Lebensarbeitszeitkonto richtig abrechnen: Was muss beachtet werden?

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Arbeitszeiten werden heutzutage zunehmend flexibler. Immer mehr Arbeitnehmer:innen suchen nach Wegen, um ihre beruflichen Verpflichtungen und ihre aktuellen Lebensphasen besser unter einen Hut zu bringen. Einige wünschen sich, vorzeitig in den Ruhestand zu gehen, sofern dies nicht mit deutlichen Abschlägen bei der gesetzlichen Rente verbunden ist. Längere berufliche Auszeiten wie Sabbaticals oder die Möglichkeit von Pflege- und Elternzeiten werden immer populärer und spielen für die Attraktivität eines Arbeitsplatzes eine große Rolle. Zeitwertkonten helfen dabei: Beschäftigte sparen durch Verzicht auf einen Teil ihres Bruttoentgelts oder Urlaubstage ein Wertguthaben an, mit diesem können sie dann längere Freistellungen finanzieren, ohne finanzielle Nachteile zu erleiden.

Wie funktionieren Lebensarbeitszeitkonten?

Ein Lebensarbeitszeitkonto ist eine Sonderform des Arbeitszeitkontos. Es dient aber nicht der flexiblen Anpassung der täglichen oder wöchentlichen Arbeitszeit. Stattdessen geht es darum, längere Freistellungen der Beschäftigten unter Aufrechterhaltung des sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisses zu ermöglichen. Daher wird es manchmal auch als „Zeitwertkonto” oder „Langzeitkonto” bezeichnet.

Die Beschäftigten legen einen Teil ihres Bruttoeinkommens oder andere Lohnbestandteile wie Bonuszahlungen oder Urlaubsgeld auf einem persönlichen Lebensarbeitszeitkonto an. Auch Überstunden oder Urlaub lassen sich umwandeln und addieren. Eine zusätzliche finanzielle Beteiligung des Arbeitgebers erhöht die Attraktivität des Modells und motiviert die Beschäftigten zur Teilnahme. Je nach Ausgestaltung kann das angesparte Wertguthaben dann für flexible Freistellungen oder auch für den vorzeitigen Ruhestand genutzt werden.

Ein großer Vorteil von Lebensarbeitszeitkonto besteht darin, dass Steuern und Sozialversicherungsbeiträge auf das angesparte Wertguthaben erst dann fällig werden, wenn die bezahlte Freistellung in Anspruch genommen wird. In der Ansparphase ist das eingezahlte Wertguthaben lohnsteuer- und sozialversicherungsfrei. Diese steuerlichen Vorteile machen das Modell besonders attraktiv für Arbeitnehmer:innen, die eine längere Auszeit planen oder ihre Arbeitszeit in späteren Lebensphasen reduzieren möchten.

Darüber hinaus bieten Lebensarbeitszeitkonto nicht nur eine finanzielle Absicherung, sondern auch eine flexible Gestaltung der Lebensarbeitszeit. Beschäftigte können somit ihren Berufsweg individueller und an ihre persönlichen Lebensumstände angepasst gestalten. Ob für die Kindererziehung, die Pflege von Angehörigen oder für eine berufliche Neuorientierung – die Möglichkeiten, die sich durch ein Zeitwertkonto ergeben, sind vielfältig und werden in der heutigen Arbeitswelt zunehmend als wertvolle Option angesehen.

Unterschied zwischen Lebensarbeitszeitkonto, Zeitwertkonto und Langzeitkonto

Oft werden die Begriffe synonym verwendet, doch gibt es Unterschiede?

Lebensarbeitszeitkonto:

  • Hauptzweck: Spezifische Form des Zeitwertkontos. Ermöglicht flexible Gestaltung der gesamten Lebensarbeitszeit, häufig genutzt für längere berufliche Auszeiten oder vorzeitigen Ruhestand.
  • Ansparphase: Arbeitnehmer:innen sparen durch Verzicht auf Teile des Bruttoeinkommens oder Freizeit (Überstunden, Urlaubstage).
  • Entnahmephase: Genutzte für Sabbaticals, Eltern- oder Pflegezeiten oder vorzeitigen Ruhestand.

