Verteiltes Arbeiten im Home Office, 100%-Online-Meetings und permanente virtuelle Kollaboration sind nicht mehr Vision, sondern wurden in kürzester Zeit zum neuen Standard. Die „Zwangsdigitalisierung“ trifft unvorbereitete Unternehmen hart. Erfahren Sie in diesem Beitrag, warum Sie gerade jetzt über Experimente nachdenken sollten.
Die Zukunft ist jetzt
Wenn man in einiger Zeit nach dem wesentlichen Treiber für die digitale Transformation in deutschen Unternehmen fragen wird, dann werden wahrscheinlich mehr Leute einen Virus nennen als eine betriebliche Funktion. COVID-19 zwingt uns bereits heute dazu, so zu arbeiten, wie Digitalisierungstreiber es uns seit Jahren predigen.
Nur etwa die Hälfte deutscher Unternehmen war laut einer von statista publizierten Umfrage Anfang März 2020 technisch in der Lage, ihren Mitarbeitern das Arbeiten im Home Office zu ermöglichen. Ein Umstand, der nun mit Hochdruck korrigiert wird. Jene, die in der Pre-Corona-Welt die technischen, organisatorischen und personellen Vorkehrungen für digitale Zusammenarbeit getroffen haben, können sich nun während der Krise auf das Wesentliche konzentrieren: Der Sicherung der Zukunftsfähigkeit des Unternehmens.
Aufbruch statt Zusammenbruch
Ein wesentlicher Aspekt, um auch nach der Krise wieder durchstarten zu können, ist die Sicherung und der Ausbau von Wissen und Fähigkeiten im Unternehmen. Denn Prognosen über die anstehende Veränderung der Arbeitswelt wie der Jobs of Tomorrow Report des Weltwirtschaftsforums, werden sich eher beschleunigen als anzuhalten. In der aktuellen Situation sehen wir, dass viele der prognostizierten sozialen und digitalen Skills bereits jetzt akut benötigt werden. Weiterbildungsanbieter wie die Haufe Akademie stellen dafür Notfall-Pakete zur Verfügung, die durch diese herausfordernde Zeit helfen und ein Unternehmen wieder handlungsfähig machen.
Doch obwohl viele nun kurzfristig handeln müssen, darf man die langfristige Perspektive nicht aus den Augen verlieren. Denn die derzeitige Krise sei auch eine historische Chance, um jene langfristigen Änderungen einzusteuern, die man aufgrund des Scheuens kurzfristiger Aufwände verschoben hat, meint Management-Berater Geoffrey Moore.
Von Social Distancing zu Social Learning
In den vergangenen Jahren vermieden es viele Unternehmen in eine Veränderung der Lernkultur zu investieren. Meine Kollegin Katrin Thieme-Wagner brachte dies mit dem Weiterbildungsdilemma gut auf den Punkt: Obwohl Lernexperten seit Jahren die Überlegenheit informeller Lernprozesse propagieren, investieren Unternehmen traditionell stärker in klassische Lernformate. Die Devise „Never change a running system“ ist jedoch nicht mehr gültig, da das System zum Halt gekommen ist und die Nachfrage sich stark verändert hat.

In Zeiten von „Social Distancing“ suchen Mitarbeiter nicht nur verstärkt nach Kanälen für informellen Informationsaustausch, sondern brauchen auch schnellen Zugriff auf relevante Inhalte, um Kompetenzlücken on-the-job zu schließen. Anbieter von digitalen Kollaborationstools wie MS Teams oder Slack berichten über eine Vervielfachung der Nutzung. Und auch der Traffic auf digitalen Lerntools wie unserer Learning Experience Plattform hat sich in den letzten Wochen exponentiell gesteigert. Nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass sich die in der Grafik dargestellten 80% informellen Lernens nun zu 100% ins Netz verlagert haben.