Trends und Impulse für Leadership im Jahr 2023

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Die Welt ist in Bewegung: Märkte wandeln sich rasant, die fortschreitende Digitalisierung und technologische Entwicklungen verändern unsere Arbeitswelt tiefgreifend. In diesem transformativen Umfeld gehen Führungskräfte mit Weitsicht vorweg. Was es dafür braucht, wissen Silke Diedrichs und Sebastian Kindler – schließlich entwickeln sie bei der Haufe Akademie das Produktportfolio für die Themen Führung und Leadership. Wir haben mit ihnen darüber gesprochen, wie sich Führungskräfte für die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen fit machen können.

Redaktion: Die Parameter wirtschaftlichen Handelns können sich unvorhergesehen ändern – das haben zuletzt nicht nur die Auswirkungen der Corona-Pandemie und des Kriegs in der Ukraine gezeigt. Was heißt Führung unter diesen Bedingungen?

Silke Diedrichs: Die Globalisierung hat ihre Kehrseite gezeigt. Die Anforderungen sind noch einmal gewachsen und haben sich zum Teil in ihrem Charakter verändert. Führungskräfte müssen sich mit neuen Herausforderungen in allen Bereichen auseinandersetzen: gestörte Lieferketten, Energiemanagement, Klimakrise, Kriegsauswirkungen. Hinzu kommt der Fachkräftemangel, mit dem der Arbeitsmarkt inzwischen deutlich spürbar zu einem Arbeitnehmermarkt geworden ist.

Sebastian Kindler: Die Entwicklungen, die den Unternehmen zu schaffen machen, führen auch auf individueller Ebene zu großer Unsicherheit. Führungskräfte müssen damit einen Umgang finden – für sich selbst und für diejenigen, die sie führen. Resilienz und Emotionsmanagement sind deshalb wichtige Stärken.

Redaktion: Was ist damit gemeint?

Sebastian Kindler: Angesichts der aktuellen Unsicherheiten ist es für Führungskräfte wichtig, sich selbst gut zu kennen, konsequent zu reflektieren und für eine gute Selbstführung zu sorgen. Durch Achtsamkeit im Alltag fällt es leichter, einen klaren Kopf zu bewahren. Neue Rahmenbedingungen erfordern auch immer eine Arbeit an sich selbst und an der inneren Haltung, durch die Führungskräfte die äußere Wirkung erzeugen. Wer sich selbst also gut führt, kann auch seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gut führen. Innere Klarheit fördert klare Entscheidungen und eine klare und verständliche Kommunikation.

Silke Diedrichs: Wenn es Führungskräften mit einem gutem Self-Leadership-Konzept gelingt, äußerer Unsicherheit mit innerer Sicherheit zu begegnen, strahlt diese Sicherheit auch auf ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aus. Auf diese kann Weise kann die Führungskraft auch die Self-Leadership-Fähigkeiten der Geführten stärken.
Redaktion: Einmal mehr ist von der Führungskraft also Leadership statt Management gefordert.

Sebastian Kindler: Ganz genau. Angesichts zunehmender Komplexität sollte eine Führungskraft als positives Beispiel vorangehen, Entscheidungs- und Handlungsspielräume gewähren und Selbststeuerung ermöglichen. Doch zu gutem Leadership gehört noch mehr: regelmäßiges Feedback und Coaching zum Beispiel, transparente Kommunikation und Flexibilität. Es ist insbesondere die nun in die Arbeitswelt startende „Gen Z“, die einen solchen Führungsstil erwartet.

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Zur Themenwelt Führung und Leadership

Silke Diedrichs: Auch die beiden hinter uns liegenden Pandemie-Jahre haben diese Entwicklung beschleunigt und damit die Herausforderungen für Führungskräfte massiv verschärft. Fingerspitzengefühl trotz Distanz, Teamentwicklung auch in einer hybriden Arbeitswelt, Teamleitung aus dem Homeoffice – das ist alles möglich, stellt aber oft eingeschliffene oder liebgewordene Gewohnheiten in Frage.

