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Fachliche Führung in der Praxis – echte Einblicke und Erfahrungen

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Zwischen Bewerbungen sichten und Gehälter verhandeln – (klassische) Führungskräfte müssen zahlreichen Aufgaben nachkommen. Für fachliche Fragen bleibt dabei oft wenig Zeit. Genau hier setzen fachliche Führungskräfte an: Sie bringen ihre Expertise ein und begleiten inhaltliche Entscheidungen. Fabienne Rupp ist eine dieser fachlichen Führungskräfte bei der Haufe Akademie. Im Interview verrät sie, warum diese Position für jedes Team wertvoll ist und wie sie Mitarbeitende mit ihrem Know-how unterstützt.

Was ist fachliche Führung?

Fachliche Führungskräfte stärken das Team von innen heraus: Mit inhaltlicher Expertise und einem Führungsstil auf Augenhöhe schaffen sie die Basis für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit – und tragen so zum Unternehmenserfolg bei.

Erfahrungen, Ziele und Alltag in der fachlichen Führung

Wie sieht ein typischer Tag aus, an dem deine fachliche Führungskompetenz gefordert wird?

Fabienne Rupp: Mein Tag beginnt meist mit einem Daily zur Abstimmung mit den anderen Teamleads. Danach vertiefe ich mich in meine Projekte oder begleite mein Team bei ihren Aufgaben. Was meine Rolle besonders macht: Als fachliche Führungskraft bin ich in vielen Projekten gleichzeitig involviert und bekomme dadurch tiefe Einblicke in verschiedene Bereiche, Aufgaben und Herausforderungen.

Was ist dein Ziel als fachliche Führungskraft, was ist dein Warum?

Fabienne Rupp: Als fachliche Führungskraft bringe ich Ideen und Impulse ein und stehe meinem Team mit Expertise und Erfahrung zur Seite. Jeder in meinem Team übernimmt viel Verantwortung – umso wichtiger ist es, bei Bedarf eine Ansprechperson zu haben. Gerade bei komplexen Themen kann ich mit fachlichem Rat unterstützen und meine Teammitglieder so ermutigen. Das stärkt die Zusammenarbeit und bringt jeden Einzelnen weiter. Mein Ziel ist es, mein Team zu stärken, zu fördern und mit einer offenen Haltung zu begleiten.

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Wie ist man eine gute fachliche Führungskraft?

Fabienne Rupp: Gute fachliche Führung bedeutet für mich, einen Rahmen zu schaffen, in dem sich meine Mitarbeitenden öffnen und mit ihren Anliegen auf mich zukommen. Ich bin gleichzeitig Kollegin und kann so für ein sicheres Umfeld sorgen: Wir kommunizieren auf Augenhöhe und meine Mitarbeitenden fühlen sich gestärkt und unterstützt. Für mich ist es hilfreich, regelmäßig ins Büro zu kommen. Beim persönlichen Austausch – zum Beispiel in der Kaffeeküche – bekomme ich auch die Zwischentöne mit.

Was eine fachliche Führungskraft stark macht

Welche Kompetenzen sind aus deiner Sicht entscheidend, um eine gute fachliche Führungskraft zu sein?

Fabienne Rupp: Auf jeden Fall sind Vermittlungs- und Sozialkompetenzen entscheidend. Als fachliche Führungskraft ist man in einer Sandwichposition: Man erhält Informationen aus dem Führungskreis, die man ans Team kommunizieren kann oder muss – da sitzt man manchmal zwischen den Stühlen. Umso wichtiger ist es, klar zu kommunizieren und die Erwartungen und Ziele zu klären. Gleichzeitig muss man dem Team eine Richtung vorgeben, ohne die Kreativität des Einzelnen einzuschränken.

Wie hilft dir dein beruflicher Werdegang bei deiner Arbeit als fachliche Führungskraft?

Fabienne Rupp: Vor meiner Zeit bei der Haufe Akademie war ich als Produktmanagerin tätig. Die Erfahrung, Prozesse von A bis Z zu begleiten und eigenverantwortlich zu arbeiten, war definitiv hilfreich für meine jetzige Führungsposition. Als fachliche Führungskraft muss man Verantwortung übernehmen, kreative Lösungen finden und gleichzeitig verstehen, dass man nicht immer die perfekte Antwort parat haben muss. Meist findet man diese gemeinsam im Team – auch das gehört dazu.

Wie förderst du die Stärken deiner Mitarbeitenden?

Fabienne Rupp: Mein Job ist es, die Stärken und Potenziale meines Teams zu erkennen und bei Bedarf gezielt Impulse und Ideen einzubringen. Ich ermutige meine Mitarbeitenden, Neues auszuprobieren – nur so kann man seine Stärken entdecken und sich weiterentwickeln. Dafür braucht es jemanden, der hinter einem steht – einen Fürsprecher, der motiviert und Vertrauen schenkt. Zudem ist es praktisch, dass die Haufe Akademie natürlich eine Vielfalt an Weiterbildungen anbietet.

Rollenwechsel und Konfliktsituationen meistern

Von der Kollegin zur Vorgesetzten: – wie war der Rollenwechsel für dich?