Zeitwertkonto:

  • Hauptzweck: Flexiblere Gestaltung der Arbeitszeit und Finanzierung längerer Freistellungen.
  • Ansparphase: Ähnlich wie beim Lebensarbeitszeitkonto, aber oft mehr auf kurzfristige Freistellungen fokussiert.
  • Entnahmephase: Genutzt für Sabbaticals, Weiterbildung oder Eltern-/Pflegezeiten.

Langzeitkonto:

• Hauptzweck: Weitgehend identisch mit dem Lebensarbeitszeitkonto, oft synonym verwendet.
• Ansparphase: Arbeitnehmer:innen sparen durch Verzicht auf Teile des Bruttoeinkommens oder Freizeit.
• Entnahmephase: Genutzt für Sabbaticals, Eltern- oder Pflegezeiten oder vorzeitigen Ruhestand.

Rechtliche Rahmenbedingungen: Die Modelle unterliegen ähnlichen rechtlichen Regelungen, die im Sozialgesetzbuch (SGB IV) festgelegt sind. Dennoch kann die konkrete Ausgestaltung und Nutzung variieren.

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Aufbau von Lebensarbeitszeitkonten

Ein Lebensarbeitszeitkonto wird in zwei Phasen geführt: der Ansparphase und der Entnahmephase. In der Ansparphase können sowohl Geldbeträge als auch Arbeitszeit als Wertguthaben angespart werden. Dabei kann es sich beispielsweise um Teile des regulären Einkommens, Sonderzahlungen wie Urlaubs- oder Weihnachtsgeld, verschiedene Prämien oder Boni handeln. Auch übertarifliche Leistungen, Überstunden sowie nicht in Anspruch genommene Urlaubstage können in das Wertguthaben einfließen.

In der Praxis bedeutet dies, dass Arbeitnehmer:innen in der Ansparphase bewusst auf einen Teil ihres Gehalts oder ihrer Freizeit verzichten, um dieses für eine spätere Freistellung oder einen vorzeitigen Ruhestand zu nutzen. Diese Phase kann sich über mehrere Jahre erstrecken und erfordert eine sorgfältige Planung sowohl seitens der Mitarbeitenden als auch der Arbeitgeber. Es ist wichtig, im Vorfeld genau zu berechnen, wie viel Wertguthaben angespart werden muss, um die gewünschte Freistellung ohne finanzielle Einbußen genießen zu können.

Während der Entnahmephase nutzt die:der Arbeitnehmer:in das angesparte Wertguthaben. Dieses kann beispielsweise für ein Sabbatjahr, eine freiwillige Weiterbildung oder eine längere Eltern- oder Pflegezeit genutzt werden. Auch ein vorzeitiger Ruhestand ohne finanzielle Einbußen ist mit einem Lebensarbeitszeitkonto möglich. Hierbei ist es entscheidend, dass die Entnahmephase gut geplant ist, um sicherzustellen, dass das Wertguthaben ausreicht, um die gesamten gewünschten Freistellungen zu finanzieren.

Lebensarbeitszeitkonten haben einen großen Vorteil: Arbeitnehmer:innen sind in der Entnahmephase zwar von der Arbeit freigestellt, das Arbeitsverhältnis bleibt jedoch bestehen. Dadurch bleiben sie auch weiterhin über ihren Arbeitgeber sozialversichert. Dies bedeutet, dass die Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung während der Freistellung weiterläuft, was für viele Mitarbeitende ein entscheidender Faktor ist, da sie so keine Lücken in ihrer sozialen Absicherung befürchten müssen.

Zudem bleibt die:der Arbeitnehmer:in weiterhin im Betrieb eingebunden, was den Wiedereinstieg nach der Freistellung erleichtert. Dies ist insbesondere für Arbeitnehmer:innen, die nach einer längeren Pause in den Beruf zurückkehren, von Vorteil, da sie weiterhin über alle internen Entwicklungen und Änderungen im Unternehmen informiert bleiben.

Modell Lebensarbeitszeitkonto

Ansparphase: In dieser Phase verzichten Beschäftigte auf Teile ihres Bruttoeinkommens oder ihrer Freizeit (Überstunden, Urlaubstage), die in ein Wertguthaben umgewandelt werden.