Redaktion: Wie kann ich mich als Führungskraft für dieses New Normal gut aufstellen?

Silke Diedrichs: Auch wenn Teamführung in den Grundlagen nicht anders geworden ist, lohnt es sich, die eigene Führungsrolle zu überdenken und anzupassen. Hybride Zusammenarbeit wird zur Normalität werden, daran führt kein Weg vorbei. Doch wer Remote Leadership beherrscht, kann sein Team auch im virtuellen Raum führen und die Mitarbeitenden im New-Work-Alltag motivieren. Generell sind ausgeprägte digitale Skills künftig Standard für Führungskräfte.

Sebastian Kindler: Hinzu kommt, dass Hierarchien immer flacher werden. Führungskräfte müssen also lernen, Verantwortung zu delegieren, und brauchen dafür geeignete Planungs- und Steuerungselemente. Agile Methoden und Frameworks wie OKR oder Scrum bieten dafür zum Beispiel gute Ansätze.

Redaktion: OKR, Remote Leadership, New Normal – ist das die endgültige Absage an „Old Leadership“?

Silke Diedrichs: Das ist sicherlich zu spitz formuliert. Richtig ist: Das Mindset hat sich in vielen Unternehmen gewandelt oder befindet sich gerade in einem starken Wandel – und das erfordert auch und vorneweg ein Umdenken in der Führung. Richtig ist aber auch: Viele der Kompetenzen aus der alten Führungswelt haben weiterhin ihre Gültigkeit. Nicht jede Mitarbeiterin oder jeder Mitarbeiter kann und will selbstgesteuert arbeiten, und gerade im produzierenden Gewerbe ist eine konsequente Führung mit klar definierten Zielen und Leistungen häufig ein Muss, um den Erwartungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und den Anforderungen an die Qualität des Endprodukts gerecht zu werden. Es ist also nicht schwarz-weiß: In vielen Kontexten und Übergangssituationen ist es empfehlenswert, das Beste aus beiden Welten zu vereinen und als Führungskraft ein eigenes „New-Leadership“ – angepasst auf Unternehmenskontext und situative Bedingungen – zu entwickeln und zu leben.

Sebastian Kindler: Die Basis situativer Führung ist das ehrliche Interesse an der anderen Person und ihren Kompetenzen, an ihren Erwartungen an Führung und Zusammenarbeit. Eine authentische und selbstreflektierte Sichtweise und Führung, die den Mitarbeiter bzw. die Mitarbeiterin in den Mittelpunkt stellt, ist also viel wichtiger als das stupide Befolgen von Tools und Handlungsempfehlungen.

Redaktion: Welche Themen werden Führungskräfte im Jahr 2023 außerdem beschäftigen?

Silke Diedrichs: Da ist ganz bestimmt das Thema Nachhaltigkeit zu nennen. Gesetzliche Vorgaben wie das Lieferkettengesetz und die Nachhaltigkeitsberichterstattung sorgen derzeit für Bewegung in den Führungsetagen: Die Stelle des Sustainability-Managers wird oder wurde vielerorts erst vor Kurzem geschaffen. Damit erhält das Thema die Beachtung, die dringend nötig ist.

Sebastian Kindler: Die Arbeitswelt wird vielfältiger. Mit zunehmender Diversität im Unternehmen – in der Zusammenarbeit von Menschen aller Geschlechter und Generationen, mit oder ohne Migrationshintergrund, mit oder ohne Beeinträchtigungen – entstehen Konflikte und Erwartungen, aber auch ungeahnte Chancen und Potenziale. Das betrifft auch die bereits angesprochene „Gen Z“. Da wächst eine neue Führungsgeneration heran – die zu entwickeln, ist eine der größten Herausforderungen für Führungskräfte.

Im Interview mit Silke Diedrichs und Sebastian Kindler, die Produktmanagerin bzw. der -manager der Haufe Akademie für die Themen Führung und Management.

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Online-Redaktion

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