Zum Inhalt springen

EU-Omnibus-Verordnung: Was sich für KMU ändert

Und warum nachhaltiges Handeln entscheidend bleibt

0

Mit der EU-Omnibus-Verordnung vom Februar 2025 will die EU-Kommission die Nachhaltigkeitsberichtspflichten für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) spürbar lockern. Hauptziel ist die Entbürokratisierung. Nur noch Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden und entweder einen Umsatz von mehr als 50 Millionen Euro oder eine Bilanzsumme von mehr als 25 Millionen Euro fallen künftig unter die CSRD – viele KMU sind damit vorerst entlastet. Im Omnibus-Paket sind Veränderungen zu CSRD, CSDDD und der EU-Taxonomie geplant.  Doch trotz dieser Ausnahmeregelung bleibt Nachhaltigkeitsmanagement für KMU ein strategisch wichtiges Thema.

Begriffsklärung: Omnibus-Initiative, Verordnung oder Paket?

Initiative, Paket, Maßnahmenpaket, Richtline, Verordnung oder einfach Omnibus? Kurz gesagt: alle Varianten sind in Gebrauch. Die EU-Kommission nutzt „Omnibus-Paket“, da es eine Vielzahl bestehender EU-Rechtsakte umfasst, die – überwiegend im Bereich Nachhaltigkeit und Investitionen – geändert werden sollen. Dabei geht es um die Vereinfachung bestehender EU-Regelungen. Da sich im Sprachgebrauch, Omnibus-verordnung etabliert hat, wird im folgenden dieser Begriff genutzt.

Omnibus-Verordnung der EU ändert nichts daran, dass Kunden und Kundinnen, Kapitalgeber und Fachkräfte zunehmend Wert auf transparente und nachhaltige Unternehmensführung legen. Risiken und Chancen sollten nach wie vor im Unternehmen vorrauschauend gesehen und gemanagt werden können.

Vor allem der nun von der Pflicht befreite Mittelstand ist in Deutschland die Zugkraft und das Innovationspotenzial Deutschlands und hilft, sich für ein wettbewerbsfähiges Europa zu positionieren. Um auch ohne aktuelle Pflicht nach Vorgaben Reporte zu erstellen und sich an Leitlinien orientieren zu können, gibt es Alternativen zur CSRD, die sich vor allem an KMU richten.

Freiwillige Standards wie der VSME (Voluntary Sustainability Reporting Standard for SMEs) oder der DNK (Deutscher Nachhaltigkeitskodex), bieten ein praxisnahes, ressourcenschonendes und anschlussfähiges Nachhaltigkeitsmanagement. Ein Weg für KMU sich dem Transformationsprozess auch im Kleinen und Praktischen zu nähern, um vorausschauend  handeln zu können. Unternehmen, die sich frühzeitig mit diesen Instrumenten auseinandersetzen, verschaffen sich klare Wettbewerbsvorteile – auch ohne gesetzliche Berichtspflicht durch die EU-Omnibus-Verordnung. Denn nach wie vor gilt: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

Unsere Seminarempfehlung

Omnibus-Verordnung: Chancen für nachhaltige Unternehmensführung

Unternehmen müssen ihre Nachhaltigkeitsstrategie anpassen. Die Omnibus-Verordnung und CSRD definieren klare Anforderungen. Das Seminar bietet Orientierung, praxisnahe Tipps und hilft, Unsicherheiten zu reduzieren.


Seminar: Omnibus-Verordnung: Chancen für nachhaltige Unternehmensführung

Welche Vorteile bieten VSME und DNK für das Nachhaltigkeitsmanagement in KMU?

Die freiwilligen Berichtsstandards VSME und DNK unterstützen KMU dabei, ihr Nachhaltigkeitsmanagement strukturiert und effizient aufzubauen. Beide decken zentrale ESG-Bereiche ab – Umwelt, Soziales und Unternehmensführung – und ermöglichen eine nachvollziehbare und praxisnahe Dokumentation.

Beim VSME stehen folgende Themen im Mittelpunkt:

  • Umwelt: Energieverbrauch, CO₂-Emissionen, Ressourcenschonung und Abfallmanagement
  • Soziales: Arbeitsbedingungen, Diversität, Mitarbeiterschutz und gesellschaftliche Verantwortung
  • Unternehmensführung: Ethisches Handeln, Transparenz, Integrität und Regelkonformität

Der DNK bietet ein kostenloses Online-Tool, das vom Rat für Nachhaltige Entwicklung entwickelt und vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert wird. Chatbots, Infoboxen, Hilfebuttons und ein umfangreicher Q&A-Bereich erleichtern die Anwendung. Derzeit arbeitet der DNK an einer neuen Version speziell für KMU, um den Einstieg noch passgenauer zu gestalten.