Fabienne Rupp: Gerade am Anfang, wenn man die ersten Male mit der Führungsebene zusammenarbeitet, ist es herausfordernd. Man muss erst in die Führungsrolle hineinwachsen und lernen, zwischen den Rollen als Kollegin und als Führungskraft zu wechseln. Mit der Zeit und Erfahrung gelingt dieser Rollen- bzw. Perspektivwechsel immer leichter. Wichtig ist, die Rollen für sich zu trennen: Mal bin ich Kollegin und mal Führungskraft.

Wie leitest du dein Team ohne disziplinarische Maßnahmen durch Konflikte?

Fabienne Rupp: Bei Konflikten hilft aus meiner Sicht immer eine gute Portion Empathie. Als fachliche Führungskraft kann ich unterstützen, indem ich ein offenes Ohr habe und Raum für Gespräche schaffe – gerade, weil ich nicht in der disziplinarischen Verantwortung stehe. Das schätzen auch viele meiner Mitarbeitenden. Sie können sich aussprechen, ohne dass die disziplinarische Führungskraft involviert ist.

Die Vorteile fachlicher Führung für Team und Unternehmen

Gerade Start-ups verzichten auf disziplinarische Führungskräfte und setzen nur auf fachliche Führung. Kannst du das nachvollziehen?

Fabienne Rupp: Für viele Unternehmen ist es eine Frage des Budgets – fachliche Führung ist die günstigere Führungsvariante, das spielt gerade bei Start-ups eine Rolle. Der große Gamechanger als fachliche Führungskraft ist, dass man operativ tiefer in den Themen involviert ist und somit eine gezieltere Hilfestellung als eine disziplinarische Führungskraft geben kann – das ist für das Team wirklich wertvoll.

Du bist fachliche, aber nicht disziplinarische Führungskraft – welche Vorteile siehst du darin für dich, dein Team und die Performance?

Fabienne Rupp: Ich konnte an den Aufgaben wachsen, mich weiterentwickeln und in den Führungsbereich reinschnuppern. Als fachliche Führungskraft setzt man sich nicht mit arbeitsrechtlichen Themen auseinander – so konnte ich herausfinden, ob eine Führungsposition zu mir passt, ohne direkt die volle Verantwortung zu tragen.

„Für die Teamstruktur ist es super wertvoll, jemanden zusätzlich zur disziplinarischen Führungskraft zu haben.“

Meine Mitarbeitenden wissen, dass ich in greifbarer Nähe bin: Als Kollegin und Ansprechpartnerin bin ich im Daily Business operativ involviert und kann Tipps geben, zum Beispiel welche Tools meine Mitarbeitenden nutzen können.

Gerade für die Perfomance ist es ein riesiger Vorteil, dass ich viele Informationen aus dem Führungskreis mitbekomme. Dadurch kann ich das große Ganze erkennen und auf die kleinere Ebene herunterbrechen – heißt, ich kann übergeordnete Strategien in unsere kleineren Austauschrunden mitbringen. So erkenne ich auch schnell, wenn jemand entgegen der übergeordneten Strategie handelt. In diesem Fall kann ich direkt einschreiten und habe so die Möglichkeit, die Performance meines Teams zu steuern.

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Fachlich führen: Vermittlung zwischen Team und Führungskraft

Wo stößt fachliche Führung an ihre Grenzen?

Fabienne Rupp: Wenn sich die disziplinarische Führungskraft und ein:e Mitarbeiter:in uneinig sind, muss man als fachliche Führungskraft aufpassen, dass man nicht als Gummiball verwendet wird. Ein Konflikt, der den fachlichen Rahmen verlässt, muss zwischen dem:der Mitarbeiter:in und der Führungskraft geregelt werden. Das liegt dann nicht mehr in meinem Verantwortungsbereich.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit einer disziplinarischen Führungskraft?

Fabienne Rupp: Ich sehe mich in der Rolle des Vermittlers bzw. als Schnittstelle zwischen meinem Team und der disziplinarischen Führungskraft. Besonders bei Mitarbeiterfeedback ist die disziplinarische Führungskraft auf meine Einschätzung angewiesen, da ich die Performance und Entwicklung der Mitarbeitenden genau kenne. Deshalb werde ich in sämtliche Feedbackgespräche einbezogen – das verschafft mir wertvolle Einblicke und fördert meine eigene Weiterentwicklung als Führungskraft. Während die disziplinarische Führungskraft das Gespräch leitet, bringe ich meine Perspektive ein, leiste Vermittlungsarbeit und sorge für Transparenz.

Wie entwickelst du deine fachlichen Führungskompetenzen weiter?

Fabienne Rupp: Ich nutze Fachliteratur, digitale Tools wie KI und den Austausch mit anderen fachlichen Führungskräften, um neue Impulse zu gewinnen. Natürlich ist es im Daily Business manchmal eine Herausforderung, sich Zeit für Weiterbildungen zu nehmen. Umso wichtiger ist es, dass Arbeitgeber gezielt Möglichkeiten zur Weiterentwicklung bereitstellen. Das ist für eine Führungskraft, aber auch für ihr gesamtes Team entscheidend.

Was würdest du jemandem raten, der ganz neu als fachliche Führungskraft startet?

Fabienne Rupp: Der Austausch mit Gleichgesinnten ist unheimlich wichtig. Bei mir war es eine zweite fachliche Führungskraft – es macht auch nichts, wenn diese Führungskraft in einem anderen Team arbeitet.

Mein Tipp: Lass dich auf die Rolle ein und trau dir zu, dich in deinem Team und im Führungskreis einzubringen.

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Online-Redaktion