Verletzlichkeit zeigen, aber wie? So gelingts: 3 Dos & Don’ts

Gastbeitrag von Christa-Marie Münchow

Ist das Zeigen von Verletzlichkeit wirklich ein Katalysator für Teamwork, Innovation und wirkungsvolles Leadership? Wie gestaltet sich das ganz konkret? Ist es immer möglich, sich verletzlich zu zeigen? Gefährdet man dadurch nicht am Ende die eigene Karriere?

Erfahren Sie, wie Verletzlichkeit im Job am leichtesten zu einem guten Ergebnis führt. 

Dieses große Thema haben wir in den folgenden Beiträgen bereits beleuchtet:

Ganz wichtig: Ohne Rückgrat kann man keine Verletzlichkeit zeigen. Verletzlichkeit hat die Kraft viel Positives zu bewirken. Und doch kann es auch nach hinten losgehen, wenn man sozusagen das Kleingedruckte nicht beachtet. Daher möchte ich Ihnen die die folgenden Dos und Don’ts besonders am Herzen legen:

Verletzlichkeits-DOs: So gelingt es!

1.) In sich stabil bleiben & Präsenz zeigen

Verletzlichkeit zu zeigen kostet immer Mut und Überwindung, es geht immer mit einem mulmigen Gefühl und mit Risiko einher. Wer sich innerlich stabil fühlt, hat jedoch die Chance, Verletzlichkeit und Souveränität zu verknüpfen. Gleichzeitig ist es wichtig, diese Stabilität auch nach außen zu tragen und präsent zu bleiben. Man sieht es an Brené Brown: Sie macht sich unglaublich verletzlich, bleibt aber in einer starken Präsenz. Sie hat eine aufrechte Körperhaltung und knickt nicht ein. Wer dies im beruflichen Umfeld schafft, kann sich verletzlich zeigen und gleichzeitig Augenhöhe wahren.

2.) 100%ige Verantwortung für die eigenen Gefühle

Es geht bei Verletzlichkeit nicht darum, bei anderen Schuldgefühle auszulösen (das wäre Manipulation!), es geht auch nicht darum getröstet zu werden zu wollen. Worum es geht: Die eigene Wahrheit, die eigenen Gefühle klar und mit innerer Stabilität zum Ausdruck zu bringen. Dafür ist es unumgänglich, Verantwortung für sich selbst und die eigenen Gefühle zu übernehmen.

3.) Das Risiko anerkennen

Ja, Verletzlichkeit ist tricky. Und Verletzlichkeit birgt ein Risiko. Zum Beispiel das Risiko, belächelt zu werden. Denn Verletzlichkeit bedeutet, dass man sich öffnet. Das Wort verrät es: Wer sich verletzlich macht, kann verletzt werden. Nur dann ist es echt. Doch es gilt auch: Nur wer sich verletzlich macht, ermöglicht wahre Verbindung – was Teamwork, Innovation und Führungskultur katalysiert. Das Risiko ist da, es ist wichtig sich nichts vorzumachen und es anzuerkennen, aber es lohnt sich!

Verletzlichkeits-DON’Ts:

1.) Pseudoverletzlichkeit

Wer Verletzlichkeit „einsetzt”, um Anhänger zu gewinnen oder nicht zu unangenehmen Entscheidungen stehen zu müssen, ist auf der falschen Spur. Denn Verletzlichkeit hat keine Erwartungen, es ist ein aufrichtiger Versuch sich als Mensch zu zeigen.

2.) Die eigenen Grenzen zu weit verlassen

Verletzlichkeit braucht Mut, Verletzlichkeit bedeutet auch immer, die eigene Komfortzone ein wenig zu verlassen. Doch geben Sie Acht auf sich: Meilenweit von der Komfortzone entfernt zu sein – das ist zu viel. Bleiben Sie in einem Abstand zur Komfortzone, den Sie aushalten können.

3.) Never: Verletzlichkeit in einer Mobbing-Kultur

Wenn Sie in einer Unternehmenskultur mit reiner Machtorientierung und einer Mobbing-Kultur sind, kann Verletzlichkeit tatsächlich nur nach hinten losgehen. Wo Gefühle zum Erzfeind deklariert wurden, brauchen Sie sich nicht den Löwen zum Fraß vorwerfen.

Was tun, wenn die Unternehmenskultur noch nicht so weit ist?

Wenn die Unternehmenskultur zwar keine Mobbing-Kultur ist, jedoch macht-orientiert geprägt ist, gibt es eine erste Frage: Herrscht eine Grund-Gesundheit im Klima? Wenn ja, dann gibt es vielleicht noch eine Chance, dass Verletzlichkeit wirken kann. Da gilt es folgendes zu beachten:   

  • Verletzlichkeit anschlussfähig machen:
    Die Weisheit steckt manchmal im Detail: In Unternehmen, die stark hierarchisch geprägt sind, kann es helfen, die eigene Verletzlichkeit anschlussfähig auszudrücken. Anstatt von „Ängsten“, sprechen Sie dann zum Beispiel von „Bedenken“. Hören Sie gut hin welche Begriffe toleriert sind und bauen Sie Brücken!
  • Kulturinseln schaffen – Verbündete finden:
    Das Unternehmen ist zwar eher rau und etwas macht-orientiert, doch in Ihrem Team sieht das ein klein wenig anders aus? Suchen Sie sich Inseln, auf denen Verletzlichkeit willkommen ist und finden Sie Verbündete – so besteht die Chance, dass Ihre Teamkultur der echten Verbundenheit und der psychologischen Sicherheit zu Strahlen beginnt.
  • Schrittchen für Schrittchen:
    Verlieren Sie nicht den Mut, wo ein Unternehmen von einer offenen Kultur des Vertrauens noch weit entfernt ist, lohnt es sich mit kleinen Schritten voran zu gehen. Äußern Sie doch einmal an der Kaffeemaschine, dass Sie etwas bewegt – anstatt dies in einem offiziellen Meeting zu tun. Schrittchen für Schrittchen könnte sich etwas ändern und Menschsein darf ans Tageslicht.

So mögen wir in Deutschland zwar allgemein nicht in einer Kultur der Verletzlichkeit leben. Doch Schritte dahin sind möglich und könnten bereits Großes bewirken. Verletzlichkeit bedeutet meist auch Vor-Vertrauen. Man gibt etwas von sich preis, macht auf – das wiederum ermöglicht es anderen dasselbe zu tun, sozusagen ein Dominoeffekt. Jede und jeder einzelne hat es in der Hand, einen ersten Schritt zu wagen.

Ist das einfach? Nein. Willkommen außerhalb der Komfortzone! Verletzlichkeit braucht Mut!

“Wir können Mut oder Komfort wählen, aber wir können nicht beides haben. Nicht zur gleichen Zeit.“ Brené Brown

Und dennoch ist es möglich. Mit Verletzlichkeit ins Vorvertrauen zu gehen, kann Mauern überwinden und knifflige Teamsituationen lösen.

Daher mein Wunsch: Es braucht mehr Menschen, die Power der Verletzlichkeit leben, trauen Sie sich!

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