Entnahmephase: Hier nutzen Arbeitnehmer:innen das angesparte Guthaben für Sabbaticals, Eltern- oder Pflegezeiten oder einen vorzeitigen Ruhestand.

Arbeitgeberbeteiligung: Eine zusätzliche finanzielle Beteiligung des Arbeitgebers kann die Attraktivität des Modells erhöhen und mehr Mitarbeiter zur Teilnahme motivieren.

Lebensarbeitszeitkonto auszahlen lassen

Was passiert, wenn Mitarbeitende sich das angesparte Guthaben auszahlen lassen möchten?

Steuerliche Aspekte: Bei der Auszahlung des Guthabens werden die Beträge als reguläres Einkommen behandelt und unterliegen der Lohnsteuer. Dies kann vorteilhaft sein, wenn Sie sich in einer niedrigeren Steuerklasse befinden.

Sozialversicherungsbeiträge: Auch Sozialversicherungsbeiträge werden bei der Auszahlung fällig, was in der Ansparphase nicht der Fall ist.

Kündigung oder Unternehmenswechsel: Im Falle einer Kündigung oder eines Wechsels des Arbeitgebers sollte die Vereinbarung klar regeln, wie mit dem angesparten Guthaben verfahren wird.

Gesetzliche Regelungen Zeitwertkonten

Das Wertguthaben ist schriftlich zu dokumentieren. Bei Lebensarbeitszeitkonten handelt es sich in der Regel um eine Betriebsvereinbarung oder eine individuelle Vereinbarung mit der:dem jeweiligen Arbeitnehmer:in. Ein gesetzlicher Anspruch auf ein Lebensarbeitszeitkonto besteht nicht. In der Vereinbarung sollten die Bedingungen für die Führung des Kontos sowie die Regelungen für den Fall einer Kündigung oder Krankheit detailliert festgelegt werden.

Eine klare und transparente Regelung ist essenziell, um Missverständnisse und rechtliche Auseinandersetzungen zu vermeiden. So sollte zum Beispiel genau definiert werden, wie das Wertguthaben im Falle einer Unternehmensinsolvenz behandelt wird. Auch die Frage, was mit dem angesparten Guthaben passiert, wenn die:der Arbeitnehmer:in das Unternehmen verlässt, sollte im Vorfeld geklärt werden.

Die rechtlichen Rahmenbedingungen für Lebensarbeitszeitkonten sind in Deutschland im Sozialgesetzbuch (SGB IV) geregelt. Hier wird unter anderem festgelegt, dass das Wertguthaben auf einem separaten Konto zu führen ist, um sicherzustellen, dass es im Falle einer Insolvenz des Arbeitgebers geschützt ist. Zudem sind Arbeitgeber verpflichtet, das Wertguthaben ordnungsgemäß zu verwalten und regelmäßig über den Stand des Kontos zu informieren.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die steuerliche Behandlung des Wertguthabens. Wie bereits erwähnt, sind die Einzahlungen auf das Zeitwertkonto zunächst steuerfrei. Dies gilt jedoch nur, solange das Guthaben nicht entnommen wird. Bei der späteren Auszahlung werden die angesammelten Beträge dann als reguläres Einkommen behandelt und unterliegen der Lohnsteuer. Dies kann insbesondere dann von Vorteil sein, wenn die:der Arbeitnehmer:in in der Entnahmephase in eine niedrigere Steuerklasse fällt, da sie:er weniger Einkommen versteuert.

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Praktische Umsetzung und Herausforderungen

Die Einrichtung und Verwaltung von Lebensarbeitszeitkonten erfordern eine sorgfältige Planung und Organisation. Unternehmen müssen sicherstellen, dass die entsprechenden rechtlichen und administrativen Strukturen vorhanden sind, um die Konten korrekt zu führen. Dies umfasst nicht nur die Erfassung der einbezahlten Beträge und Zeiten, sondern auch die regelmäßige Information des Mitarbeitenden über den Stand ihres Wertguthabens.

Ein weiteres wichtiges Thema ist die Absicherung des Wertguthabens. Da das angesparte Guthaben über einen langen Zeitraum hinweg aufgebaut wird, muss gewährleistet sein, dass es auch im Falle einer Insolvenz des Arbeitgebers sicher ist. Hierfür gibt es verschiedene Modelle, wie zum Beispiel die Absicherung über einen Treuhänder oder eine Versicherungslösung. Arbeitgeber sollten gemeinsam mit ihren Arbeitnehmer:innen die beste Lösung für die Absicherung des Wertguthabens finden und diese in der Vereinbarung festhalten.

