Recruiting der Generation Z: Can we still call it Recruiting?

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Die Generation Z beschreibt all diejenigen, die zwischen 1995 und 2010 geboren sind und damit aktuell ein Alter zwischen 12 und 27 Jahre haben. Die ersten ihrer Generation sind bereits ins Arbeitsleben gestartet (Anteil Beschäftigte 15%) und klar ist: Es sind die Arbeitnehmenden der Zukunft.

Was macht die Generation Z aus?

Es ist die erste Generation, die digital aufgewachsen ist. Sie „geht“ nicht mehr online, sondern lebt online und denkt zudem global. Personen der Gen Z werden häufig die Merkmale technische Versiertheit, Pragmatismus, Aufgeschlossenheit, Individualismus, aber auch soziale Verantwortung, die Suche nach der Wahrheit und einem tieferen Sinn zugeschrieben (Quelle: mckinsey.com).

Die Gen Z ist in einer krisenreichen Zeit aufgewachsen, wie der Klimakrise, Flüchtlingswellen oder der Corona-Pandemie. Viele Personen dieser Generation haben einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und verspüren den Drang (aufgrund dieser sozialen Verantwortung), ins Handeln kommen zu wollen. Aufgrund der uneingeschränkten Möglichkeit Medien zu konsumieren sind sie häufig sehr aufgeklärt und haben gelernt vieles zu hinterfragen.

Gleichzeitig ist die Generation Z mit vielen Vorurteilen konfrontiert, wie einer geringen Aufmerksamkeitsspanne, starker Sprunghaftigkeit oder einer zu fordernden und selbstbewussten Art. Das stellt Unternehmen vor die Herausforderung, richtig mit Personen dieser Generation im Arbeitsalltag umzugehen, aber auch diese im Recruiting für sich zu gewinnen.

Vorurteile gegenüber der Generation Z: verstehen und diese (auch im Recruiting) überwinden

Kurze Aufmerksamkeitsspanne

Der Gen Z wird eine geringe Aufmerksamkeitsspanne nachgesagt¹. Womit u. a. die Ablenkung durch das Handy und damit einhergehend sozialen Medien gemeint sind. Wenn Arbeitgeber diesem Verhalten mit Verständnis begegnen, können sie daraus Fähigkeiten ableiten, die ihrer Organisation zugutekommen können. Die Gen Z ist damit aufgewachsen, durch soziale Medien im stetigen Austausch mit anderen zu stehen und sich ständig mit anderen zu vergleichen.

Vorteil Informationsflut

Da diese Generation in einer immer schnell lebigeren Zeit mit einer hohen Informationsflut aufgewachsen ist, hat sie die Fähigkeit erlernt, aus den komplexen Inhalten das für sie Relevante zu filtern. Für weniger relevante oder schlecht aufbereitete Dinge oder Aufgaben möchten viele keine Zeit verschwenden. Diese Reaktion kann auch als direktes Feedback und als Chance für Unternehmen gesehen werden, da auf fragwürdige Aufgaben und Prozesse hingewiesen werden. Nach dem Motto: „Das haben wir aber immer schon so gemacht“, ohne den Sinn nochmals zu hinterfragen.

Generation Z im Recruiting

Das Ganze wird auch im Recruiting beobachtet. Stellenausschreibungen haben mittlerweile einen anderen Aktualitätswert. Texte werden nur noch überflogen oder gar nicht mehr gelesen. Viele Gen Z-ler erwarten authentische Einblicke in den Beruf, mit dem Sie sich als Unternehmen bewerben. Unternehmen sollen sich bei der Generation Z bewerben?! Ja richtig gelesen. Organisationen müssen umdenken, wenn sie diese Generation erreichen wollen. Das gelingt z. B. durch die Platzierung von Stellenausschreibungen in den Social Media Feeds des eigenen Unternehmens. Spannende Persönlichkeiten aus dem Unternehmen, die einen positiven Eindruck hinterlassen, bleiben dabei unbewusst im Hinterkopf. Meist weiß die Gen Z frühzeitig, zu welchem Arbeitgeber sie gehen möchte und zu welchem nicht. Gutes Employer Branding kann hierbei früh auf das Bedürfnis nach Sinnhaftigkeit einzahlen, so hat die Überzeugung längst stattgefunden.

In der Umsetzung:

Ein authentischer und lebendiger Social Media Auftritt sowie ein starkes Employer Branding hilft dabei, zukünftige Talente schon lange vor der Bewerbung vom eigenen Unternehmen zu überzeugen. Der Arbeitsalltag von inspirierenden Menschen und deren Karrierepfade interessiert die Gen Z – gerne aufbereitet in Videos oder Reels.

Große Sprunghaftigkeit

Der neuen Generation wird eine (zu) große Sprunghaftigkeit vorgeworfen. Neugierde und der Wille, sich auszuprobieren, Eigenschaften, die damit einhergehen, werden von Unternehmen häufig nicht als Mehrwert gesehen, sondern negativ bewertet. Unternehmen sollten sich davon verabschieden, Mitarbeitende jahrzehntelang zu binden. Vielmehr sollten sie ihre Einstellung ändern und eine positive Kultur für Rückkehrende etablieren. Wie das gelingt: Durch Purpose und einen sinnhaften Organisationszweck, den Mitarbeitenden erkennen. Der Vorteil daran: Sie gewinnen ehemalige Beschäftigte zurück, die einerseits die eigenen Strukturen und Prozesse kennen, gepaart mit neuen Erfahrungen aus anderen Organisationen, die sie in ihre neue Tätigkeit einfließen lassen können.

