Berufliche Weiterbildung: Von den Anfängen bis heute

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Monja Eberlein, Learning Experience Strategist, und Christian Friedrich, Leiter Digital Learning Solutions, von der Haufe Akademie im Interview über die Vergangenheit und die Zukunft beruflicher Weiterbildung.

Mit der Corona-Pandemie gab es im Bereich Weiterbildung einen großen Digitalisierungsschub. Wie hat diese Entwicklung digitales Lernen verändert?

Christian Friedrich: Mit Corona und der zweieinhalb Jahre andauernden Pandemie hatten wir aus einer Alternativlosigkeit heraus einen Schub auf verschiedene digitale Themen. Digitales Lernen hat sich allerdings nicht maßgeblich verändert. Es ist nur moderner, passender und individualisierter geworden. Was sich verändert hat ist der Blick Digitalität. Wir machen heute Dinge digital im Bereich Weiterbildung, die es vorher nur in Präsenz gab. Durch Erfahrungen in Unternehmen und beim Einzelnen hat man festgestellt: Oh, so schlimm ist es gar nicht. Dieser Aha-Moment hat maßgeblich stattgefunden während der Pandemie.

Monja Eberlein: Das, was man heute tut, ist nicht viel anders als früher. Die Motivation hat sich allerdings verändert. Vor der Pandemie ging es in Digitalisierungsprojekten häufig darum günstiger, schneller und effizienter zu werden. Man hat weniger auf die Chancen und Möglichkeiten geschaut, die mit der Digitalisierung einhergehen. Heute stehen die neuen Möglichkeiten und die andere Lernqualität im Vordergrund: Mit digitaler Weiterbildung können Unternehmen in der akuten Bedarfssituation direkt loslernen. Oder in neue Themen reinschnuppern ohne große Genehmigungsaufwände und ohne großes Risiko. So bekommen Mitarbeiter:innen Lust, auch mal über den Tellerrand zu blicken. Effizienz und der Anspruch „schnelle Weiterbildung für alle” sind in den Gesprächen in den Hintergrund gerückt – obwohl digitales Lernen das nach wie vor leisten kann.

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Wo geht eurer Meinung nach die Reise hin im Bereich berufliche Weiterbildung?

Christian: Die nächsten Jahre werden von einem deutlich größerer Individualisierungsgrad geprägt sein. Wir werden erleben, dass Lernen, Qualifizierung und Weiterbildung, in welcher Form und Granularität auch immer, wesentlich von Assistenzsystemen gestützt sein werden. Im Guten wie im Schlechten. Das Thema KI wird es ermöglichen, dass wir weit personalisierter und individualisierter verschiedene Dinge tun können. Und das nicht nur im negativen Sinn. Das Navi hat es im Auto auch geschafft, die Straßenkarte zu ersetzen.

Wie seht ihr digitales Lernen in Unternehmen verankert?

Monja: Es ist nicht mehr so, dass man entweder digitale oder analoge Angebote hat. Unternehmen haben meist eine digitale Grundversorgung, auf die sie mit weiteren digitalen und nicht-digitalen Weiterbildungsangeboten aufsetzen. Es hängt allerdings stark von der Branche und der Unternehmensgröße ab, in der wir uns bewegen. Den größten Gap nehme ich im Mittelstand wahr. Hier ist die Digitalisierung allgemein häufig nicht so weit fortgeschritten, wie sie das gerne wäre. Zudem ist die Personaldecke im Mittelstand sehr dünn. So bleibt für strategische Personalentwicklung und Weiterbildung nicht die Zeit. In den Konzernen ist es schon Usus, eine bestimmte Zahl an digitalen Bausteinen im Weiterbildungskonzept zu haben. Viele mittelständische Unternehmen starten gerade erst in das Thema „Digitales Lernen“. Dafür empfinde ich kleine und mittelständische Unternehmen oft entscheidungsfreudiger. Sie probieren eher aus. Da wird ein Anbieter bei einem guten Bauchgefühl auch einfach mal ausgetestet. Und wenn es nicht passt, wird zur Not eben nochmal gewechselt. Das ist bei Konzernen natürlich nicht so leicht.

Christian: Deutschland ist in Summe nicht da, wo wir im internationalen Vergleich sein sollten. Auch im Bereich der Weiterbildung. Das gilt nicht nur für die Frage nach der Digitalisierung, sondern grundsätzlich nach dem Bewusstsein, wie wichtig heute und morgen Weiterbildung in Summe für Unternehmen ist. Wir sprechen über Fachkräftemangel, Recruiting Talent, High Potentials. Das ist nicht im unbegrenzten Maße vom Markt möglich. Wenn ich es nicht recruiten kann, stellt sich die Frage: wie kann ich es entwickeln? Dabei ist egal, ob die Entwicklung digital, analog oder hybrid stattfindet. Weiterbildung ist alternativlos. Die Themen, die kommen, kommen schnell und sind anders, vielfältig, dynamisch und komplex. Dem Markt hinterherzulaufen, weil man versäumt hat die eigenen Leute zu qualifizieren ist ungeschickt.

„Weiterbildung ist alternativlos.”

Welche Rolle kann digitales Lernen spielen, um den Fachkräftemangel zu lösen?

Christian: In seiner Granularität hat digitales Lernen einen maßgeblichen Vorteil gegenüber vielen anderen Fortbildungsformaten. Ich bekomme Themen schneller in die Breite der Organisation. Des Weiteren kann ich durch Personalisierung und Individualisierung Weiterbildung fokussierter und passgenauer anbieten.

Monja Eberlein (Learning Experience Strategist, Haufe Akademie) und Christian Friedrich (Leiter Digital Learning Solutions, Haufe Akademie) im Interview mit Alexandra Abletshauser.

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Über den:die Autor:in

Alexandra Abletshauser

ist Content Marketing Managerin für den Bereich Corporate Learning Solutions.

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