Für Mitarbeitende ist es zudem wichtig, sich frühzeitig mit den Möglichkeiten und den Bedingungen eines Lebensarbeitszeitkontos auseinanderzusetzen. Eine fundierte Beratung durch den Arbeitgeber oder externe Expert:innen kann dabei helfen, die Vor- und Nachteile eines Langzeitkontos zu verstehen und die richtige Entscheidung zu treffen. Gerade in Bezug auf die Steuer- und Sozialversicherungsrechtlichen Aspekte sollten Mitarbeitende sich gut informieren, um die vollen Vorteile eines Zeitwertkontos nutzen zu können.

Ein häufiges Missverständnis ist, dass Lebensarbeitszeitkonten nur für hochbezahlte Arbeitnehmer:innen attraktiv sind. Tatsächlich können auch Beschäftigte mit mittlerem Einkommen von den Vorteilen eines Langzeitkontos profitieren. Es kommt auf die individuelle Lebensplanung und die gewünschten Freistellungen an. Für viele Menschen ist es eine wertvolle Möglichkeit, Beruf und Privatleben besser in Einklang zu bringen und gleichzeitig ihre finanzielle Zukunft abzusichern.

Vor- und Nachteile eines Zeitwertkontos

Trotz der vielen Vorteile gibt es auch einige Nachteile, die beachtet werden sollten:

Planungsaufwand: Die Einrichtung und Verwaltung eines Lebensarbeitszeitkontos erfordern eine sorgfältige Planung und Organisation seitens des Arbeitgebers und der:des Arbeitnehmer:in.

Insolvenzrisiko: Das angesparte Guthaben muss gegen Insolvenzen des Arbeitgebers abgesichert werden, was zusätzliche Kosten und Aufwände verursacht.

Steuerliche Nachteile bei Auszahlung: Obwohl die Einzahlungen steuerfrei sind, werden bei der späteren Auszahlung Lohnsteuer und Sozialversicherungsbeiträge fällig, was die finanziellen Vorteile mindern kann.

Chancen der Lebensarbeitszeitkonten

Lebensarbeitszeitkonten bieten sowohl Arbeitnehmer:innen als auch Arbeitgebern eine flexible und attraktive Möglichkeit, Arbeitszeit und -phasen individuell zu gestalten. Sie ermöglichen es den Beschäftigten, durch den Verzicht auf einen Teil ihres Gehalts oder ihrer Freizeit ein Wertguthaben aufzubauen, das ihnen später für längere Freistellungen oder einen vorzeitigen Ruhestand zur Verfügung steht. Arbeitgeber profitieren von motivierten und zufriedenen Mitarbeiter:innen, die die Möglichkeit haben, ihre Arbeitszeit flexibel an ihre Lebensumstände anzupassen.

Die korrekte Abrechnung und Verwaltung von Lebensarbeitszeitkonten erfordern jedoch eine sorgfältige Planung und die Einhaltung der rechtlichen Rahmenbedingungen. Unternehmen sollten sicherstellen, dass sie die notwendigen Strukturen und Absicherungen für die Führung von Zeitwertkonten bieten können. Gleichzeitig sollten Arbeitnehmer:innen sich gut informieren und beraten lassen, um die für sie optimale Nutzung eines Zeitwertkontos zu gewährleisten.

Letztendlich sind Lebensarbeitszeitkonten ein wertvolles Instrument, um den Anforderungen der modernen Arbeitswelt gerecht zu werden und sowohl Arbeitgebern als auch Arbeitnehmer:innen mehr Flexibilität und Sicherheit zu bieten.

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Über den:die Autor:in

Dr. Emily Dang

Dr. Emily Dang ist Produktmanagerin für den Bereich Entgeltabrechnung und TVöD der Haufe Akademie.
Sie war zuvor bei einem namhaften Versicherungsunternehmen als Trainerin für den Außen- und Innendienst tätig und verfügt über umfangreiche Erfahrungen in der Konzeption und Umsetzung von Bildungsmaßnahmen.

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