Zum Vergleich: Arbeitnehmende der Generation Baby Boomer hatten im Schnitt zwei Arbeitgeber – bei der Gen Z wird prognostiziert, dass diese innerhalb ihres Berufslebens bei ca. 20 Arbeitgebern angestellt waren.

Im Recruiting

Das muss sich auch darin widerspiegeln, was Unternehmen den Talenten bieten und im Umkehrschluss von ihnen erwarten. Benefits, wie Gehalt und Homeoffice, sind nur noch als Hygienefaktoren anzusehen. Ernst gemeinte Weiterbildungsangebote und attraktive Karrierepfade sowie der klar aufgezeigte Purpose der zu besetzenden Funktion sind der Generation Z wichtiger. Genauso sollte das Anfordern eines klassisches Bewerbungsanschreiben hinterfragt werden. Oftmals wird dort das reingeschrieben, was jeder hören will und in Karriereportalen empfohlen wird. Es ist jedoch meist weit entfernt von einem authentischen Kennenlernen, das im Vordergrund stehen sollte. Die Gen Z erwartet eine persönliche Ansprache und ein schnelles Feedback zu ihrer Bewerbung. Viele Unternehmen werden diesen Erwartungen nicht gerecht. Dies kann zu Enttäuschung und Frust beim Recruiting der Gen Z führen. Ganz nach dem Motto: „Warum habe ich mir so viel Mühe gegeben, ein Anschreiben zu formulieren und kriege dann nach Wochen eine unpersönliche Absage?“.

In der Umsetzung

Einfach mal etwas Neues ausprobieren. Anstelle eines klassischen Anschreibens können z. B. kurze Videos als Bewerbung eingereicht werden. In den Videos können die Talente ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Und darstellen, warum sie genau die richtigen Kandidat:innen für die jeweilige Position sind. Der Vorteil für Organisationen: Sie bekommen mit den Videos einen authentischen ersten Eindruck von den Bewerbenden und ihren Future Skills, wie z. B. Kreativität oder digitaler Affinität.

Vielleicht reicht im ersten Schritt auch das Teilen des LinkedIn Profils? Ist das Profil interessant, sollten sich Unternehmen im zweiten Schritt mehr Zeit nehmen für ein echtes Kennenlernen nehmen.

Die Generation Z weiß, was sie will

Menschen der Generation Z wachsen nicht nur mit akuten Krisen, sondern auch Herausforderungen auf, die sie selbst und zukünftige Generationen betreffen. Dabei verspüren viele Gen Z-ler eine soziale Verantwortung und erkennen, dass es höchste Zeit zum Handeln ist. Sie reflektieren ihren eigenen Egoismus und Materialismus, wie es keine Generation zuvorgetan hat. Dafür stellen sie starke Anforderungen an die Gesellschaft, an Arbeitgeber, jedoch auch an sich selbst. Dieser Aktivismus und der Drang zum Handeln führen dazu, dass die Suche nach dem Sinn der eigenen Arbeit sehr wichtig ist. Gleichzeitig ist die Gen Z sich des eigenen Wertes, aufgrund des Fachkräftemangels, bewusst.

Im Recruiting
Das spiegelt sich in klaren Erwartungen bei der Auswahl des Arbeitgebers wider. Darauf wird geachtet: Keine sinnlosen Überstunden machen, kein Greenwashing, sondern eine starke Haltung zu sozialen und nachhaltigen Themen, sowohl im eigenen Unternehmen als auch für die Gesellschaft.

In der Umsetzung
Aspekte wie Nachhaltigkeit, flache Hierarchien oder gute Weiterbildungsangebote dürfen nicht zu Dekorationszwecken verwendet werden. Die Generation der Arbeitnehmenden von morgen erwartet eine starke Haltung dazu. Wenn Unternehmen diese haben, sollten sie mutig und sichtbar nach außen getragen werden. Das ist ein echter Wettbewerbsvorteil.

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Der Veränderung positiv entgegenblicken

Dass ein Wandel hermuss, um die Generation Z nachhaltig in den Arbeitsmarkt zu integrieren, steht außer Frage. Dabei hilft es, Verständnis für die Herkunft und Ausprägung gewisser Eigenschaften zu entwickeln, die diese Generation mit sich bringt. Die Hürden zu überwinden und diese Vorurteile als Stärken anzuerkennen, kann Unternehmen sowohl im Recruiting als auch in der zukünftigen Zusammenarbeit helfen, den Weg für eine lebenswerte und erfolgreiche Zukunft zu gestalten. Mit Blick auf die Generation Z lohnt es sich also im Recruiting neue Wege zu gehen und Mutiges zu wagen.


¹ Acht Sekunden im Vergleich zur Generation Y mit 12 sec, Quelle: kps.com

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Online-Redaktion

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