Gerade im Zuge der EU-Omnibus-Verordnung, die vielen KMU mehr Spielraum lässt, gewinnen solche freiwilligen Standards an Bedeutung. Sie bieten Orientierung und Struktur – ganz ohne zusätzlichen Bürokratieaufwand.

Nachhaltigkeitsstrategie für KMU: Ist ein Fahrplan trotz Omnibus-Verordnung sinnvoll?

Die Antwort auf die Frage, ob Ihr Unternehmen einen Nachhaltigkeitsfahrplan braucht, lautet ganz klar: Ja. Auch wenn sich durch die Annahme des „Stop-the-Clock“-Vorschlags aus dem Omnibus-Maßnahmenpaket die Berichtspflicht für viele Unternehmen verschoben hat, steigt doch der Handlungsdruck durch zentrale Anspruchsgruppen. Diese fünf Gründe zeigen, warum Nachhaltigkeit jetzt strategisch wichtig bleibt:

  • Geschäftskunden und Partnerunternehmen: Großunternehmen sind weiterhin berichtspflichtig, wenn auch zum Teil später, und verlangen ESG-Daten von ihren Zulieferern – ohne transparente Nachhaltigkeitsinformationen droht der Ausschluss aus wichtigen Lieferketten.
  • Kreditgeber und Investoren: Nachhaltige Projekte werden bevorzugt finanziert. Wer keine ESG-Strategie vorweisen kann, hat oft schlechtere Chancen auf Kapital oder attraktive Konditionen.
  • Risikomanagement: Unternehmen, die Nachhaltigkeitsaspekte frühzeitig einbeziehen, können regulatorische Anforderungen, Klimarisiken oder Reputationsverluste besser steuern.
  • Endverbraucher:innen: Immer mehr Menschen achten beim Kauf auf Verantwortung und Transparenz – nachhaltiges Wirtschaften wird zunehmend zum Kaufkriterium.
  • Arbeitnehmer:innen: Zwei Drittel der deutschen Arbeitnehmenden wollen, dass Ihr Unternehmen dem Thema Nachhaltigkeit einen großen Stellenwert einräumt.

Die Omnibus-Verordnung verschafft KMU zwar etwas mehr Zeit und Entlastung – doch wer jetzt eine klare Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt, stärkt seine Position bei Kunden und Kundinnen, Banken, Fachkräften und im Wettbewerb.

Wie können KMU einen Einstieg ins Nachhaltigkeitsmanagement finden?

Viele kleine und mittlere Unternehmen wissen, dass ein Nachhaltigkeitsfahrplan für sie wichtig ist – auch wenn die EU-Omnibus-Verordnung derzeit keine Berichtspflicht vorsieht. Der Einstieg fällt dennoch oft schwer, denn die Herausforderungen sind vielfältig:

  • Fehlende Erfahrung im Umgang mit Nachhaltigkeitsmanagement und ESG-Anforderungen
  • Unsicherheit bei regulatorischen Vorgaben: Welche Anforderungen gelten trotz Omnibus-Verordnung – und wie lassen sie sich erfüllen?
  • Begrenzte personelle und finanzielle Ressourcen, um Nachhaltigkeit strategisch aufzubauen

Gerade unter diesen Bedingungen bieten sich freiwillige Standards wie der DNK und der VSME als praktikabler Einstieg an. Sie ermöglichen eine strukturierte, praxisnahe und ressourcenschonende Umsetzung – ohne den bürokratischen Aufwand verpflichtender Rahmenwerke. Für KMU sind sie eine echte Chance, Nachhaltigkeit glaubwürdig zu verankern – trotz begrenzter Kapazitäten und auch ohne gesetzliche Verpflichtung durch die EU-Omnibus-Verordnung.

Fazit zur EU-Omnibus-Verordnung

Die EU-Omnibus-Verordnung schafft nicht nur Entlastung, sondern auch Raum für eigenverantwortliches Handeln. Wer jetzt bestehende Angebote und Fördermöglichkeiten nutzt, kann sein Nachhaltigkeitsmanagement in KMU mit überschaubarem Aufwand strategisch aufstellen – anschlussfähig, transparent und zukunftsorientiert.

Lust, den Beitrag zu teilen?

Über den:die Autor:in

Elisabeth Paula Martina Kraut

Geschäftsführerin & Senior Sustainability Consultant, spezialisiert auf die nachhaltige Transformation von Unternehmen.