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Employer Value Proposition: Wie dein Unternehmen im Wettbewerb um Talente überzeugt

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Viele Unternehmen in Deutschland stehen vor der Herausforderung, im Fachkräftemangel geeignete Talente zu finden und zu binden. Eine mögliche Antwort darauf ist eine überzeugende Employer Value Proposition (EVP). Doch was verbirgt sich hinter diesem Begriff genau, und wie lässt sich eine starke EVP entwickeln? Im folgenden Beitrag erhältst du einen fundierten Überblick: von der Definition und Bedeutung der EVP bis zu typischen Herausforderungen und Lösungen in der Praxis.

Was ist eine Employer Value Proposition (EVP)?

Die Employer Value Proposition (kurz EVP), bezeichnet das Werteversprechen bzw. Nutzenversprechen, das ein Unternehmen als Arbeitgeber seinen aktuellen und künftigen Mitarbeiter:innen gibt. Auf Deutsch spricht man auch von der Arbeitgeberpositionierung oder dem Alleinstellungsmerkmal des Arbeitgebers. Anders gesagt: Die EVP beantwortet die Frage, Warum sollte jemand gerade bei deinem Unternehmen arbeiten und nicht woanders?

Die Employer Value Proposition umfasst all die Werte, Angebote und Eigenschaften, die dein Unternehmen für Arbeitnehmer:innen einzigartig machen und die für (potenzielle) Beschäftigte attraktiv sind.

Tipp: Manchmal wird der Begriff Employee Value Proposition synonym verwendet. Gemeint ist in der Regel ebenfalls das Wertversprechen des Arbeitgebers an die Beschäftigten, nicht etwa der umgekehrte Sachverhalt.

Bestandteile einer starken EVP

Eine gute Employer Value Proposition besteht meist aus einer Mischung von materiellen und immateriellen Aspekten. Dazu zählen zum einen Hard Facts wie z.B. Gehalt, Sozialleistungen, Karrierewege oder Arbeitsbedingungen, und zum anderen Soft Facts wie Unternehmenskultur, Arbeitsplatzsicherheit, Werte oder Weiterentwicklungsmöglichkeiten. Wichtig ist die Kombination: Ein hohes Gehalt allein reicht oft nicht aus, um Top-Kandidat:innen zu überzeugen. Vielmehr wollen Mitarbeiter:innen sich mit dem Arbeitgeber identifizieren und spüren, dass sie dort gut aufgehoben sind. Eine Employer Value Proposition kann daher unterschiedlichste Aspekte betonen. Diese reichen von überdurchschnittlicher Vergütung über einen attraktiven Arbeitsplatz und betriebliches Gesundheitsmanagement bis hin zu einer offenen, wertschätzenden Firmenkultur. Wichtig ist, dass diese Versprechen authentisch und für die Zielgruppe relevant sind.

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Zusammenspiel von EVP, Arbeitgebermarke und Employer Branding

Die Employer Value Proposition ist nicht isoliert zu betrachten. Sie steht stark mit der Arbeitgebermarke und dem Employer Branding in Verbindung. Die Arbeitgebermarke (Employer Brand) ist das Bild, das Mitarbeiter:innen und Bewerber:innen von einem Unternehmen als Arbeitgeber haben. Employer Branding bezeichnet alle Maßnahmen, die dieses Bild positiv gestalten sollen. Die Employer Value Proposition bildet dabei das strategische Fundament der Arbeitgebermarke. Mit einer klar definierten EVP als Kern können Unternehmen ein stimmiges Arbeitgeber-Image aufbauen, um Talente anzuziehen und Mitarbeiter zu binden. Kurz gesagt: Employer Branding ist das Gesicht nach außen, die EVP ist der Kern bzw. die „Seele“ dieser Marke.

Warum ist eine klare EVP so wichtig?

Der Arbeitsmarkt hat sich verändert: Der demografische Wandel und der anhaltende Fachkräftemangel führen dazu, dass qualifizierte Kandidat:innen zunehmend die Wahl haben, wo und mit wem sie arbeiten möchten. Unternehmen stehen dadurch unter Zugzwang. Sie müssen sich bei Bewerber:innen genauso überzeugend präsentieren wie umgekehrt. Eine klar formulierte Employer Value Proposition verschafft hier einen echten Wettbewerbsvorteil: Sie macht deutlich, wofür das Unternehmen als Arbeitgeber steht und was Talente konkret erwarten können.

Gerade jüngere Generationen wie etwa die Gen Z achten verstärkt auf Aspekte wie Teamgefühl, Unternehmenskultur, Entwicklungsmöglichkeiten und gelebte Werte. Ein glaubwürdiges Arbeitgeberversprechen ist ihnen demnach wichtig, das über rein finanzielle Anreize hinausgeht. Eine starke EVP unterstützt nicht nur die Gewinnung passender Bewerber:innen, sondern stärkt auch die langfristige Bindung der Belegschaft.

Unternehmen, die ihre Employer Value Proposition strategisch einsetzen, profitieren gleich mehrfach:

  • Sie positionieren sich sichtbar gegenüber der Konkurrenz im umkämpften Arbeitsmarkt,
  • erhöhen die Attraktivität ihrer Arbeitgebermarke nach innen und außen,
  • fördern Engagement und senken die Fluktuation,
  • und motivieren zufriedene Mitarbeiter:innen, sich aktiv als Botschafter:innen einzubringen.

So wird aus einem klaren Wertversprechen eine echte Chance, die eigene Arbeitgeberpositionierung zu schärfen und nachhaltig erfolgreich zu rekrutieren.

