Bummeltempo bei digitaler Weiterbildung

Studie zeigt: zu wenig Weiterbildung gefährdet den Wirtschaftsstandort Deutschland

Weiterbildung ist wichtig – doch diese Überzeugung bedeutet noch lange nicht, dass Angestellte sich auch wirklich weiterqualifizieren. Das hat nicht nur Konsequenzen für ihre eigene Zukunftsfähigkeit, sondern auch für die ihrer Unternehmen und des Wirtschaftsstandorts Deutschlands. Dabei scheitert Weiterbildung oft an „Stoppern“, die HR und Business als gemeinsame Treiber leicht ausräumen könnten. Diese und weitere Erkenntnisse aus der aktuellen forsa-Studie der Haufe Akademie finden Sie in diesem Beitrag.

Bereits zum dritten Mal stellte die Haufe Akademie im Dezember 2020 in einer repräsentativen, unabhängigen forsa-Studie die Frage nach dem „Wert der Weiterbildung“, jetzt mit dem Schwerpunkt „So digital lernt Deutschland“. Rund 1.000 Angestellte gaben einen Einblick in ihr persönliches Qualifizierungsverhalten: Wie wichtig ist ihnen das Thema, was wünschen sie sich von ihrem Arbeitgeber, welche Veränderungen ergaben sich durch Corona und was sind Vorhaben für 2021? Spannende Erkenntnisse ergeben sich außerdem durch Vergleiche mit den Befragungen von 2013 und 2018.

Need for speed #1: Weiterbildung wird wichtiger – aber nicht für alle

Immer mehr Beschäftigte halten es für sehr wichtig, sich beruflich weiterzubilden. Gaben dies vor zwei Jahren noch 39 Prozent aller Angestellten an, waren es Ende 2020 bereits 46 Prozent.

Gleichzeitig wächst aber auch die Zahl der Befragten, für die Weiterbildung unwichtig ist, von zwei auf heute zehn Prozent. Die Schere klafft also weiter auseinander. Dabei fällt auf, dass die Relevanz von Weiterqualifizierung insbesondere bei den Beschäftigten über 45 Jahren sinkt – und dass Männer Weiterbildung für weniger wichtig halten als Frauen.

Need for speed #2: Corona wirkt wie ein Brennglas

Für dreiviertel aller Beschäftigten hat Corona keinen Einfluss auf den Wert von Weiterbildung. Allerdings verstärkt die Pandemie die Kluft zwischen den jungen, weiterbildungsmotivierten Angestellten und den älteren Weiterbildungsskeptikern. Unternehmen müssen entsprechend aufpassen, dass sich das Entwicklungstempo ihrer Organisation nicht verlangsamt, wenn ältere Mitarbeiter ihre Weiterbildung auf die leichte Schulter nehmen.

Need for speed #3: Treiber für (digitale) Weiterbildung benötigt

Obwohl die Beschäftigten den Wert von Weiterbildung klar erkannt haben, haben 40 Prozent der Befragten in den letzten zwei Jahren keine Qualifizierungsmaßnahme absolviert. Diejenigen, die sich weitergebildet haben, besuchten in 82 Prozent der Fälle eine Präsenzveranstaltung. Die Teilnahme an digitalen Formaten scheiterte bei knapp der Hälfte der Befragten an der Unterstützung durch ihr Unternehmen – sei es in finanzieller Hinsicht (14 Prozent), weil die technischen Voraussetzungen fehlen (9 Prozent) oder weil es keine Beratung zum oftmals unübersichtlichen Angebot gibt (23 Prozent). In den Unternehmen fehlen also die Treiber und Ermöglicher für Weiterbildung.

Need für speed #4: Mehr Angebote für mehr Zukunftsfähigkeit 

Wenig verwunderlich also, dass sich rund ein Drittel der Angestellten eine bessere Unterstützung bei der Auswahl geeigneter Qualifizierungsmaßnahmen wünscht. Und auch wenn 79 Prozent der Befragten mit dem Angebot ihres Unternehmens mindestens zufrieden sind, ist mehr oft mehr: Gut die Hälfte der Angestellten würde von einem größeren Weiterbildungsangebot und hier insbesondere von Blended-Learning-Formaten profitieren.

Innovationsstandort Deutschland benötigt eine Kultur des lebenslangen Lernens

Die forsa-Studie zum Wert der Weiterbildung – So digital lernt Deutschland zeigt: HR und Business sollten gemeinsam an einem Strang ziehen und zum Treiber einer neuen Lernkultur in Unternehmen werden. Um Mitarbeiter, Unternehmen und den Wirtschaftsstandort Deutschland zukunftsfähig zu halten, sollte Lernen fester Bestandteil des Berufsalltags werden – digital, individuell und lebenslang. Nur so kann der „need for speed“ erfolgreich abgebildet und die Zukunftssicherheit von Mitarbeitern und Unternehmen gewährleistet werden.

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