Präsenz verpflichtend? All diese Fragen gilt es, im Team und gemeinsam zu beantworten. Denn: Jedes Team ist anders, jedes Team hat unterschiedliche Anforderungen und Bedürfnisse. Diese zu eruieren, zu reflektieren und zu berücksichtigen, ist wichtigste Grundvoraussetzung für die erfolgreiche Zusammenarbeit im hybriden Arbeitsalltag.
Welche Schlüsselkompetenzen sind für hybride Teams unerlässlich und wie können sie erlernt werden?
Für hybride Teams sind bestimmte Schlüsselkompetenzen unerlässlich, um auch unter räumlicher Distanz erfolgreich zusammenzuarbeiten.
1 Kommunikation
Transparente Kommunikation ist das A und O in hybriden Teams. Es ist wichtig, alle Kolleg:innen einzubeziehen und sicherzustellen, dass Informationen deutlich und verständlich sind, besonders im digitalen Raum. Digital zugeschaltete Personen können sich in hybriden Meetings leicht ausgeschlossen fühlen, und non-verbale Signale gehen verloren, was zu Missverständnissen führen kann.
- Eine wichtige Fähigkeit ist daher empathisches Zuhören, um die Gedanken und Gefühle anderer Teammitglieder besser nachvollziehen zu können und Botschaften effektiver zu erfassen. Diese Kompetenz lässt sich trainieren, indem man das eigene Kommunikationsverhalten reflektiert, aktives Zuhören übt (z.B. durch Nachfragen und das Zurückstellen eigener Urteile), auf körperliche Signale im digitalen Raum achtet und Paraphrasieren (Wiederholen des Gesagten in eigenen Worten) nutzt, um das Verständnis zu sichern. Geduld ist ebenfalls wichtig, da Gespräche im digitalen Raum mehr Zeit benötigen können.
- Neben dem Zuhören sind auch schriftliche Kommunikationsfähigkeiten in unterschiedlichen Kanälen wichtig, da nicht immer ein direkter Austausch möglich ist. Es gilt kanalübergreifend, Nachrichten klar und präzise zu formulieren, komplizierte Sätze, Fachbegriffe und Abkürzungen zu vermeiden, die wichtigsten Informationen zuerst darzustellen und bei längeren Mitteilungen am Ende zusammenzufassen. Dabei sollte man sich fragen, wer welche Informationen wann benötigt.
2 Kreativität
Auch im virtuellen Raum können kreative Ideen entstehen, entgegen gängiger Vorstellungen.
- Grundlegende Fähigkeiten wie divergentes und konvergentes Denken, Assoziieren, das gemeinsame Festhalten von Gedanken sowie kreative Routinen können die Ideenfindung digital unterstützen.
- Intuitive Kreativitätstechniken wie Brainwriting, die Flip-Flop-Methode, die Walt-Disney-Methode und die Analogietechnik können ebenfalls die Kreativität in hybriden Teams anregen.
3 Selbstmanagement
Hybride Teams sind oft eigenständiger und flexibler, erfordern jedoch ein höheres Maß an Selbstmanagement.
- Notwendige Kompetenzen sind Priorisierung (Aufgaben nach Wichtigkeit bearbeiten und dies im Team kommunizieren), Selbstdisziplin (Sich an gemeinsame Vereinbarungen, z.B. Kernarbeitszeiten, halten), Selbstmotivation (auch bei geringer direkter Interaktion produktiv sein) und Zeitmanagement (eigene Zeit effektiv organisieren und Prioritäten setzen).
- Selbstmotivation kann durch das Setzen klarer Tagesziele, das Etablieren fester Routinen oder das Visualisieren von Erfolgen gesteigert werden. Effektives Zeitmanagement beinhaltet auch, geplante Blocker für konzentrierte Arbeit zu respektieren und die Teammitglieder bei ihren Terminen zu respektieren.
4 Empathie
Empathie hilft, die Gefühle, Bedürfnisse und Perspektiven der Teammitglieder besser zu verstehen, was Konflikte verringert, Missverständnisse vorbeugt und den Teamzusammenhalt stärkt. Sich in die Situation anderer einzufühlen, ermöglicht Rücksichtnahme bei der Terminplanung oder anderen Teamaktivitäten.
- Empathischere Zusammenarbeit kann durch aktives Zuhören, das Einfühlen in die Perspektiven anderer und das Achten auf nonverbale Kommunikationssignale (Gesichtsausdruck, Tonfall) trainiert werden. Regelmäßiges Einholen und Geben von Feedback sowie die Sensibilisierung für nonverbale Signale unterstützen ebenfalls das Training empathischer Fähigkeiten. Es ist auch wichtig, Grenzen zu setzen, um sich vor emotionaler Erschöpfung zu schützen.
5 Kollaboration
Erfolgreiche Zusammenarbeit im hybriden Kontext erfordert mehr als nur technische Fähigkeiten zur Bedienung digitaler Tools.
- Zusätzliche kollaborative Fähigkeiten sind gegenseitiges Vertrauen, klare Kommunikation, aktives Zuhören sowie die Fähigkeit, die Stärken und Schwächen der Teammitglieder anzuerkennen.
- Diese Fähigkeiten können trainiert werden, indem offen über die gemeinsame Arbeitsweise gesprochen, diese regelmäßig überdacht und sich darüber ausgetauscht wird. Agile Arbeitsmethoden, die z. B. regelmäßige Retrospektiven vorsehen, bieten hierfür Möglichkeiten. Die Reflexion der bisherigen Kollaboration und die Anpassung sind wichtige Bestandteile. Auch das richtige Planen und Moderieren von Meetings stärkt die Zusammenarbeit.
Diese Kompetenzen, insbesondere die zwischenmenschlichen Fähigkeiten, kommen nicht von allein. Sie sollten kontinuierlich und über einen längeren Zeitraum erlernt werden, um das Lernen zu einer positiven Gewohnheit zu machen. Angebote wie sparks, die mobile Lösungen und Microlearnings nutzen, können hybride Teams dabei unterstützen, diese Fähigkeiten für die hybride Arbeitswelt zu erlernen.
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Quellen:
1 Bruch, Heike Prof. Dr., 2022, „Hybrid Work – Empirische Bilanz und Perspektiven“.
2 Ebd.
3 Accenture, 2022, „Future of work research“.
4 Wolter, Ute, 2021, „Mitarbeiterengagement in der Krise um 20 Prozent gestiegen“.
5 McKendrick, Joe, 2021, „Remote Work Evolves Into Hybrid Work And Productivity Rises, The Data Shows”.