Herausforderungen bei Entwicklung und Umsetzung einer EVP

Die Erstellung einer Employer Value Proposition ist ein strategisches Projekt, welches auch mögliche Hürden aufweist. Im Folgenden behandeln wir einige typische Herausforderungen bei der Entwicklung und Umsetzung einer EVP und wie man ihnen begegnen kann:

  • Zeit- und Ressourcenaufwand: Eine fundierte EVP entsteht nicht über Nacht. Es erfordert intensive Analysen, Workshops und Abstimmungen quer durchs Unternehmen, um die eigenen Stärken als Arbeitgeber herauszuarbeiten. Dieser Aufwand und die damit verbundenen Kosten schrecken manche Unternehmen zunächst ab. Was also tun? Plane genügend Zeit ein und hole dir bei Bedarf externe Unterstützung. Der Nutzen einer klaren EVP rechtfertigt den einmaligen Aufwand, denn eine zielgerichtete Arbeitgeberpositionierung zahlt sich langfristig aus.
  • Glaubwürdigkeit und Authentizität: Ein häufiges Risiko ist, dass schöne Versprechen formuliert werden, die in der Realität nicht gelebt werden. Versprechen, die nicht umgesetzt werden, führen zu Misstrauen und Unzufriedenheit, sowohl bei neuen Leuten als auch bei der Belegschaft. Wenn die EVP extern toll klingt, aber intern nicht spürbar ist, drohen Enttäuschung, fehlender Cultural Fit und hohe Fluktuation. Stelle sicher, dass deine EVP auf echten Werten und der gelebten Unternehmenskultur basiert. Beziehe deine Mitarbeitenden in den Prozess ein, z.B. durch Mitarbeiterbefragungen, Interviews oder Fokusgruppen, um ein ehrliches Stimmungsbild zu erhalten. So stellst du sicher, dass das Arbeitgeberversprechen von der Mehrheit mitgetragen wird. Bleibe bei den Aussagen realistisch und halte ein, was du versprichst.
  • Differenzierung versus Allgemeingültigkeit: Eine gute EVP soll einzigartig sein, darf aber gleichzeitig nicht zu eng gefasst sein. Zu allgemein formuliert, verliert sie ihre Strahlkraft und geht in generischen Floskeln unter. Ist sie hingegen zu spezifisch oder zugeschnitten nur auf eine kleine Zielgruppe, könnten sich andere Kandidat:innen nicht angesprochen fühlen. Finde das echte Alleinstellungsmerkmal deines Unternehmens als Arbeitgeber. Was machst du anders als andere? Formuliere deine EVP klar und prägnant um diese Frage herum. Vermeide austauschbare Schlagworte. Gleichzeitig kannst du verschiedene Zielgruppen mit unterschiedlichen Schwerpunkten ansprechen. Oft bewährt es sich, eine übergeordnete EVP zu definieren und darunter für verschiedene Fachbereiche oder Bewerberprofile Unteraspekte hervorzuheben. So bleibt die Kernbotschaft einheitlich, erreicht aber dennoch verschiedene Bewerbergruppen passgenau.
  • Interne Verankerung und Kommunikation: Die beste EVP nützt wenig, wenn sie nur auf dem Papier existiert. Eine Herausforderung besteht darin, das Wertversprechen konsequent nach innen und außen zu leben. Integriere deine EVP in alle relevanten Prozesse und Maßnahmen des Employer Brandings. Kommuniziere die Kernbotschaften regelmäßig intern – etwa auf Mitarbeiterevents, im Intranet, in Führungsleitlinien – damit alle im Team wissen, wofür die Arbeitgebermarke steht. Schule Führungskräfte darin, die EVP vorzuleben. Nutze das Onboarding neuer Mitarbeiter:innen, um die Werte und Kultur von Anfang an zu vermitteln. Ebenso wichtig ist die externe Kommunikation: Deine EVP sollte sich in Stellenanzeigen, Karriereseite, Social-Media-Auftritten und PR-Maßnahmen widerspiegeln. So erfahren Bewerber:innen bereits im Prozess, wofür dein Unternehmen als Arbeitgeber steht. Hole außerdem Feedback ein, z.B. durch regelmäßige Mitarbeiterbefragungen oder das Monitoring von Arbeitgeberbewertungen (Kununu, Glassdoor). Passe die EVP bei Bedarf neuen Entwicklungen an. Eine EVP ist kein statisches Dokument, sondern sollte mit dem Unternehmen mitwachsen.

Employer Value Proposition im Zuge des Employer Brandings umsetzen

Eine Employer Value Proposition zu entwickeln und umzusetzen, ist anspruchsvoll. Doch die Investition lohnt sich. In einem herausfordernden Arbeitsmarkt dient eine klare EVP als Leitstern für die gesamte Personalarbeit: Sie zeigt, wofür dein Unternehmen als Arbeitgeber steht, und macht dieses Wertversprechen für alle erlebbar. Unternehmen, die eine EVP authentisch leben und kommunizieren, bauen damit Vertrauen auf, heben sich von der Konkurrenz ab und gewinnen genau die Talente, die zu ihnen passen. Kurz: Mit einer starken Employer Value Proposition stärkst du nachhaltig deine Arbeitgebermarke und sicherst dir im Wettbewerb um die besten Köpfe wichtige Vorteile, heute und in Zukunft.

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Über den:die Autor:in

Timo Ringwald

Produktmanager Haufe Akademie für den Themenbereich Personalmanagement.